Die Scheinheiligkeit des wahren Metals

Ihr wollt wissen, was bei den Harbsbugern damals wirklich los war? Dann haben DRAGONY nun die Wahrheit für euch. Im neuen Album „Viribus Unitis“ erfahrt ihr nämlich was Kaiserin Sissi mit Zombies zu tun hat und warum Kaiser Franz Joseph eigentlich der erste Cyberpunk war. Wer das immer noch zu hoch ist, für den haben wir beim Power-Metal Freak, Gaming-Nerd und Zeitzeugen Siegfried Samer, der nebenbei bei DRAGONY auch noch singt, nachgefragt.


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Hi Siegi, wie geht es euch gerade so kurz nach dem Release eures neuen Albums?

Selbstverständlich hervorragend! Es war natürlich mal wieder ein hartes Stück Arbeit, das Album fertig zu stellen und rauszubringen – letztlich arbeitet man ja immer gut anderthalb Jahre mindestens an sowas. Da ist das dann schon ein bissl wie ein Baby zur Welt zu bringen, haha!

Wie und wann ist das Album „Viribus Unitis“ entstanden und wie hat euch die aktuelle Krise getroffen, oder vielleicht sogar geholfen, da man ja eventuell mehr Zeit hatte durch Ausfall von Tourneen und Festivals im musikalischen Sektor und eventueller Kurzarbeit, Homeoffice usw. im privaten Umfeld?

DRAGONY - Siegfried Samer

Die Arbeiten begannen im Herbst 2019, da starteten wir dann auch unsere Crowdfunding-Kampagne im Oktober. Die Hauptaufnahmen liefen dann im Frühjahr 2020 und waren natürlich ein bisschen durch Corona eingeschränkt, aber letztlich klappte auch alles einigermaßen zeitgerecht. Da wir ja keine Fulltime-Touring-Band sind hat uns Corona jetzt auch als Band nicht komplett aus der Bahn geworfen. Es war halt schon einigermaßen „zach“, wie der Österreicher sagt, aber machbar.

Habt ihr den Release-Plan mal verschoben oder hattet ihr Bedenken das Album jetzt zu veröffentlichen, wo ja noch nicht wirklich abzusehen ist, wann ihr das Material live präsentieren könnt?

Ja, eigentlich hatten wir als Releasetermin den Herbst 2020 angepeilt. Aber insbesondere durch das Signing mit Napalm Records wurde ein späteres Datum notwendig, und letztlich brauchten wir die zusätzliche Zeit ohnehin um fertig zu werden – wie das halt immer so ist.

Musikalisch seid ihr euch prinzipiell treu geblieben, habt euch aber, meiner Meinung nach, in so ziemlich allen Belangen nochmal steigern können. Seid ihr das neue Album in irgendeiner Weise anders angegangen als die Vorgänger oder seht ihr das als natürlich Weiterentwicklung?

Einerseits ist es sicher natürlich Weiterentwicklung, weil man seine Erfahrungen im Laufe der Jahre sammelt, aber wir haben schon bewusst mehr Augenmerk auf die Gitarrenarbeit diesmal gelegt, und auch eine moderne, druckvollere Produktion angestrebt. Ich denke, das ist alles aufgegangen und wir haben unser bisher ausgewogenstes Album abgeliefert, das sowohl den geradlinigeren Power Metal als auch unsere Symphonic-Anleihen aufweist, ohne aber zu sehr in die eine oder andere Richtung abzuschwenken.

Ein großes Augenmerk liegt an dem sehr kreativen und etwas abgefahrenen Konzept. Was kannst du uns zu der Idee und kurz und knackig zum Inhalt sagen?

Die Idee kam uns bei 70.000 Tons of Metal, als wir am Vorabend der Cruise noch ein wenig in Miami unterwegs waren und vermutlich das eine oder andere Kaltgetränk (möglicherweise alkoholisch) konsumierten. Wir sprachen über mögliche Albumkonzepte, und irgendwann schlug dann unser Bassist Herb vor, unseren Kaiser Franz Joseph doch einfach in ein Steampunk/Dieselpunk-Setting zu verfrachten und ihn zum „Cyberpunk Joseph“ zu machen. Und tja, der Rest ist wirklich „Geschichte“:

Wir erzählen auf „Viribus Unitis“ eine alternative Timeline der Zeit der k.u.k.-Monarchie, in der Kronprinz Rudolf Mayerling überlebt, danach aber in den Wahnsinn abdriftet und sich dunklen Mächten verschreibt. Er versucht letztlich, seine 1898 ermordete Mutter Elisabeth von den Toten zu erwecken. Das geht naturgemäß schief, und Sissi kommt als von Dämonen besessene Kaiserin der Verdammten zurück, und führt eine Zombie-Armee in den Krieg gegen die Menschheit. Letztlich kann nur der alte Kaiser, ausgerüstet mit einer mechanischen Rüstung von Nikola Tesla, als Cyberpunk Joseph seine ehemalige Gattin besiegen. Eh alles ziemlich offensichtlich, oder?

Den Donauwalzer als Intro zu verwenden ist schon ein cooler und mutiger Move. Was kannst du dazu erzählen bzw. gab es noch andere Ideen österreichisches Kulturgut einzuweben?

Ursprünglich hatten wir angedacht, sogar die alte Kaiserhymne als Intro zu nehmen. Die Melodie ist aber derzeit nach wie vor in Gebrauch – nämlich als deutsche Bundeshymne. Das hätte vielleicht für Missverständnisse gesorgt, und so haben wir uns für das vielleicht „österreichischste“ Musikwerk überhaupt, den Donauwalzer, entschieden. Der passt auch zeitlich richtig gut, da er im Jahr 1867 uraufgeführt wurde – in diesem Jahr beginnt auch die Story von Viribus Unitis mit dem Ausgleich von Österreich-Ungarn, über den wir im Album-Opener „Gods of War“ erzählen.

Neben MAJESTICA oder FREEDOM CALL seid ihr eine der Bands, die Power Metal Klischees nicht nur bedienen, sondern gerade zu zelebrieren. Zu polarisieren, ist euch ein Anliegen oder nötiges Übel, um die Musik zu spielen, die euch Spaß macht?

Ich würde sagen, beides! Man darf sich als Power Metal-Band glaube ich nicht zu ernst nehmen, das passt mit den super-fröhlichen und epischen Melodien einfach nicht zusammen. Dass man dann polarisiert, ist klar – wir sehen das gerade wieder sehr schön bei unserer letzten Single vom Album, „Legends Never Die“… Das ist eine fast schon poppige Nummer mit super-kitschigen Keyboards, und es ist herrlich zu sehen, wie da die ganzen über-„trven“ Metaller instant getriggert werden und sich in ihren Social Media-Kommentaren ergehen. Man sieht da aber auch schön die Scheinheiligkeit auch des vermeintlich „wahren“ Metals – denn eigentlich predigt der Metal ja immer Individualität und Verständnis für das „andere“; aber wehe man hat als Metaller dann auf einmal kurze Haare, dann ist das ja gleich mal ein Sakrileg! Ich muss sagen, wir sind amüsiert ob mancher dieser Reaktionen. Ich freu mich auch schon richtig aufs Review im Deaf Forever übrigens. Da bin ich gespannt ob wir diesmal vielleicht negativ-Punkte bekommen, haha!

Ihr macht offensichtlich keinen Hehl aus Einflüssen und so höre ich beim neuen Album HAMMERFALL, SABATON, MANOWAR, ganz frühe HELLOWEEN und auch SERENITY (dazu kommen wir sowieso noch), die ihr aber gekonnt in euren eigenen Sound einfließen lasst, heraus. Freuen oder ehren euch Vergleiche mit Genregrößen in Reviews oder nervt es manchmal?

Also mich persönlich freut das, und letztlich war das ja auch der Grund für mich, überhaupt mit DDRAGONY anzufangen: Ich mochte einfach diesen Power Metal der frühen 2000er-Jahre, mit dem bin ich aufgewachsen und der hat mich natürlich stark geprägt. Und wenn man dann eben quasi in dieselbe Kerbe schlagen will, dann kommen natürlich die Vergleiche mit den von dir genannten Bands. Ich finde das eher charmant dann, wenn man so gesehen in einer vergleichbaren Liga spielt wie die eigenen Vorbilder.

Mit Georg Neuhauser habt ihr ja von SERENITY nicht nur einen sehr begnadeten Sänger und Songwriter als Gast, sondern auch einen Experten in Geschichte. Wie hat er reagiert, als ihr ihn gefragt habt, ob er euch hilft die österreichische Vergangenheit mit Zombies, Laserwaffen und Cyberpunk aufzupeppen?

Zunächst mit schallendem Gelächter! Aber es hat ihm dann denke ich schon Spaß gemacht, zumal wir ihn ja als Sänger eines Parts von Kaiser Franz Joseph in der Storyline integriert haben – und da durfte er „Austriae Est Imperare Orbi Universo“ im Refrain schmettern; ich glaube, das wollte er immer schon mal machen, haha!

Georg singt ja auch auf einen Song mit und ihr hattet schon öfter Gastsänger, außerdem ein aufwändiges Konzept mit verschiedenen Charakteren und seid im symphonischen Power Metal daheim, schwirrt euch da nicht selbst auch oft eine Metal Oper á la AVANTASIA, VALLEY DOOM, AYREON und Co. im Kopf herum?

Das war ja ursprünglich der Plan für DRAGONY, als es noch das „Dragonslayer Project“ war – eigentlich war immer ein reines Studioprojekt als Rockoper gedacht. Es hat sich dann halt alles etwas anders entwickelt. Aber klar, nicht zuletzt auf Grund dieser ursprünglichen Ausrichtung wär eine Umsetzung einer Metal-Oper sehr verlockend. Wer weiß, vielleicht kommt das ja noch!

Als Siegfried und Sänger einer Power Metal mit Hang zur Geschichte und Österreich; wäre da nicht ein Konzeptalbum über die Nibelungen eine fast schon zu offensichtlicher Wahl?

Naja, irgendwie schon, andererseits hatten wir ja mit der Band „Siegfried“ vom Bruder Cle schon eine, die sich quasi ausschließlich diesem Thema gewidmet hat. Und außerdem musst du in der heutigen Zeit der manchmal schon überbordenden Political Correctness ja aufpassen, welche Themen du verarbeitest – gerade die Nibelungen haben ja auch eine gewisse historische Konnotation, die gerade für eine österreichische Band auch problematisch ausgelegt werden kann.

Gibt es Songs, die du aufgrund der Entstehung, des Inhalts oder anderen Gründen hervorheben möchtest – wenn ja, warum?

Ich würde da sicher „Gods Of War“ nennen, weil er ja ein Gast-Songwriting-Beitrag von Tommy Johansson von SABATON/MAJESTICA und Tomas Svedin (SYMPHONY OF TRAGEDY) ist. Ich fand das Songwriting der beiden bei letztgenanntem Projekt super, und daher hab ich da angefragt, ob sie nicht einen Song zu unserem neuen Album beisteuern würden. Erfreulicherweise hatten sie eben einen Track in Arbeit, den sie uns dankenswerterweise überlassen haben – und der wurde dann zu „Gods Of War“, der ersten Single des Albums. Und ich finde, er bereichert unseren Sound ungemein, da er erstmals dieses typisch skandinavische Metal-Element einbringt, das wir bislang sonst noch nicht so ausgeprägt hatten.

Auch wenn noch in etwas, aber hoffentlich nicht zu großer Ferne – gibt es Ideen für eine aufwändigere Bühnenshow passend zum Thema?

Ideen gibt´s immer viele, allein das Budget dafür meist nicht!

Wie geht es DRAGONY, eine verhältnismäßig (noch) kleinere Band beim heimischen Laben Napalm Records, die ja ein schier unendlich großes Roster haben und mit Bands wie DEVILDRIVER, HAMMERFALL, KAMELOT oder W.A.S.P. ja echte Großkaliber unter Vertrag haben? Hat man da trotzdem das Gefühl ebenso wichtig zu sein?

Erstaunlicherweise absolut! Also Napalm klemmen sich da richtig dahinter, auch bei uns als „kleinerer“ Band! Sprich man arbeitet da auf einmal mit einem ganzen PR-Team zusammen, hat eigene Produkt-Manager, und und und. Vorher bei Limb Music lief das natürlich etwas familiärer ab, da ist das Team entsprechend kleiner und die Kommunikation direkter, aber natürlich steckt dann bei einem Label wie Napalm einfach eine ganz andere Maschinerie dahinter. Wir haben jetzt für dieses Album auch sicher mehr Interviews gegeben als für alle drei vorherigen Alben zusammen – man merkt da schon den Unterschied. Aber natürlich werden auch die Ansprüche des Labels höher, da muss man dann auch als Band spuren und ordentlich Gas geben. Denn wie heißt´s so schön? Von nix kummt nix.

Zu guter Letzt sprechen wir noch über den Austropop-Elefanten im Raum. Ein geiles Cover von RAINHARD FENDRICH. Wie kam die Idee, habt ihr direkt angefragt und gab es bereits Feedback von der Legende oder seinem Management?

Wir haben da vor einiger Zeit schon mal beim Verlag angefragt, ja – dort wurde uns mitgeteilt, dass ein Cover möglich ist, sofern das Lied nicht verändert wird, also keine Bearbeitung im urheberrechtlichen Sinn gemacht wird, wie etwa eine Textänderung. Insofern haben wir uns dann für „Haben Sie Wien Schon Bei Nacht Gesehn“ entschieden und spielen diesen ja auch sehr straight wie im Original, weil er einerseits sehr gut zum Thema passt, da unsere Geschichte ja auch vornehmlich in Wien spielt, und andererseits weil für mich persönlich RAINHARD FENDRICH einfach eine DER Ikonen der österreichischen Musik ist, und zum „österreichischsten Power Metal Album aller Zeiten“ auch ein echter Austropop-Klassiker gehört, wie ich meine. So spannen wir eben den Bogen über mehr als 100 Jahre, von 1867 mit dem Donauwalzer von Johann Strauß bis nach 1985 zum Song von RAINHARD FENDRICH.

Danke für deine/eure Zeit und ich freue mich auf Live-Taten und ein baldiges, persönliches Wiedersehen!
Wie geht es weiter? Wünsche, Träume, Hoffnung oder sogar schon konkrete Pläne für 2021 und ein paar, vorerst letzte Worte an die Fans?

Wir hoffen, dass „Viribus Unitis“ gefällt und Spaß macht, und dass wir natürlich 2021 auch bald wieder live auftreten können. Ein bisschen wird´s zwar noch dauern fürchte ich, aber wir stehen in den Startlöchern! In diesem Sinne – bleibt gesund und glorreich!!

 


www.dragony.net

 

 

Band-Biografie (Quelle: Napalm Records)
Nach der zweiten Veröffentlichung „Shadowplay“ trat die Band bei großen europäischen Festivals auf und war 2016 Headliner des beliebten Wiener Donauinselfestes. Seitdem folgten DRAGONY mit zwei starken Veröffentlichungen und verstärkten ihre Position noch weiter. In Anlehnung an Fantasy-Szenarien eroberte die Band das 70.000 Tonnen schwere Metal Cruise und das legendäre Wacken Open Air. Wir sind stolz darauf, uns mit dem österreichischen Powerhouse zusammenzuschließen und sind bereit, Symphonic Power Metal auf das nächste Level zu bringen. Mehr auf: Napalm Records
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