No matter how hopeless the situation is

ANDERWELT sind schon länger eine feste Größe in Österreich, eine starke Live-Band auch auf Platte ein Garant für außergewöhnliche Erfahrung. Auch auf ihrem neuesten und wohl ambitioniertesten Werk „2084“ zeigen die Düster Post-Metaller wieder was alles in ihnen steckt. Sowohl musikalisch als auch textlich wird man hier samt dichter Atmosphäre in eine dysoptische Zukunftvision gezogen. Wir haben bei der Band mal nachgefragt, was uns denn in dieser düsteren Zukunft so erwartet.


Füge hier ein cooles Zitat oder Teaser ein!Bandmitglied


Hi Jungs, wie fühlt ihr euch jetzt kurz nach dem Release von „2084“?

Simon: Hallo zusammen! Wir sind unendlich froh, dass das Album endlich heraußen ist! Das ganze Prozedere hat schließlich vier Jahre gedauert, und es waren ein paar Tiefpunkte dabei. Jetzt sind wir umso mehr dankbar, dass es überall so gut ankommt. Und natürlich sind wir angepisst, weil die Release-Tour verschoben werden muss, andererseits können wir uns glücklich schätzen, dass wir die Live-Präsentation in der Stadtwerkstatt (Linz) gerade noch über die Bühne gebracht haben. Danke an dieser Stelle an die zivilisierten Besucher und Veranstalter!

ANDERWELT - Phil & Simon

Phil: Absolut. Wir hoffen nur, dass wir den Drive ein wenig nützen können, und es uns nächstes Jahr dann möglich wird einige gute Live-Shows spielen zu können um das Album zu promoten.

Seit eurem Debüt ist schon einige Zeit vergangen – hat das Werk einfach so viel Zeit gebraucht, oder wart ihr anders beschäftigt?

Simon: Erstens haben wir uns beim Entstehungsprozess Zeit gelassen, dann nochmal alles über den Haufen geschmissen, d.h. mit neuem Konzept von vorne begonnen. Beim Aufnahmeprozess haben wir es uns auch nicht leicht gemacht. Es sollten schließlich alle in der Band mit dem Material zufrieden sein, bevor es auf Platte verewigt wird. Die andere Challenge war, dass wir Andi (unser Cellist) vor einem Burnout bewahren wollten (lacht). Er war im Songwriting involviert, aber auch beim Recorden, Mixing UND in der Grafikabteilung!

Phil: Auch muss man anerkennen, dass sich Songs in dieser Länge nicht einfach aus dem Ärmel schütteln lassen. Um da die Spannung über 10-15 Minuten erhalten zu können, ist es definitiv nötig, mal wieder ein paar Wochen darüber zu schlafen, und man darf auch keinen Bammel davor haben die Songstruktur nochmal umzuwerfen. Auch wenn es lange gedauert hat, so finde ich hat es sich gelohnt.

Simon: Ja. Weil du gefragt hast, ob wir auch anders beschäftigt waren, fällt mir ein, dass Andi und ich nebenbei zum Haus renovieren angefangen haben…

Wie seht ihr nun auf „Schattenlichter“ zurück, wo ihr nun eine direkten Vergleich mit dem neuen Werk habt?

Simon: Ich finde, es ist eine logische Weiterentwicklung. Nach dem Besetzungswechsel kam – nicht zu vergessen – die EP “Trinity Of Decay“, mit der wir die musikalische Entwicklung zu „2084“ vorgegeben haben.

Phil: Richtig. Schattenlichter war an diversen Stellen noch um vieles “punkiger”, diese Ausflüge sind nun weniger geworden und wir waren beim neuen Album mehr von klassischem Metal inspiriert. Denn auch wenn es heißt, wir sind oft langatmig und vieles ist langsamer als bei anderen Bands, das ein oder andere Brecher-Riff haben wir trotzdem am Start!

Wie hat sich die Pandemie auf das neue Werk ausgewirkt? (Zum Konzept kommen wir gleich). Hattet ihr dadurch mehr Zeit oder wurde es dadurch eher schwieriger?

Simon: Naja, wir hatten es insofern leichter, dass wir den Release und das Video zu “Pax“ besser vorbereiten konnten, weil Live-Konzerte ausgefallen sind. Im Oktober haben wir zum Glück das richtige Zeitfenster erwischt um wenigstens eine kleine aber feine Release-Show mit 40 Besuchern spielen zu können. Alles andere versuchen wir nachzuholen. Jetzt hoffen wir auf eine baldige Vinyl-Lieferung…

Phil: Die Musik war vor allem schon fertig als die Pandemie ausbrach. Böse gesagt, diese kam uns nur vom dahinterliegenden Konzept gelegen, aber wir möchten diese Analogien auch nicht überstrapazieren – wir hoffen ja, dass 2021 alles wieder relativ normal wird.

ANDERWELT - Phil & Simon

Ihr habt ein extrem spannendes Konzept hinter „2084“, wie kam die Inspiration dazu und was wollt ihr mit dem Inhalt bewirken?

Phil: Wir haben einfach überlegt, welche Story wir über das Album packen könnten, die einerseits dystopisch genug wirkt aber andererseits auch den Bezug zur Realität nicht verliert. Dann haben wir uns auf eine Auswahl an Büchern geeinigt, welche als Vorlage in Frage kommen. Nach dem Lesen von 1984 war mir klar, das passt so gut in unsere Zeit, das müssen wir einfach nehmen.

Könnt ihr die Titel kurz näher erörtern?

Die Titel unserer vier Songs entsprechen den vier Ministerien aus 1984. Da gibt es jeweils eines für Liebe (Luv), Frieden (Pax), Überfluss (Plenty), und Wahrheit (Truth). Die Nummern selbst beziehen sich textuell nicht rein auf diese Ministerien, sondern versuchen in Kürze die Geschichte wiederzugeben, auch haben wir teilweise Originaltext übernommen (Anm. Red.: z.B. “Under the spreading chestnut tree…“), jedoch mit unseren eigenen Beobachtungen aus der Realität garniert. Etwa, indem wir nicht mehr von Parteien sprechen, sondern von Gruppen allgemein. Jeder von uns fühlt sich zu irgend einer Gruppe zugehörig, und alle sind wir in den Informationsblasen unserer Gruppe(n) gefangen.

Wie liefen Songwriting und Aufnahmen generell ab? Gab es große Unterschiede zum Vorgänger?

Simon: Im Prinzip wars nicht viel anders als beim Vorgänger, entweder Andi oder ich kommen mit mehr oder weniger fertigen Songs oder -bausteinen in den Proberaum und sehen bzw. spüren schnell ob Begeisterung herrscht oder nicht, wenn wir sie anspielen. Wenn´s Gefühl positiv ist, feilen wir dran weiter bis die Songs passen. Danach kann man es sich ein wenig wie Puzzle bauen vorstellen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sich leichter zusammenstellen lässt, wenn es ein Konzept- ein Bild dazu gibt.

Wie lange reift so ein Song bei euch oder wie viele Versionen durchläuft so eine lange und komplexe Komposition, bis sie so perfekt klingt? – ich meine, die Tracks klingen sehr perfektionistisch durcharrangiert und wirken als würde man hier nichts dem Zufall überlassen.

Phil: Ja, und das ist auch das worauf wir bei diesem Album am meisten stolz sind. Da sind schon viele Iterationen dabei, und so manchen Song haben wir auch in einer alten Version da und dort mal live gespielt. Da bekommt man dann ein wenig Gefühl dafür, in welche Richtung sich etwa das jeweilige Tempo weiterentwickeln muss, damit die Spannung erhalten bleibt, oder welchen Teil man sich zur Gänze noch einmal neu überlegt. Trotzdem müssen wir zugeben: das ein oder andere Gimmick ist natürlich per Zufall entstanden, und das ist auch gut so. Der Zufall kann manchmal ein sehr guter Ratgeber sein.

Eure Live-Shows sind immer ganz besondere Ereignisse, wird es zum Konzept passend da Anpassungen in Zukunft geben?

Phil: Nun, wir haben bereits stark überlegt wie wir unsere Live Show am Besten anpassen können, und auch ein paar Bühnenelemente, Beleuchtung, etc. selbst gebaut. Jedoch müssen wir zugeben, dieses Vorhaben ist durch den Mangel an Möglichkeiten live zu spielen gerade etwas in den Hintergrund gerückt. Sobald es jedoch mit den Live-Shows wieder los geht, werden wir uns überlegen wie wir das Konzept am besten integrieren können. Das Ganze ist ja am Ende weniger ein künstlerisches, sondern eher ein logistisches Problem – denn diese Elemente müssen wir ja auch zu den Bühnen bringen. Aber wir sind positiv gestimmt, dass sich ein paar Gimmicks selbst auf den kleinsten Bühnen ausgehen werden.

Morgen (zum Zeitpunkt des Interviews) erscheint ein Video zu „Pax“ was können wir da erwarten und wie liefen die Dreharbeiten?

Simon: Das war auch ein mega Projekt mit ewig langer Vorbereitungszeit, nach dem Brainstorming hab ich penibelst genau versucht ein Storyboard zu schreiben, das Thomas (Keplinger, Framepunk Guerilla) dann noch sortiert hat, um alle Szenen an einem Tag schnellstmöglich drehen zu können. Die Challenge war auch der Aufbau und die Materialbeschaffung zum Drehort nach Niederranna. Gut, dass das unser Drummer mit dem Traktor übernommen hat. Im Nachhinein können wir uns glücklich schätzen, das Ding noch vor dem Lockdown durchgezogen zu haben und dass alle Mitwirkenden so verlässlich waren. Das ist das Um und Auf bei so einem Filmdreh! Nehmt euch zwölf min Zeit und seht es euch einfach an, ich möchte gar nicht zu viel verraten, was euch da erwartet.

Videolink zu „Pax“:

 

Ihr habt die Not zur Tugend gemacht und statt einer klassischen Release-Show ein Zoom-Meeting mit den Fans gemacht. Wie lief das?

Simon: Erstens waren überraschend viele Leute dabei und zweitens hatten wir den offiziellen Teil überraschend schnell erledigt. Danach ging es umso länger- ich glaube bis um 3 Uhr früh- mit ein paar Freunden und einigen Getränken weiter. Man merkte, wie sehr sich jede/r in Lockdown-Zeiten nach Party sehnt…

Zu guter Letzt: Wie optimistisch seid ihr, was zukünftige Live-Aktivitäten betrifft?

Simon: Zurzeit steht alles noch in den Sternen. Auf Ö1 hab ich einen Beitrag gehört, dass der Champagner-Verkauf ein guter Indikator dafür ist, wann sich die Lage verbessert. Also beobachten wir erst mal die Champagner-Aktien!

Danke für die Zeit, alles Gute mit „2084“ und die letzten Worte gehören euch!

Simon: Dankeschön, hat uns sehr gefreut! Ok, dann schließen wir mit folgendem Statement: „It´s all about not giving up, no matter how hopeless the situation is.“

 


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