Die TANZWUT ist wieder da! Teufel und seine Mitstreiter wollen mit ihrem neuesten Album, unabhängig von der Pandemie, die Leute, die vergessen haben zu leben, zurück in die reale Welt bringen. Das machen sie mit genanntem Werk auch ganz eindrucksvoll. Wir sprachen mit dem Fronter und Mastermind Teufel über dieses und jenes.
Hallo! Wie geht es euch aktuell so ganz ohne Konzerte?
Es ist für uns schon ein Einschnitt. Ich bin seit mehr als 30 Jahren unterwegs und mache Musik. So einen Stillstand gab es noch nie. Wir haben aber natürlich hinter den Kulissen gearbeitet. Wir wollten die Zeit so gut es geht nutzen. Wir haben fünf neue Videos zu unserem Album gedreht und den ersten großen Live-Auftritt beim Online Musik Festival absolviert. Es war natürlich komisch komplett ohne Publikum zu spielen. Wir haben uns aber versucht vorzustellen, dass Menschen vor der Bühne stehen. Ansonsten bin ich mit meinem zweiten Projekt noch stark beschäftigt, dem Marionettenbau und Marionettentheater. Das Projekt heißt Theatrum Diaboli.
Ich hab mir gerade euer neues Album „Die Tanzwut Kehrt Zurück“ angehört. Wollt ihr mit diesem Titel die Leute zurück ins Leben holen?
Wir hatten diesen Titel komischerweise schon vor Corona fertig. Er passte natürlich in Bezug auf die Pest im Mittelalter, in der ja die Tanzwutbewegung tatsächlich stattfand. Es war aber ein Zufall, dass wir diesen Titel in dieser Zeit geschrieben haben und er dann auf die Situation während der Corona Pandemie gepasst hat. Aber mit oder ohne Corona soll dieser Titel die Leute, die vergessen haben zu leben, zurückholen in das wirkliche Leben. In unserem Video wird diese Welt zwischen Mittelalter und heute dargestellt. Die Geißler, die die Pest als Strafe Gottes gesehen haben, und die Menschen, die in der jetzigen Zeit nur noch dem schnöden Mammon dienen. Und so kann uns nur noch die Tanzwut befreien, indem wir jeden Tag leben als sei es der letzte.
Wann ist der Gedanke in euch entstanden, ein neues Album zu machen?
Wir haben die ersten Ideen zur neuen CD schon im Jahre 2020 gehabt. Und zusammen mit unserem neuen Label NoCut ging es dann so richtig los.
Und wie seid ihr beim Songwriting vorgegangen, nachdem persönliche Treffen ja wohl eher problematisch waren?
Es ist heutzutage durch die moderne Technik ja kein Problem mehr ein Album in verschiedenen Studios aufzunehmen. Selbst, wenn ein Musiker in Paris und der andere in Berlin wohnt, wäre dies möglich. Wir haben aber auch schon in der Vergangenheit in vielen verschiedenen Studios aufgenommen. Also war die Situation nicht ungewohnt für uns. Die eigentlichen Aufnahmen fanden trotz allem in kleinen Grüppchen statt. Das ging mit Test und Maske und den gegebenen Bestimmung ganz gut.
Ein bisschen boshaft schmunzeln musste ich bei „Feine Menschen“, das eine richtige Abrechnung mit denen ist, die sich für was Besseres halten. Gehen euch die auch so auf den Wecker?
Ich bin ja in diesem Song eher der teuflische Betrachter des Geschehens und sagen wir mal, dass sich solche Dinge der Teufel persönlich ausgedacht hat. Die Scheinheiligkeit des Ganzen ist des Pudels Kern im Song. Die Machenschaften, die hinter jeglicher Fassade stecken. Deshalb heißt es auch im Refrain „viele Seelen folgen mir“.
Mit „Bis Zum Meer“ sprecht ihr wohl viele an, die vor Sehnsucht nach dem Meer fast umkommen! Geht es euch auch so?
Der Grundgedanke des Songs ist der Kreislauf des Lebens. Aber natürlich steckt auch unsere Sehnsucht und unsere Suche nach dem Sinn und dem Glück auf dieser Welt darin. Ich hatte das große Glück, dass wir das Video zu diesem Lied ja an der Ostsee gedreht haben. So konnte ich aus beruflichen Gründen ans Meer fahren. Das war natürlich wunderbar und ein großes Privileg.
Der Song „Pack“ ist in Co-Produktion mit SALTATIO MORTIS entstanden! Besteht da eine besondere kreative Freundschaft?
Die lieben Kollegen von Saltatio Mortis kennen wir schon sehr lange. Ich glaube, dass wir, als sie begannen, einen sehr großen Einfluss auf sie gehabt haben. Uns verbindet eine gemeinsame Geschichte und die Liebe zur Musik. Es wurde Zeit einmal einen Song zusammen zu machen. Der dazu entstanden Videoclip zu „Pack“ lässt auch erkennen, welchen ungeheuren Spaß wir dabei hatten.
Warum habt ihr dem Scharfrichter „Johann“ einen Song gewidmet?
Ich hatte vor rund 20 Jahren die Biografie von Johann Reichhart gelesen. Nur hatte ich bis dato keine wirkliche Idee diese unglaubliche Geschichte in einen 4 Minuten Rocksong zu packen. Diese Geschichte ist so unwahrscheinlich und unglaublich, dass es kaum möglich ist sie zu vertonen.
Würde man sie sich ausdenken, würden Viele einen für wahnsinnig halten. Was mich verwundert hat ist, wie wenige Leute diesen Teil der deutschen Geschichte kannten.
Und bei „Berlin“ kann man eine gewisse Hassliebe zu dieser Stadt heraushören. Warum?
Ich habe Berlin als eine alte Freundin beschrieben, zu der man immer wieder zurückkehrt. Ein treuloses altes Mädchen von dem man nicht lassen kann. Man weiß, dass man sie von Herzen liebt und ärgert sich im nächsten Moment das man wieder auf sie hereingefallen ist.
Ich habe vor der Wende im Ostteil der Stadt gelebt, hab den Mauerfall erlebt und so weiter. Oh ich denke, wenn ich jetzt diese Stadt betrachte, dass nur Berlin eine solch unglaubliche Verwandlung in den letzten 30 Jahren hatte.
Es ist eine Hassliebe, die mich wohl bis ans Ende meiner Tage verfolgen wird.
Bei „Virus“ ist ja klar worum es geht. Wie sehr ihr die Auswirkungen auf die Gesellschaft im Allgemeinen?
Das die Welt einmal so still stehen könnte, hätte wohl niemand gedacht. Das wir nicht auf die Bühne können, auch nicht. Aber das niemand vor der Pest oder auch vor Corona gefeit ist, wissen wir nun alle, ob Bettler oder Kaiser, die reichen oder die armen Länder.
Wie habt ihr die ruhige Zeit während den Corona-Lockdowns verbracht?
Wir haben versucht die Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Ich denke, dass sie bei uns alles andere als ruhig war. Sei es die neue CD oder die fünf Videos zum Album oder unser zweites Projekt „Theatrum Diaboli“, bei dem wir Marionettentheater spielen und ich in meiner Werkstatt Marionetten baue. Also keine Atempause, Geschichte wird gemacht…
Ihr werdet erst nächstes Jahr wieder auf Tour gehen. Glaubt ihr, dass es schon vorher größere Konzerte geben wird?
Wir hoffen es, aber hellsehen können wir leider nicht. Wir werden spielen, sobald es wieder möglich ist.
Ihr seid bereits auf vielen Festivals auch mehrmals aufgetreten. Auf welchem fühlt ihr euch am meisten heimisch?
Es gibt Festivals, bei denen wir sagen können, da sind wir mittlerweile sehr verwurzelt. Das ist zum Beispiel das Feuertanzfestival auf Schloss Abenberg und das WGT in Leipzig. Unsere mittelalterlichen Wurzeln liegen u. a. beim Kaltenberger Ritterturnier, bei dem wir schon seit über 20 Jahren auftreten.
Ansonsten, welcher Gig war für euch bisher das absolute Highlight?
Sei es Mexiko oder Russland – Ausland ist oftmals ein Highlight. Aber auch Städte in denen man viele kennt, wie München oder Berlin sind Highlights. Wenn 40.000 Menschen vor der Bühne die Arme in die Höhe recken, ist auch das etwas ganz Besonderes. Ich kann mich da nicht festlegen, da ich schon so viele Jahre unterwegs bin und so viele Erinnerungen und Highlights in meinem Herzen trage.
Gibt es einen besonderen Ort wo ihr einmal auftreten möchtet?
Im Kolosseum von Rom..
Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?
Wir wollen natürlich unbedingt wieder auf die Bühne. Wir hoffen, dass wir im März 2022 unsere Tour zum Album endlich spielen können.
Und zum Abschluss bitte noch ein paar Worte an eure Fans?
Die Tanzwut ist wieder da. Unterstützt uns mit aller Kraft. Seid Teil des großen Ganzen, seit Teil der Tanzwut Familie. Tanzt und lebt euer Leben.
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen und alles Gute für die Zukunft!