Es ist nichts neues, das sich im Rock und Metal Bereich die Texte nicht nur um belanglose Themen drehen oder einfach nur in den Tag hinein gesungen werden. Einige Bands beschäftigen sich in ihren Songs mit den großen Dingen, die die Welt bewegen oder prägten. Gute Beispiele wären hier wohl IRON MAIDEN oder SABATON mit ihrer Geschichtsbewältigung. Doch auch die Kanadier von ANVIL gehören zu den gesellschaftskritischen Formationen.
Auch wenn man es vielleicht nicht auf den ersten Blick sehen will, wenn sich Frontsau Steve „Lips“ Kudlow mit Dildo in der einen und Gitarre in der anderen Hand auf der Bühne zum Affen macht. Doch es steckt mehr dahinter, als man erahnen kann. So stechen einem nach der ersten Hörprobe von „Legat At Last“ sofort „Glass House“ mit seiner Kritik am gläsernen Menschen, „Food For The Vulture“ mit feinem Akustik-Mittelteil und „Plastic In Paradise“ ins Ohr und Auge. ANVIL liefern nicht nur Stoff für die Gehörgänge sondern auch fürs Gehirn, was ja bekanntlich auch nicht schadet.
Man stellt sich die Frage, warum es für Steve und seinen Kumpel und Schlagzeuger Robb Reiner nie zum ganz großen Durchbruch reichte. Ein Grund könnte sein, dass den Kanadier nie der ganz große Hit gelang wie zum Beispiel den Kollegen von SLAYER oder METALLICA. Wenn man jemanden nach einem Song von ANVIL fragt, muss man schon Glück haben, dass man eine Antwort bekommt. Doch mit „Legal AT Last“ könnte sich das ändern, denn der Aufrüttel-Song „Plastic In Paradise“ hat alles was ein Hit braucht. Wütender, stampfender Beginn, ehe nach ca. 40 Sekunden Steve anklagend in Ozzy Manier auf die Zustände in dieser Welt hinweist. Danach folgt der wunderbare Refrain, der sich sofort in die Gehirnwendungen hineinfräst und dort nicht mehr weggeht. Chris Robertson am Bass sorgt für die doomige Untermalung und Mr. Dildo singt wahrscheinlich so gut wie nie zuvor, ehe er am Ende ein Riff-Feuerwerk von allererster Güte abfeuert. Wäre dieser Song 30 Jahre früher erschienen hätte ihn wohl keiner verstanden.
Doch das Niveau wird leider nicht gehalten, so tümpeln das fröhliche „Bottom Line“, das nervige „Talking To The Wall“ oder „Glass House“ mit zu aufdringlichen Refrain nur so dahin ohne viele Gefühle zu erzeugen. Doch wer die Jungs kennt, der weiß, dass man nicht alles so ernst sehen darf und das diese Truppe nicht nur für harte Arbeit, Schweiß und Blut steht, sondern auch viel Spaß hat bei dem was sie macht. So reicht ein Blick auf das aktuelle Cover mit einem riesigen Bong, der im Look eines Ambosses einem Engel Freude bereitet. Wie Frontmann Steve glücklich erzählt ist sein kurzem in Kanada ein neues Marihuana Gesetz beschlossen worden und es ist okay, ANVIL sind okay, ihr dürft uns jetzt mögen. Somit ist klar, auch wenn in den Songs zum Nachdenken angeregt wird, soll man trotzdem seinen Spaß haben.
„I’m Alive” kann man als interne Bandhymne sehen, wenn man die Geschichte der Truppe kennt. Klassische Hard Rock Nummer gepaart mit typischen Gitarrenklängen. Bleibt hängen genau wie „Food For The Vulture“. Schöner Titel, der etwas härtere Töne anschlägt. Ein weiterer doomiger Brecher ist „Said And Done“ mit einprägsamer Melodie, die sich richtig in einen hinein schlängelt und nicht mehr hinaus will. Der Opener „Legal At Last“ kommt dagegen dreckig daher, dass ein gewisser Lemmy wohl seine Freude damit gehabt hätte. Da man mit den beiden Vorgänger Alben mehr als zufrieden war, entschied man sich auch diesmal wieder für Martin ‚Mattes’ Pfeiffer als Produzent, der unter anderem für UDO sein Können bereitstellte und für Jörg Uken um den Sound zu mischen. Und wie man hört, war hier ein eingespieltes Team am Werk.
ANVIL machne genau das was ihnen und ihren Fans Freude bereitet und es ist toll, dass sie nie aufgaben, denn es wäre wirklich schade um diese sympathische und bodenständige Band. Auch wenn nicht jeder Song als Meilenstein betrachtet werden kann ist die Dichte an tollen Songs doch bemerkenswert und mit „Plastic In Paradise“ ist ihnen vielleicht der erhoffte Brecher gelungen und wenn nicht, traue ich mir mein linkes Ei zu verwetten, dass dieses Lied live für geile Atmosphäre sorgen wird.
Tracklist „Legal At Last“:
1. Legal At Last
2. Nabbed In Nebraska
3. Chemtrails
4. Gasoline
5. I’m Alive
6. Talking To The Wal
7. Glass House
8. Plastic In Paradise
9. Bottom Line
10. Food For The Vulture
11. Said And Done
12. No Time
Gesamtspielzeit: 60:20