LEPROUS - Aphelion
LEPROUS
Aphelion
(Progressive Rock | Avantgarde)

 


Label: InsideOut
Format: (LP)

Release: 27.08.2021


Die Norweger von LEPROUS, die ich nun schon fast von Anfang ihrer Karriere begleite und damit auch die Wandlung, die zwar schon insgesamt 20 Jahre dauert, aber eigentlich erst 2011 mit „Bilateral“ so richtig entfacht wurde, miterleben durfte, gehen nun in die siebte Runde mit „Aphelion“.

Von „The Congregation“ (2015) über „Malina” (2017) bis „Pitfalls” (2019) machte die ambitionierte Band eine gewaltige, aber auch irgendwo nachvollziehbare Entwicklung vom progressiven Metal mit (Post)Black Metal wurzeln über eine rockigere Neuausrichtung bis hin zum ambienten und avantgardistischen Prog durch, und so haben sie Rock und Metal fst komplett hintersich gelassen. „Aphelion“ macht nun genau dort weiter, wo das letzte Werk aufgehört hat und geht sogar noch einen Schritt weiter.

Dennoch ist auch heute der Grundsound unverkennbar. Das Rückgrat der Band ist nach wie vor Fronter, Keyboarder und Mastermind Einar Solberg der nicht nur mit seiner einzigartigen, ausdrucksstarken und unverkennbaren Stimme für Emotion, Schmerz, Wut, Trauer und immer wieder für Gänsehaut sorgt, sondern auch mit seiner Arbeit an den Tasten, Synthies, Samples und atmosphärischen Sounds den einzigartigen Stil von LEPROUS definiert. Es ist weiterhin unmöglich die Truppe in eine Schublade zu stecken, die Tracks sind emotional, intensiv und mittlerweile auf das nötigste reduziert, sodass eben Einars Gesang, aber auch das Cello von Raphael Weinroth-Browne umso durchschlagskräftiger daherkommen. Schon „Runnig Low“ schafft es trotz dieses Minimalismus mit düsteren Tastenanschlägen und Einars theatralischem Einsatz für Gänsehaut zu sorgen.

Natürlich passiert heute in einem LEPROUS Song viel weniger als es beispielsweise noch bei „Bilateral“ der Fall war. Dennoch sind die Strukturen, der reduzierte Einsatz der Saiteninstrumente sowie der hohe Grad an Detailverliebtheit ein Zeichen von genialer Komplexität. Dazu kommen immer wieder kreative Ideen in Form von verschiedenen Chören, Einflüssen aus diversen anderen (oft auch unüblichen Genres) sowie geniale Breaks, ganz ruhige Moment und so manch Überraschung. Außerdem haben die Norweger ihre Wurzeln definitiv nicht vergessen und lassen den schwarzmetallischen Anstrich immer wieder ganz dezent durchblitzen. Und Fans der alten Alben, bekommen im finalen und überaus intensiven Track „Nightmare Disguise“, der das härteste Stück seit Jahren darstellt und sogar ein paar Screams parat hält.

Man kann jetzt aber dennoch zwei Fazite geltend machen:
Das eine wäre, dass LEPROUS erneut ein grandioses und einzigartiges Meisterwerk abgeliefert haben, das an Kreativität, Intensität und Atmosphäre kaum zu übertreffen ist.

Das andere könnte aber besagen, dass LEPROUS durch das Ablegen der metallischen Seite durchaus an Durchschlagskraft und Eigenständigkeit verloren haben und daher Fans der ersten Stunde eventuell nichts mehr damit anfangen können.

Die Wahrheit liegt aber wie so oft wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Fans, die mit den beiden, schon viel softeren Vorgängern etwas anfangen konnte, werden auch hier bedenkenlos zugreifen. Der Rest hört Probe und gibt „Aphelion“ eine Chance.


Tracklist „Aphelion“:
1. Running Low
2. Out Of Here
3. Silhouette
4. All The Moments
5. Have You Ever?
6. The Silent Revelation
7. The Shadow Side
8. On Hold
9. Castaway Angels
10. Nighttime Disguise
Gesamtspielzeit: 56:06


Band-Links:

leprous - aphelion

 

 

 

 


 

LEPROUS - Kündigen neues Album "Aphelion" für August an
LEPROUS – Aphelion
LineUp:
Einar Solberg - Vocals / Keys
Tor Oddmund Suhrke - Guitar
Simen Daniel Lindstad Børven - Guitar
Robin Ognedal - Bass
Baard Kolstad - Drums
Raph Weinroth-Browne - Cello
8.5
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