Einst schwammen MUSHROOMHEAD etwas im Schatten von Truppen wie SLIPKNOT (auch wegen den ähnlichen Masken), DISTURBED und KORN mit. Ähnlich wie dem One-Album-Wonder DROWNING POOL ging es dann den Amerikanern, zumindest in Europa so, dass sich Leute, inklusive mir dachten: Ach, die gibt es noch? Nach den durchaus starken Alben „XX“ (2002) und XIII“ (2003) veröffentlichten die Herren zwar immer noch moderne Alternative/New Metal Alben mehr oder weniger regelmäßig in Abständen von drei bis sechs Jahren, doch wirklich viel beschäftigt habe ich mich mit der Truppe auch nicht mehr. Außerdem gab es seit dem letzten Werk noch einige Besetzungswechsel am Gesang und mit Tommy Shaffner einen neuen Gitarristen.
Dennoch war ich nun gespannt, wie Album #9 „A Beautiful Life“ klingt und man fast zwei Dekaden nach der Hochkonjunktur des Genres noch Akzente setzen kann, vor allem, das sich nun mit Napalm Records ein großes, europäisches Metal-Label die Truppe unter den Nagel gerissen hat. Schon das Artwork zeigt, dass sich die Herren aus den Staaten grundsätzlich treu geblieben sind und auch musikalisch, erkennt man die Truppe, die nach der Aufnahme von Steve Rauckhorst und Jackie LaPonza nach wie vor drei Sänger mitbringt, relativ schnell. Düstere, leicht industrielle Synthies, groovige Riffs und die prägnanten Vocallines sind nach wie vor einzigartig, Parallelen zu den genannten Truppen zu erkennen, aber auch weitere Einflüsse wie PANTERA („Madness Within“), DEVILDRIVER („I Am The One“) sind spürbar. Dennoch haben MUSHROOMHEAD definitiv ihren eigenen Vibe. Die Kombination aus außergewöhnlichem Riffing, düsteren Synthies und Keyboards sowie zahlreichen Details und Spielereien funktioniert zwar nach wie vor wunderbar, doch es mangelt dem aktuellen Werk etwas an Hits. Das erste Drittel treibt relativ spurlos an einem vorbei, auch wenn hier handwerklich alles stimmt und es eigentlich auch kaum echte Kritik gibt. Erst mit dem fiesen Stampfer „What A Shame“ können die Schwammerlköpfe erste richtige Akzente dank dichter und bedrohlicher Atmosphäre setzen. Auch das an eine abgefahrene Version von SAVATAGE erinnernde Klavier-Intro von „Pulse“, das zusätzlich mit weiblichen Vocals von Jackie, die eigentlich viel zu selten zum Einsatz kommt, punkten kann, sowie die treibende Hymne „Carry On“ gehen als kleine Hitkandidaten durch.
Auffällig ist im späteren Verlauf vielleicht auch noch die Horror-Ballade „The Time Has Come“, die mit unterkühlten Synthies und ein paar Disco-Beats an FEAR FACTORY erinnert. Beim ruhigen und doch auch bedrohlichen „11th Hour“ können die beiden Herren Jason Poson und Steve Rauckhorst gesanglich noch zeigen, was sie wirklich drauf haben und überzeugen dabei auf jeden Fall. Zuletzt möchte ich noch das überaus hymnische und eingängige „The Flood“ als Anspieltipp nennen.
Wie bereits erwähnt, ist auf „A Wonderful Life“ kaum etwas zu bemängeln und das restliche Material das immer wieder zwischen düster, groovend und hymnisch schwankt kann sich auch hören lassen, wobei die Bonus Tracks doch deutlich abfallen und man sich das Opern-Intro und –Outro durchaus hätte sparen können. Das Songwriting ist aber gelungen, die Abwechslung vorhanden und es gibt ein paar Hitkandidaten, die sich auch entfalten, wenn man ihnen die Zeit lässt. Das Genre New Metal werden MUSHROOMHEAD zwar nun nicht seinen zweiten Frühling tragen, doch Fans sollten hier auf jeden Fall zugreifen.
Tracklist „A Wonderful Life“:
1. A Requiem For Tomorrow
2. Madness Within
3. Seen It All
4. The Heresy
5. What A Shame
6. Pulse
7. Carry On
8. The Time Has Come
9. 11th Hour
10. I Am The One
11. Where The End Begins
12. Confutatis
13. To The Front (Bonus)
14. Sound Of Destrcution (Bonus)
15. Another Ghost (Bonus)
16. Lacrimosa (Bonus)
Gesamtspielzeit: 72:10