Roh und von Herzen

THEOTOXIN gehören seit 2016 zur gar nicht so kleinen Black Metal Szene in Österreich. Im Gegensatz zu anderen Bands sind die Wiener jedoch sehr eifrig was das Produzieren von Alben betrifft, liefern zwischendurch auch düstere Live-Gigs ab, und demnächst erscheint bereits das dritte Full-Lenght-Album. Nun hatte ich die Gelegenheit, mich mit Drummer und gleichzeitig Bandgründer Flo, sowie dem Sänger Ragnar, Fragen über die Band, das neue Album, und darüber hinaus einige andere Themen zu stellen, die mir ausführlich beantwortet wurden.


Füge hier ein cooles Zitat oder Teaser ein!Bandmitglied


Euch gibt es ja erst seit vier Jahren, dennoch hattet ihr bereits ein paar Lineup-Wechsel. Ist es schwer, eine Band am Leben zu erhalten?

F: Die Line-up Wechsel waren natürlich nicht alle unbegründet. Ich habe THEOTOXIN mit einer gewissen Vorstellung vor vier Jahren ins Leben gerufen, und diese Vorstellung möchte ich auch umsetzen. Die Lineup-Wechsel waren notwendig um jedes Mal einen Schritt weiter zu gehen. Ich verlange einfach 100% Hingabe und Einsatz. Wenn ich merke, jemand will oder kann das nicht, trennen sich unsere Wege. Das klingt hart aber erspart jedem Beteiligten Ärger und Zeit. Dennoch hat jeder zu diesem Zeitpunkt sein Bestes gegeben und dafür bin ich den Leuten auch dankbar. Aber wenn es nicht mehr passt, dann passt es einfach nicht mehr. Außerdem denke ich, dass es für eine Band besser ist, eine Person zu haben, die das Ruder übernimmt als fünf Individuen, die alle ihren Kopf durchsetzen wollen. Genau mit dieser Strategie wird THEOTOXIN auch weiterhin funktionieren.
Ragnar: Musiker zu finden, die zueinander passen, bei denen es keine zu großen Differenzen gibt und die trotzdem kreativ sind und Ideen einbringen, ist letztlich immer schwierig. Persönlich denke ich, dass wir mit THEOTOXIN jetzt ein stabiles und produktives Lineup gefunden haben, auch wenn ich hier das „jüngste“ Mitglied bin. Persönlich mache ich eine Band genau solange sie mich begeistert, ich mich verwirklichen kann und mich mit den andren Mitgliedern persönlich und musikalisch verstehe. Wenn einer dieser Punkte einmal nicht mehr gegeben ist, zögere ich keinen Moment, einen Schlussstrich unter eine Band für mich zu ziehen. Am Ende des Tages ist eine Band immer nur so gut, wie Ihre Mitglieder und deren Energie bzw. Fähigkeit für die gemeinsame Sache zu brennen.

THEOTOXIN - Ragnar & F
Demnächst bereits eure dritte Platte! Das steht für viel Kreativität und Fleiß! Wer ist denn da so eifrig bei euch?

F: Wie gesagt, das komplette Songwriting mache ich, wobei Fabian am Ende manchmal noch Melodien bearbeitet und dem Ganzen den Feinschliff verleiht, nachdem Ragnar und ich an einer Nummer gemeinsam gearbeitet haben. Allerdings habe ich bei diesem Album die Lyrics komplett an Ragnar abgegeben, da er sein Handwerk, sowohl als Sänger als auch als Texter, mehr als nur versteht. Außerdem läuft abseits des Songwriting viel im Hintergrund, und dabei arbeitet jeder mit, sodass die Dinge funktionieren, wie sie sollen. Da ziehen wir an einem Strang! Anders geht es, meiner Meinung nach nicht – sonst bleibt man ewig eine „Local Band“ die im Proberaum hockt und immer in den selben drei Locations spielt.
Ragnar: Florian ist der „Master-Mind“ und der Kopf der Band. Vor allem in puncto Songwriting liefert er 90% aller Riffs und Drumlines. Ich nehme die einzelnen Riffs, schreibe die Texte dazu bzw. entwickle meine Grundideen über die Struktur, die ein Song bekommen soll. Anschließend wird zusammen im Proberaum arrangiert und wir machen den Song gemeinsam fertig. Dabei ist es meist so, dass auch die anderen Mitglieder ihre Ideen einbringen und wir so zum notwendigen Feinschliff kommen. Es kommt auch immer wieder vor, dass andere Mitglieder einzelne Riffs einbringen – je nach dem, wo etwas dazupasst. Aber im Großen und Ganzen halte ich es für sinnvoll, wenn der Großteil des Songwritings von einer Person erbracht wird, die die Riffs schreibt. So ist es einfacher zu gewährleisten, dass die Songs stilistisch zusammenpassen. Als Sänger ist es von großem Vorteil, wenn du arrangieren kannst und ein entsprechendes Gespür für die Musik hast. Ich glaube, dass man erst dann sein Potential als Vokalist voll ausschöpfen kann. Das gelingt mir bei THEOTOXIN sehr gut und die Zusammenarbeit mit unserem Mastermind ist angenehm und einfach.

Ich hab euch zuletzt am 4.1.2020 als Vorband von BATUSHKA gesehen, und ihr habt einen sehr intensiven Gig abgeliefert. Wie war dieser Abend für euch?

F: Wir hatten leider mit einigen technischen Problemen zu kämpfen aber das kann passieren und gehört dazu – auch damit kann man umgehen. Eine aggressive und intensive Show ist uns sehr wichtig. Black Metal ist und bleibt aggressiv und soll einfach gefährlich sein, das vergessen die meisten heut zu Tage.
Ragnar: Ich tue mir im Nachhinein immer schwer einen Gig zu beurteilen, da hier alles intuitiv passiert. Wir planen keine Shows / Showeinlagen. Black Metal ist etwas Rohes und kommt von Herzen – wer also bei der Show dabei war, wird erlebt haben, wie der Abend für uns bzw. mich war.

 

Wie schwer hat euch eigentlich die Corona-Pandemie getroffen? Musstet ihr viel absagen?

F: Da wir mit THEOTOXIN dieses Jahr eher noch mit dem Album Aufnahmen und dessen Feinschliff beschäftigt waren, fielen die Gig Absagen bei uns nicht so ins Gewicht, bei AGRYPNIE hingegen (bei denen ich ebenfalls als Schlagwerker zugange bin) schon eher. Gerade Festivals wie das Summer Breeze, Darktroll und das Way of Darkness taten uns weh, wobei das ganze halt dann nächstes Jahr stattfinden wird.
Ragnar: Für mich war die Corona-Zeit eine willkommene Zeit, um wieder etwas mehr in Einkehr zu leben und weniger unter Menschen zu sein. Ein äußerst heilsamer Prozess. Bandtechnisch waren wir wie Florian bereits sagte, vor allem damit beschäftigt, das Album in der Perfektion auf die Straße zu bringen, wie wir uns das vorgenommen haben.

Ihr hättet ja euren nächsten Gig am 25.9. in St. Pölten! Was ist eure Vermutung – wird das möglich sein?

F: Dazu können wir nicht viel sagen, aber es wird sicher demnächst ein Statement seitens des Veranstalters geben.
Ragnar: Für mich machen Konzerte solange keinen Sinn, solange wir von Sitzkonzerten oder extremen Abstandsregeln und somit von 300er Locations mit 80 Besuchern sprechen. Solange diese Regeln nicht fallen, macht es auch für Veranstalter aus meiner Sicht kaufmännisch keinen Sinn, Konzerte zu organisieren. Du musst hier Gagen von Bands, Flüge und Hotels zahlen – wie soll das funktionieren?!

Die Veranstaltungsbranche und die Musikschaffenden hat die Pandemie schwer getroffen. Gerade Black Metal Konzerte finden ja oft in kleineren Locations statt. Glaubt ihr, dass es noch eine Chance gibt für den Underground?

F: Mit dem Begriff „Underground“ tue ich mir ein wenig schwer, weil Death und Black Metal eigentlich immer Underground sein wird, aber ich denke und hoffe natürlich, dass sich nach dieser Seuche einige Locations wieder aufrappeln werden.
Ragnar: Der Underground stirbt letztlich nie. Du kannst ja auch kein Feuer mit Benzin löschen?!

Nun zu eurem neuen Album „Fragment : Erhabenheit“! Der Titel würde darauf hinweisen, dass es der Beginn eines Zykluses sein könnte. Stimmt das?

F: Das ist korrekt. Da ein Fragment das Teil eines Ganzen ist, es aber offen lässt wieviele Teile es gibt.
Ragnar: Wir haben gemeinsam lange überlegt, bevor wir uns für einen Titel entschieden haben, aber er passt für mich einfach wie die Faust auf´s Auge. Die Musik, das Artwork und der Titel sind ein stimmiges Gesamtkonstrukt geworden und die Texte repräsentieren ein Fragment dessen, was sich in meinem Kopf abspielt.

THEOTOXIN - Ragnar & F
Das Artwork ist sehr mystisch, aber auch bedrohlich und brutal! Was drückt es für euch aus?

F: Für das Artwork ist Jose Gabriel Sabogal verantwortlich, ein hervorragender Künstler aus Peru, der bereits mit Bands wie TAAKE, WHOREDOM RIFE etc. zusammengearbeitet hat. Ich wollte bestimmte Dinge auf dem Cover haben, einen bestimmten Farbton sowie eine gewisse Atmosphäre und ich denke Jose hat das perfekt umgesetzt. Zudem hat er uns das komplette Booklet Design gezeichnet was dem ganzen Album, meines Erachtens nach, eine gewisse Kälte verleiht und man wirklich merkt wieviel Herzblut in dem ganzen Ding steckt.

Was könnt ihr mir zum Album erzählen? Gibt es eine besondere Geschichte dazu?

F: Wir haben das Album diesmal in Deutschland bei Markus Stock (SUN OF THE SLEEPLESS, EMPYRIUM, etc.) aufgenommen. Das Klangschmiede E Studio schien für uns die richtige Wahl zu sein, da Markus am ehesten zu wissen schien, wie wir klingen wollen und dies tatsächlich in der Lage war, perfekt umzusetzen. Es waren sehr intensive Tage und Sessions mit ihm, die aber schließlich dazu geführt haben das jeder zu 100% zufrieden und er ein guter Freund der Band geworden ist. Der komplette Studioaufenthalt war sehr angenehm und produktiv.
Ragnar: Als Textschreiber gibt es zu jedem Titel, der sich auf dem Album befindet eine persönliche Geschichte. Ich behalte diese Geschichten jedoch für mich. Jeder soll und darf die Texte interpretieren, wie er, sie oder es es für richtig hält.

Wie lange habt ihr daran gearbeitet?

F: Im Oktober 2019 haben wir mit den Schlagzeugaufnahmen angefangen, danach kam der Rest. Man darf hierbei nicht vergessen, dass das Klangschmiede E Studio ungefähr 8 Autostunden von Wien entfernt liegt. Daher haben wir die Gitarren und den Bass DI in Wien bei Norbert Leitner aufgenommen und diese dann von Markus reampen lassen. Für die Vocals und den Mix sind wir dann jeweils noch ein paar Tage zu Markus ins Studio gefahren. Es ist zwar hart 8 Stunden Autofahrt – ca. 9 Stunden mixen – 5 Stunden schlafen – und dann wieder 8 Stunden zurück nach Wien, aber wenn man das Beste aus einer Produktion rausholen möchte, dann nimmt man so etwas gerne auf sich.
Ragnar: Insgesamt hat der Prozess dieses Album zu schreiben und aufzunehmen ungefähr etwas über ein Jahr gedauert. Im Jänner 2019 bin ich zu THEOTOXIN gekommen, habe mich monatelang intensiv mit Texting und Arrangements beschäftigt und im November 2019 die Vocals im Studio bei Markus aufgenommen. Das Album war auf jeden Fall ein hartes, aber geniales Stück Arbeit.

Black Metal wird ja von Laien oft mit Satanismus gleichgesetzt, und das macht einigen Angst! Mit eurer Musik sagt ihr jedoch aus, dass sich die Leute mehr vor Religionen fürchten sollten. Hab ich das richtig interpretiert?

F: Meiner Meinung nach ist der Glaube nichts Falsches oder Verwerfliches. Es steht jedem frei zu glauben; auch die Umsetzung und die Ausführung bleibt jedem selbst überlassen, allerdings sollte man nie jemand Anderem seinen Glauben aufzwingen, nur weil man glaubt sein Götzenbild wäre das einzig Richtige welches es zu verehren gilt. Ich persönlich fühle mich nicht bedroht oder ähnliches, es ist nur leider Fakt, dass der Glaube viele Menschen zu grausamen Taten getrieben hat und nach wie vor treibt.
Ragnar: Black Metal ist eine Kunstform mit sehr roher Energie. Dass damit nicht jeder umzugehen versteht, ist völlig klar. Daher kommt es oft zu Vorurteilen, Schubladendenken, Angst, oder sonstiger Kategorisierung. Ich halte dies prinzipiell für gut, da es den Black Metal genau dazu macht, was er ist: Eine Underground-Musikrichtung, die nur wenige Menschen wahrhaft zu erleben in der Lage sind.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?

F: Natürlich, gerade jetzt unter dem Banner von AoP Records, eine Plattenfirma die uns zu 100% unterstützt, wird noch einiges kommen. Unsere Agenda für dieses Jahr ist noch nicht abgearbeitet und somit könnt ihr noch einiges erwarten. Die Arbeit hört nie auf und das sollte sie auch nicht.

Gibt es sonst noch etwas, das ihr unseren Lesern sagen möchtet?

Ragnar: Haltet durch. Black Metal Konzerte kommen wieder!

Dann bedanke ich mich für dieses Interview, und ich wünsche euch für die Zukunft alles Gute!

 

 

 


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