Scream for me Austria! Wie habe ich diesen Aufruf vermisst! Zuletzt durfte ich die mächtigen IRON MAIDEN 2018 im Burgenland erleben. Doch dann kam… ach ihr wisst es eh und wollt es nicht mehr hören. Aber umso mehr freute ich mich, dass die zweimal verschobene Legacy Of The Beast Tour, benannt nach Maidens Mobile Game, nun doch endlich stattfand. Das Beast schlug in Wiener Neustadt im Stadion auf, ganz nahe der Arena Nova, wo einst das Aerodrome und später dann das Nova Rock seinen Ursprung fand.
Doch das taten die Briten natürlich nicht allein und holten sich eine interessante Support-Kombi aus waschechtem Rock’n’Roll australischer Machart und heavy tönendem Gothic aus dem deutschen Lande.
Und so füllte sich das Stadion immer mehr, wodurch auch LORD OF THE LOST schon ein echt großes Publikum, das im Verlauf noch auf ca. 33.000 Zuschauer anwachsen sollte, vor sich hatten. Die Herren rund um Fronter Chris Harms kam bei den Maiden-Fans überraschend gut an und es wurde auch fleißig mitgewirkt am Treiben der blass geschminkten Dark Rocker, die auf der Bühne alles gaben. Leider war der Sound, sofern man mittig im Stadion stand, wie wir es zunächst taten, überaus matschig. Der Bass übersteuerte, Chris war schwer zu verstehen und generell rumpelte vor allem das Schlagzeug. Dass bei LotL zwischendurch auch immer wieder ein zweites Schlagzeug – gespielt vom Keyboarder Gared Dirge, der nicht nur gerne trommelt, sondern auch die Gitarre zwischendurch umgehängt hatte, – zum Einsatz kam, half dann auch nicht gerade weiter. Aber was solls; die Jungs wissen seit gut 15 Jahren, wie man eine Crowd fest in den Griff bekommt und lieferten eine überaus solide Anheizer-Arbeit, die aber nach nur einer knappen halben Stunde ein schnelles Ende fand, dafür aber mit „Drag Me To Hell“, „Under The Sun“ oder „dem abschließenden „On This Rock I Will Build My Church“ eigentlich nur potenzielle Hitkandidaten zu bieten hatte.
Setlist LORD OF THE LOST:
Drag Me To Hell
Born With A Broken Heart
Under The Sun
Black Halo
Die Tomorrow
Loreley
On This Rock I Will Build My Church
Gut, LORD OF THE LOST haben richtig gut Gas gegebene, doch wenn man vor der personifizierten Energie namens AIRBOURNE spielt, dann muss man halt auch liefern. Wer die australischen AC/DC-Soundalikes kennt, weiß was einen erwartet und dennoch ist man immer wieder geflashed, was diese Truppe auf der Bühne abzieht. Sobald Joel O’Keefe und seine Jungs auf der Bühne stehen, geht so richtig die Post ab. Wobei stehen eigentlich nicht stimmt, denn die Jungs standen aber auch keine Milisekunde ruhig au den Brettern. Die Schossen von links nach rechts und von rechts nach links, ließen die Köpfe rotieren, feuerten die Fans und sich gegenseitig an und schwitzten schon nach dem fulminanten Opener „Ready To Rock“, welche nach dem obligatorischen Terminator-Intro gleich losballert. Zum Verschnaufen war echt keine Zeit, denn auch „Back In The Game“ oder „Boneshaker“ waren Programm und ließen kaum jemanden ruhig sitzen. Joel schoss ständig halb gefüllte, aber Soft-Kunsstoffbecher ins Publikum und mit Glück ergatterte ein Fan auch das letzte Schlückchen, das den Wurf überlebt. Ein Fan hatte sowieso das Glück sich mit dem Fronter eine Bierdose auf dem Schädel zerdreschen zu dürfen, ehe es weiter ging im Programm. Wo nehmen diese Herren die Energie her? Joel, der sowieso stets ohne Shirt au der Bühne steht, scheint seit dem Start der Band aber auch keinen Tag gealter zu sein und surfte wie ein Teenager, Gitarre-Shreddernd über die Bühne, war ständig am Grinsen und personifizierte durchgehend das Rock’n’Roll Leben.
Zunächst war auch bei AIRBOURNE der Sound unerträglich basslastig, sodass wir die Location wechselten und sogar relativ leicht noch einen Platz im Wavebreaker ergatterten. Und siehe da, direkt vor der Bühne, war der Sound glasklar und wuchtig, wie er sein soll. Somit bewegten wir uns dort nicht mehr weg, auch wenn ständig der eine oder andere Idiot sich nach vorne kämpfen wollte, obwohl beim Headliner kaum ein Zentimeter Platz war. Aber egal, AIRBOURNE kamen, rockten und siegten auf ganzer Linie und holten sich sicher einige neue Fans mit ins Boot. Und mit den Worten: „As long as we are alive, and as long as you are alive, Rock’n’Roll will never die!” und dem Hit „Runnin‘ Wild“ verabschiedeten sich die Herren gebührlich.
Setlist ARIBOURNE:
(Terminator Soundtrack)
Ready To Rock
Back In The Game
Girls In Black
Burnout The Nitro
Boneshaker
Breakin’ Outta Hell
Live It Up
Raise The Flag
Runnin’ Wild
Mittlerweile wurde es dunkel und die Spannung war förmlich spürbar, aber zum Glück vergaßen die Herren ihre britischen Manieren nicht und ließen die Fans nicht lange warten. Zum berühmten „Doctor Doctor“ Intro marschierten Nicko McBrain, Steve Harris, Adrian Smith, Janick Gers und Dave Murray dicht gefolgt von Aushängeschild, Stimmgewalt und Sympathieträger Bruce Dickinson, der erst in den letzten Jahren einen Krebs besiegen musste und dementsprechend ergraute, gemütlich auf die Bühne. Und schon ging es rund. Zwar mag der Einstieg mit gleich drei relativ langen Songs von „Senjutsu“, samt dem Titeltrack etwas sperrig gewesen sein, doch spätestens mit „The Writing On The Wall“, welches schon stimmgewaltig mitgebrüllt wurde, war klar, dass auch IRON MAIDEN in den drei Jahren Bühnen-Pause absolut nichts verlernt haben. Mag sein, dass der Fronter ein paar weniger Meter und das Ganze auch eine Spur langsamer macht, doch der bald 63-järhige hat für sein Alter nocht gewaltig Energie im Körper, war bestens gelaunt und wusste als einziger Sänger des Abends, dass wir uns hier nicht wirklich in Wien befanden und feixte beim Versuch Wiener Neustadt auszusprechen herum. Und so schaffte es Bruce auch wieder mühelos gerade genug Ansagen zu machen, um nicht die phänomenale Show und dessen Atmosphäre in Gefahr zu bringen.
Schon beim Opener, für den die Bühne im vorindustriellen Japan-Stil geschmückt, erklomm ein übergroßer Samurai-Eddy die Bühne. Doch bald wurde selbige zunächst in Kathedralen-Style umgestaltet und ständig gab es neue Eindrücke. Später hingen Brennende Luster von der Decke, bei „Flight O Icarus“ kam selbiger riesig und mit Luft gefüllt emporgeflogen, während Bruce den Till Lindemann mit Flammenwerfer mimte und bei „The Trooper“ nicht nur mit der Union-Jack Flagge über die Bühne wirbelte, sondern auch mit dem Trooper-Eddy in den Nahkampf ging. Fechten kann Bruce ja bekanntlich verdammt gut. Zwischendurch freute er sich, dass wir nun nach „three years of bullshit in this world“ als IRON MAIDEN-Family hier in Österreich endlich wieder zusammengefunden haben und bewies, dass er stimmlich noch lange nicht zum alten Eisen gehört, denn was die Sirene Dickinson heute noch vom Stapel lässt ist nach wie vor unglaublich.
Auch die restliche Truppe war gut drauf. Adrian mimte eher den Poser, Janick gab sich beweglich und biegsam, Murray stapfte ständig hin und her und Harris verzichtete auch nicht au seine typischen Posen, während Nicko im Hintergrund die Felle gekonnt und grinsend malträtierte. Wer die 2018/2019er Tour schon erleben durfte, hat hier nicht arg viele neue Showeinlagen erlebt, aber das machte nichts, denn die war und ist nach wie vor überaus beeindruckend. Überall explodierte immer mal wieder was, Pyros wurden geballert, verschiedene Spielereien aufgestellt und der überaus eindrucksvolle Dämonen-Schädel Eddy-Kopf ist ebenso wie der „Aces High“ Kampfflieger eine echte Augenweide und sollte sowieso nie wieder aus der Show fliegen.
Was soll ich noch groß erzählen welch Hitfeuerwerk hier abgegeben wurde, denn die wichtigsten Hits wie „Fear Of The Dark“, „Run To The Hills“ und „The Number Of The Beast“ waren sowieso zu erwarten sowie auch „Hallowed Be Thy Name“. Klar, die Herren hätten die zwei Stunden mit zwei drei weiteren Songs noch voll machen können und auch mal wieder eine Überraschung ins Set packen, aber was soll man nach so langer Konzertpause groß jammern? IRON MAIDEN sind und bleiben eine, wenn nicht sogar die beste und großartigste Live-Band unseres Planeten und haben auch dieses Mal wieder ohne Wenn und Aber inklusive astreinem Live-Sound abgeliefert.
Setlist IRON MAIDEN:
(Doctor Doctor)
Senjutsu
Stratego
The Writing On The Wall
Revelations
Blood Brothers
Sign Of The Cross
Flight Of Icarus
Fear Of The Dark
Hallowed Be Thy Name
The Number Of The Beast
Iron Maiden
–
The Trooper
The Clansman
Run To The Hills
–
(Churchill’s Speech)
Aces High
(Always Look On The Bright Side Of Life)
Ein Abend der Extraklasse ging zu Ende und war wahrscheinlich für viele Angereiste die erste Live-Show seit drei oder mehr Jahren und bekamen drei motivierte Bands, die sichtlich Freude hatten, alles gaben und kaum Wünsche offenließen. Einzig die Abreise war etwas chaotisch und mit viel Wartezeit verbunden, aber da röhrten einfach aus allen Autos diverse IRON MAIDEN Hits, um die Wartezeit zu verkürzen.