EXIT TO EDEN gehörten zu den Vertretern des Goth´n Roll und auch wenn die Gothic Szene zum Beispiel in unserem Nachbarland Deutschland sehr groß ist, so führt sie bei uns in Österreich eher ein Schatten-Dasein. Dabei liegt es definitiv nicht daran, dass nicht qualitätsvolle Musik produziert würde. Dennoch gehen die Wiener EXIT TO EDEN ihren Weg unbeirrt weiter, und veröffentlichten kürzlich die EP „Love And Other Nightmares“. Das nutzten wir dazu, Sänger Bernie sowie Gitarrist David zu einem Interview zu bitten.
Hallo! Beim Erscheinen eurer letzten Platte vor fünf Jahren hatte ich bereits die Gelegenheit, euch ein paar Fragen zu stellen. Nun habt ihr „Love And Other Nightmares“ veröffentlicht, und so ist es wieder einmal an der Zeit, euch die Gelegenheit zu geben, von euch zu erzählen.
Was ist seit dem letzten Album alles geschehen?
Bernie: Sehr, sehr viel. Leider und Gottseidank! Mitten im Recording Prozess zu „Love And Other Nightmares“ ist uns der Bassist aus privaten Gründen abhandengekommen. Und wir waren lange auf der Suche nach dem richtigen Label für uns, welches wir in NRT Records gefunden haben. Die Lücke des Bassisten wurde positiv aufgefüllt, wir haben neue Videos gedreht, die EP fertig gemacht und released, und nun versuchen wir uns nicht darauf auszuruhen, sondern den Schwung mitzunehmen und uns für die nächste vollwertige Produktion nicht so lange Zeit zu lassen.
Nach wie vor ist Österreich, was die Gothic-Szene betrifft, eher schwach aufgestellt. Gibt es dennoch genug Gelegenheiten für Live-Auftritte?
Bernie: Ganz ehrlich, Österreich ist eine Katastrophe. Vor allem als österreichische Band. Ich weiß nicht woran das liegt, aber Local Support ist für viele ein wahres Fremdwort.
Die Gothic Szene teilt sich nach wie vor in viele Subgenres, und die größten sind nach wie vor EBM und Electro. Da tut sich in Österreich recht viel. Aber für Gothic-ROCK Bands gibt es so gut wie keine Anlaufstellen. Dankenswerterweise setzt sich der Schattenweltverein auch für unsere Nische stark ein und bietet uns hie und da Auftrittsmöglichkeiten in ganz Österreich. Aber auch da kann es vorkommen, dass EXIT TO EDEN die einzige Band des Abends ist, die mit der klassischen Vierer-Besetzung, und Instrumenten, die nicht aus dem MacBook kommen, spielt.
„Love And Other Nightmares“ beschäftigt sich mit dem Thema Liebe, und bereits im Intro betrachtet ihr die meisten Facetten dieses Themas. Warum habt ihr euch diesen Titel gewählt?
Bernie: Ich war immer schon ein Fan von Dualitäten. Ohne Gut kein Böse, Ying und Yang, Liebe und Hass, Dunkelheit und Licht… und aus diesem Grundgedanken entstand auch „Love And Other Nightmares, da die Liebe auch unschöne Seiten mit sich bringen kann. Und da wir die Emotion Liebe bewusst nicht steuern können, sind wir dem auch noch hoffnungslos ausgesetzt. Das fand ich wert, es näher zu beleuchten, und so finden sich auf dem Album sowohl Titel pro, als auch contra Liebe. Die schönen Seiten und die Nightmares. Von Selbstliebe („Without That Pain“) bis hin zu Gemeinschaft („GothNRoll Head“), Verlust („Bad Day“), Sehnsucht („EMS“) etc.
Das Cover zeigt eine rote Rose in einer blutigen Hand – also Schönheit und Schmerz in einem! Wer hat dieses Motiv ausgewählt?
Bernie: Mir gefiel die Idee der blutenden Rose in der Hand einer unschuldigen Frau von Anfang an. Es war wahrhaftig die Verbildlichung des EP Titels, und so hab ich mir die Kamera geschnappt, und dieses Bild geschossen, und war froh dass es auch bei den anderen Jungs so viel Anklang fand.
Die Gesangsstimme von Bernie kann einem wirklich das Gruseln lehren! Würdest du deine Sprechstimme ähnlich beschreiben?
Bernie: Ich denke nicht 😉 Meine Gesangsstimme hebt sich von meiner Sprechstimme schon deutlich ab. Viele, die mich zum ersten Mal live sehen, und mich vorher kennen, sind verwundert, was da aus mir manchmal rauskommt.
David: Darüber habe ich noch nie nachgedacht – haha – aber tatsächlich ist Bernie ein extrem ruhiger Typ mit einer angenehmen, fast schon erotischen Stimme
Von den meisten Songs geht ein sehr furchteinflößendes Flair aus. Welche Gefühle möchtet ihr damit in euren Hörern erzeugen?
Bernie: Angst wollen wir keine verbreiten, aber die Ernsthaftigkeit der Themen bedingt manchmal ein gewisses Flair. Wenn wir die unschönen Seiten des Lebens belichten, muss es auch authentisch sein, um ernstgenommen zu werden.
Besonders „Exorcizamus Te“ strahlt sehr viel Bedrohlichkeit aus, und wäre für jeden Horrorfilm geeignet. Gibt es hinter diesem Titel eine besondere Story?
Bernie: Ich denke, als ich den Text zu dem Song geschrieben hab, hatte ich „Supernatural“ gebinged. Und habe geträumt wie es wohl wäre, wenn eine Frau, die ich liebe, plötzlich von einem Dämon besessen wäre und ich ihn ihr austreiben müsste.
Musikalisch konnten wir dies gut einfangen, mit dem tatsächlich echtem lateinischen Exorzismus Text über den stampfenden Beats, und der „Befreiung“, die auch instrumental sehr gut untermalt rüberkommt.
David: Mir ging es genau darum, dieses Gefühl dem Hörer zu vermitteln. Ich fasse es somit als Kompliment auf, wenn der Song auch genauso ankommt
„Without That Pain“ hat viel von einer Ballade an sich! Lebt es sich eurer Meinung nach ohne die gelegentlichen Qualen der Liebe angenehmer?
Bernie: Gottseidank überwiegen die schönen Seiten der Liebe oft (solange sie noch vorhanden ist). „Without That Pain“ behandelt weniger das Thema Liebe an sich, sondern Depressionen, aber ja, es schwingt auch etwas wie das Thema Selbstliebe in dem Song mit.
Welche anderen Alpträume gibt es neben der Liebe für euch noch?
Bernie: Hass?
David: Das kann zum einen der Hass sein, oder die Liebe selbst, bzw. die damit verbundenen Emotionen wie Verlust, Einsamkeit, Schmerz oder gar Eifersucht und sämtliche Dramen.
Ist eine weitere Veröffentlichung dieser Songs im Zuge eines Full-Lenght-Albums geplant?
Bernie: Nein, das nächste Album soll ein Full-Length Album werden mit neuen Songs, denn auch wir wollen uns musikalisch weiterentwickeln. Vielleicht schafft es die ein oder andere Nummer im Acoustic Gewand als Bonus auf die CD.
Wird es in naher Zukunft auch die Gelegenheit geben, euch live zu erleben? (Anm.d.Red.: Interview vor dem Start der Covid-Verordnungen geführt)
Bernie: Also dieses Jahr steht ein Acoustic Gig in Wien an, nachdem der erste und letzte vor knapp einem Jahr so viel positives Feedback brachte. Sobald der Termin steht, folgt natürlich wie gewohnt eine weltweite Einladung.
David: Weiters sind wir derzeit in direktem Kontakt mit diversen Veranstaltern in Österreich mit unserem Label gemeinsam dran, auch Gigs außerhalb von Österreich aufzustellen.
Wieviel Zeit bleibt euch eigentlich für gemeinsame Treffen um Musik zu machen?
Bernie: Wir versuchen, uns einmal in der Woche (Samstag nachmittags) zu treffen. Das klappt mal mehr und mal weniger gut 😉
David: Wir treffen uns regelmäßig jede Woche, und vor Gigs auch schon mal öfters. Dazwischen gibt es auch Treffen in kleinerer Runde, wo es um den kreativen Part und das Songwriting geht. Da hilft es manchmal, wenn nicht alle anwesend sind, hehe!
Welche Hoffnungen habt ihr für die Zukunft eurer Band?
Bernie: Ich denke, wir werden mit der Musik die wir machen, immer eine Nische bedienen, ich für meinen Teil möchte diese Nische so groß machen, wie es nur geht!
David: Geträumt werden darf immer, von ausverkauften Stadion oder einer großen Headliner Tour. Ich für meinen Teil bin schon zufrieden, wenn die Leute auf unseren Gigs Spaß haben, und das auch auf uns reflektieren.
Wo würdet ihr gerne einmal spielen?
Bernie: Auf einem deutschen Goth Festival. Amphi, Mera Luna, WGT…
David: Ich würde eine Skandinavien Tour geil finden. Ich glaube, da wären wir mit unserer Musik auch gut aufgehoben
Was möchtet ihr unseren Lesern sonst noch sagen?
Bernie: Support your Locals!
David: Kauft unsere CDs und unsere Hauben!
Ich bedanke mich für die Beantwortung meiner Fragen und wünsche euch für die Zukunft alles Gute!