Sorni Nai – Live
(Atmospheric Black Metal)
Label: Artoffact Records
Format: (Live)
Release: 05.11.2021
dem vielleicht besten Song ihrer über 20-jährigen Karriere lassen die kanadischen SKAUAN sind musikalische Geschichtenerzähler! Auf ihrem letzten Album „Ice Fleet“ ging es um die Entdeckung mehrerer Schiffe im nordrussischen Eismeer, deren Fund jedoch von den Behörden verschwiegen wurde. Bei „Sorni Nai“ ging es um eine Gruppe von Skifahrern, die zu einer Entdeckungstour aufbrach und nie mehr wieder gesehen wurde. Dieses Album erschien 2015 und war im Prinzip der Durchbruch für die Band, die 2005 in Russland gegründet wurde, dann aber nach Estland übersiedelte. Da Mastermind Anton Belov die finnische Sprache faszinierend findet, verwendet er sie für die Vocals, was doch ungewöhnlich ist. Die vorliegende Platte ist ein Live-Mitschnitt von „Sorni Nai“, und da ich das Riesenglück hatte, ein Mal bei so einem Konzert dabei zu sein, bin ich mir sicher, dass dieser Live-Mitschnitt ein einziger Ohrenschmaus ist.
Hymnischer Frauengesang, darauffolgende Töne auf einer Viola und unterstützend dazu ruhiges Gitarrenspiel stehen am Beginn des ersten Tracks. Einige eingespielte Soundeffekte wie etwa Vogelgezwitscher betonen den urtümlichen Charakter. Dann lässt Anton Belov angenehmen Gesang verlauten, der stellenweise von seiner Gattin Alina Belova ergänzt wird. Die eher langsame Spielweise und glasklares Gitarrenspiel erzeugen eine sehr intensive Atmosphäre, die auch dann erhalten bleibt, wenn musikalisch deutlich mehr Druck gemacht, und aus Antons cleanen Vocals gelegentlich tief krächzendes Growling wird. In den zurückhaltenden Passagen bekommt man oft Klavierspiel zu hören, das der Überleitung zwischen den unterschiedlichen Spielweisen dient. Auch die Viola wird immer wieder vernehmbar und sorgt für besondere Akzente. Die Vocals sind ja in Finnisch gehalten, aber zwischendurch gibt es Einspielungen von russisch gesprochenen Texten, die irgendwie nach Radio klingen, wodurch doch ein Bezug zur ursprünglichen Heimat der Band, und der dem Album zugrundeliegenden Geschichte hergestellt wird. Meist ist die Spielweise eher langsam, jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen von hochmelodisch bis stellenweise sehr druckvoll. Alles geht fließend ineinander über und beamt einen regelrecht aus der Realität.
Es ist eine faszinierende Sache, welche Töne Anton Belov seiner Gitarre zu entlocken vermag und wie die weiteren Instrumente diese perfekt ergänzen. Auch gesanglich gibt es einige Variationen, die sich perfekt in die jeweiligen Ausprägungen der Musik einfügen.
Was ein bisschen fehlt sind die Publikumsreaktionen, die oft bei Live-Platten hörbar sind, aber auf der anderen Seite kann ich mich nicht erinnern, dass damals bei dem Konzert wo ich war, irgendjemand dazwischengerufen hätte – da lauschten nur alle gebannt. Wer also gerne einmal mit feinster Musik aus der Realität entfliehen möchte, der kann hier bedenkenlos zugreifen.
Tracklist „Sorni Nai – Live“:
1. Akva
2. Kit
3. Khurum
4. Nila
5. At
6. Khot
7. Sat
Gesamtspielzeit: 50:31