Wir machen bewusst unsere Musik und gehen unseren Weg

SABIENDAS wurden bereits 2006 in Nordrhein Westfalen gegründet, um sich über die Jahre mit ihren Releases und Gigs eine gute Fanbase aufzubauen. Bei so einem Konzert lernte ich die Truppe auch persönlich kennen, und ich packte die Gelegenheit nun beim Schopf, um Bandgründerin Alex und Vocalist Jan einige Fragen zur neuen Platte „Repulsive Transgression“ und weiteren Themen zu stellen.


…durchgezogen und mein Ding gemacht.Alex


Hallo! Ich freue mich sehr, über die Gelegenheit, euch ein paar Fragen zu stellen! Alexandra und ich kennen uns ja schon eine Weile, und ich habe euch auch schon einmal live erlebt – vor ein paar Jahren beim Barther Open Air. Für all diejenigen, die euch nicht kennen, möchte ich euch bitten, euch ein bisschen vorzustellen.

Alex: Hi die Alex hier. Ich bin die Gitarristin und habe die Band 2006 gegründet.

Jan: Ich, ich bin Jan, der Sänger von SABIENDAS und seit 2010 dabei.

Frage an Alexandra: Wie kamst du auf die Idee, in die weitestgehend männliche Death Metal-Front einzubrechen, wo hast du deine Mit-Musiker gefunden, und wie ist euer Bandname entstanden?

Alex: Ich wollte früher immer schon Gitarre spielen. Das war immer mein größter Wunsch. Deshalb beschloss ich 2006 eine eigene Band zu gründen. Lieber später, als nie. Dass es mehr Männer in dieser Musik-Sparte gibt, ist mir schleierhaft, und doch auch egal mit welchem Geschlecht man Musik macht. Ich musste mich da zwar Anfangs etwas durchkämpfen und wurde glaube ich, in den ersten Jahren von einigen Leuten nicht ganz so ernst genommen. Aber ich habe es durchgezogen und mein Ding gemacht. Meine Mit-Musiker habe ich auf verschiedenster Weise gefunden. Unser Sänger Jan z.B., kannte ich durch einen gemeinsamen Gig mit seiner damaligen Band. Dann hatte ich ihn durch Zufall auf dem Rewe Parkplatz bei uns um die Ecke wiedergetroffen. Da ich zu diesem Zeitpunkt einen neuen Sänger für SABIENDAS suchte, hatte ich ihn einfach gefragt, ob er nicht Interesse hätte, bzw. auf ein Bierchen bei uns im Proberaum vorbeikommen möchte. Danach war alles klar… das war der Sänger und die Stimme, die ich für SABIENDAS suchte. Unser Drummer Toni hatte ich auch auf einem Gig von uns kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt suchte ich auch einen neuen Drummer und er eine Band. Er hatte uns bei diesem Gig abgemischt, und nach der Sho hatte ich ihn einfach so gefragt, ob er nicht zufällig Drummer wäre. Glück gehabt, ja, und was für ein talentierter Drummer. Die ersten 4 Jahre war reger Wechsel bei SABIENDAS…bis ich endlich alle passenden Mitglieder zusammen hatte.

Der Bandname ist zufällig entstanden… ich wollte nicht einen typischen Namen, den viele benutzen. Ich hatte versehentlich im spanischen Wörterbuch gesucht, und ich dachte mir, den darf es kein zweites Mal geben, und er muss im Kopf bleiben und Sinn machen. „a sabiendas“ bedeutet übersetzt: absichtlich, wissentlich, bewusst was zu machen. Ich habe da einfach das A weggelassen, also nur SABIENDAS. Wir machen bewusst unsere Musik und gehen unseren Weg.

SABIENDAS gibt es seit 2006. Wenn ihr zurückblickt – was hat sich seither für euch verändert?

Alex: Man lernt mit den Jahren viel dazu. Wir sind ein eingeschweißtes Team geworden und sind viel rumgekommen.

Jan: Ich bin ja erst 2010 dazu gekommen, aber ich glaube in der gesamten Zeit war die größte Veränderung, dass es ab einem bestimmten Punkt keine Veränderung mehr gegeben hat. Wir haben seit Anfang 2011 ein konstantes Line-Up, wodurch sich auch unser Songwriting verbessert hat. Nun im Laufe der Zeit sind die Entfernungen zu den Auftritten länger, und die Bühnen in manchen Fällen etwas größer geworden. Aber ich denke, das sollte eine normale Entwicklung sein, wenn man entsprechend daran arbeitet. Wir sind ziemlich gut aufeinander eingespielt und es hat sich eine gewisse Aufgabenverteilung herauskristallisiert. Damit sind wir jetzt seit 2011 recht erfolgreich.

Wie schwer war es, in der Szene Fuß zu fassen?

Jan: Ach ich weiß gar nicht ob „schwer“ unbedingt das richtige Wort ist. Gerade am Anfang haben wir fast jede Gelegenheit genutzt aufzutreten, was manchmal auch sehr abenteuerlich war. Das Ruhrgebiet hat eine ziemlich große, aber auch sehr familiäre Szene. Es kann also sein, dass Leute dich ein paar Mal im Jahr auf verschiedenen Veranstaltungen live sehen. Ich denke, wichtig war, dass wir immer konstant präsent und aktiv waren und ständig an uns gearbeitet haben. Zusätzlich ist eben nicht nur wichtig einen guten Gig auf die Bühne zu bringen, sondern eben auch menschlich in guter Erinnerung zu bleiben und Konzerte dafür zu nutzen, andere Bands und Veranstalter kennenzulernen.

Darüber hinaus sollte man immer nah an seinem Publikum und seinen Fans bleiben. Wir sind nach den Shows immer am Merch-Stand präsent um CDs zu signieren, oder mit den Fans zu quatschen und Fotos zu machen. Ich kann nicht verstehen, dass manche Bands für sowas Geld verlangen. Kommt zum Glück in unserer Sparte nicht vor.

Mittlerweile habt ihr in eurer Heimat eine stabile Fan-Base! Deren Begeisterung habe ich ja damals am Barther Open Air erlebt. Wie ist es für euch, wenn ihr eure Fans dermaßen mitreißen könnt?

Jan: Na wie soll das sein? Geil ist es! Wenn man vor 300 Leuten spielt, die nur stehen und gucken, ist das schon gut. Deutlich mehr Spaß macht es trotzdem vor 50 Leuten zu spielen, die abgehen und Party machen. Am Geilsten ist es, wenn 300 Leute abgehen und Party machen. Haha. Ein besonderes Gefühl ist es, wenn man es schafft, ein Publikum nach zwei drei Songs auf seine Seite zu ziehen. Am Anfang checken die Leute einen ab und sind sich nicht sicher, was sie mit dir anfangen sollen. Wenn die dann am Ende der Show eine Zugabe wollen, fühlt sich das schon ziemlich gut an. Ich denke das geht allen so, die sich auf Bühnen stellen und Musik machen.

SABIENDAS - Alex & Jan

Nun zu eurer neuen Platte „Repulsive Transgression“! Wie lange habt ihr daran gearbeitet, und ist Songwriting Teamwork oder mehr eine Einzelleistung?

Alex: Ich glaube der gesamte Prozess von Beginn des Songwriting bis zur fertigen Aufnahme hat ungefähr ein Jahr gedauert. Wobei man sagen muss, dass wir währenddessen auch noch auf Tour waren und noch zwei Festival-Shows gespielt haben. Das war auch ganz gut, so hatten wir die Gelegenheit zwei Songs im Vorfeld live zu spielen und konnten schon mal sehen, wie das neue Material ankommt. Als Nebeneffekt konnten wir dann den Mitschnitt vom Chronical Moshers Open Air für unser Lyric-Video nutzen.
Was das Songwriting angeht kommt das wohl alles zusammen. Manche Songs sind wechselseitig überwiegend in Einzelleistung entstanden, wieder andere in Teamarbeit. Insgesamt ist aber Teamarbeit. Egal wie groß der Anteil ist. Am Ende fließen immer noch an einigen Stellen unterschiedliche Ideen bei den Arrangements oder dem Drumming ein. Wenn dann alles soweit steht schreibe ich dann den Text auf die fertigen Songs.

Gibt es zu den Tracks eine besondere Geschichte?

Jan: Besonders ist vielleicht „The Siege“. Christian kam zur Probe und meinte er hätte einen neuen Song dabei. Er hat in seinem Home-Studio den Song eingespielt und das komplette Schlagzeug programmiert. Das Ergebnis hat allen sofort so gut gefallen, dass wir den Song komplett so übernommen haben. Ich habe nur noch den Text geschrieben und fertig. Ansonsten gibt es eigentlich keine wirklich spektakuläre Geschichte zu den Tracks in Bezug auf ihre Entstehung. Wir haben insgesamt darauf geachtet die Stücke nicht mit Riffs zu überladen, und mehr mit Variationen gearbeitet. Klassische eingängige Strukturen und jeder Song hat sein „Signatur-Riff“.

Wo holt ihr euch die Inspiration für eure Musik?

Jan: Wir sind alle sehr beeinflusst durch den amerikanischen Death-Metal der frühen 90er Jahre. Manche würde es wohl Florida-Death nennen, wobei ja nicht alle wichtigen Bands aus Florida kamen. Hinzu kommen auch diverse Ableger aus England, Polen und den Niederlanden. Das soll aber auch nicht heißen, dass wir in nur in der Vergangenheit leben. Am Einfachsten ist es wohl, wenn man sagt, dass wir einfach die Musik machen die wir selbst gerne hören.
Was die Texte angeht, nun da liefern die unzähligen True-Crime Dokus oder True Crime Thriller eine Menge Stoff den man verarbeiten kann. Auf „Restored To Life“ ging‘s ja eher um klassische Horror-Geschichten, und in „Column Of Skulls“ um moderne und historische Folter- und Todesarten.
Auf „Repulsive Transgression“ geht es hauptsächlich um Kannibalismus und extreme Grenzüberschreitungen in Zusammenhang mit Verbrechen, und eben dem was Menschen anderen Menschen so antun können. In „Dungeon Keeper“ geht’s übrigens um einen berühmt/berüchtigten Landsmann von dir.

Normalerweise folgt auf einen Release eine Tour! Die ist ja durch die derzeitige Corona-Situation nicht möglich. Wie sehr belastet euch die derzeitige Lage?

Jan: Wir merken es schon. Unser Album wurde um einen Monat verschoben, und aus unserer „Release Party“ müssen wir jetzt endgültig eine „Allready Released Party“ machen. Aber die Szene im Ruhrpott ist treu und ich denke, wenn wieder Konzerte stattfinden dürfen, sind die Leute auch heiß auf Live Musik. Durch die Absage diverser Shows fallen auch diverse Einnahmen weg, und man hat außer dem Internet keine Möglichkeit das Album zu präsentieren. Eigentlich war alles vorbereitet. Neues Album, neues T-Shirt usw. Ihr könnt ja mal auf unserer Homepage vorbeischauen.
Da SABIENDAS auch vier Wochen quasi nur im Home-Office stattfinden konnte, haben wir allerdings schon einiges an neuem Material zusammengetragen, und können an Songs für das nächste Album arbeiten.

Wie seht ihr den Einfluss dieses Virus auf die Metal-Szene?

Jan: Nun was wohl an manchen Stellen ein Problem sein kann, ist die Tatsache, dass die meisten Veranstaltungen einfach ins nächste Jahr geschoben wurden, und dadurch kaum Slots frei werden. Es geht ja nicht nur uns so, aber dadurch geht auch einfach Zeit verloren. Die Szene selbst ist gerade sehr solidarisch. Wenn man sich mal auf Social Media-Profilen der Festivals umschaut, sind die Leute alle daran interessiert, ihre liebgewonnenen Festivals und Clubs am Leben zu halten. Die Leute spenden Geld, kaufen Getränkegutscheine ohne zu wissen wann Clubs wieder öffnen, oder kaufen spezielle T-Shirt-Editionen. Wenn hoffentlich im Herbst wieder Konzerte stattfinden können, denke ich auch, dass viele kleine Underground-Shows gut besucht sein werden.

Leider habe ich es seither zu keinem eurer Gigs mehr geschafft. Habt ihr eigentlich seither nur in Deutschland, oder auch im Ausland gespielt?

Jan: Wir haben uns ja 2015 auf dem Barther Metal Open Air getroffen. Im darauffolgenden Jahr waren wir mit Atomwinter für sechs Shows in England und Wales unterwegs. Naheliegend sind für uns auch immer Auftritte in den Niederlanden. 2018 sind wir dann nochmal auf die Insel zurückgekehrt. Diesmal hatten wir immer mit lokalem Support gespielt und sind von Wales über Manchester bis Glasgow und nach Edinburgh hochgefahren. Tour-Abschluss war dann in London. 2014 sind wir über Polen, Tschechien bis nach Serbien gefahren. Die Leute da sind total crazy was Metal angeht. Die feiern ab wie bei Thrash-Konzerten 1987.

Wart ihr eigentlich schon einmal in meiner Heimat Österreich?

Jan: Leider noch nie um dort zu spielen. Wenn du also einen Booker oder Veranstalter kennst, der Bock auf eine Deutsche Death-Metal-Band hat, die ihm die Ohren frei pustet, darf er sich gerne sofort bei uns melden! Wir hatten uns aber mehrmals schon beim Kaltenbach Open Air beworben. Leider bisher ohne Erfolg.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?

Jan: Nach dem Album ist vor dem Album, würde ich sagen. Da wir momentan viel Zeit haben, werden wir an neuem Material arbeiten und natürlich wieder so viel wie möglich live spielen, wenn es die Situation wieder zulässt. Wir haben auch noch ein paar Ideen für neues Merchandise im Hinterkopf. Mal sehen was sich davon umsetzen lässt. Da wir jetzt in Bezug auf unserer Plattenfirma einen Schritt gemacht haben, ein weiterer Plan, auch andere Prozesse auf ein etwas professionelleres Level zu heben.

Zum Abschluss möchte ich euch noch um ein paar letzte Worte an unsere Leser bitten!

Bleibt gesund und haltet die Ohren steif! Wie man bei uns sagt 😉
Supportet Eure Bands und Clubs und besucht viele Konzerte, wenn es wieder geht.

Vielen Dank für dieses Interview und ich wünsche euch viel Erfolg mit dem neuen Album!

Jan und Alex: Danke Elisabeth, es war uns eine Ehre und eine Freude!

 

 

 


www.sabiendas.com

 

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