Jeder, der schon einmal auf der Burg Clam einem Konzert beiwohnte, der weiß, welche einmalige und wunderschöne Location sich dort den Künstlern und Zusehern bietet. Nach erzwungener Pause war es endlich wieder soweit, dass man die kurze Reise auf sich nahm, um einem feinen 3er-Package bestehend aus BEYOND THE BLACK, SAXON und JUDAS PRIEST live zu lauschen.
Bei perfektem Wetter spazierte man gemütlich Richtung Bühne und bemerkte recht schnell, wirklich viel tut sich hier noch nicht. Leider trafen wir erst nach BEYOND THE BLACK ein, aber doch noch rechtzeitig um in den vordersten Reihen zu stehen, wenn die Veteranen von SAXON die Menge anheizen sollte. Sänger Biff Byford und Gitarrist Paul Quinn sind die letzten beiden verbliebenen Gründungsmitglieder und inzwischen seit über 40 Jahren mit ihrer Band auf Tour, dementsprechend leicht dürfte es den beiden Herren und ihren drei Mitstreitern fallen, die Leute für den heutigen Hauptakt anzuheizen.
Die Setlist war ein perfekter Querschnitt über vier Jahrzehnte des Schaffens der Engländer. Gleich zu Beginn wurde einem „Motorcycle Man“, Wheels Of Steel“ oder „Heavy Metal Thunder“ um die Ohren geblasen. Leider dauerte es ein paar Songs bis der Sound in den ersten Reihen die gewohnte Qualität hatte.
Biff war wie üblich redselig, sympathisch und zu Scherzen aufgelegt. Etwa nach vier Songs flog die erste Kutte auf die Bühne, die vom inzwischen auch schon über 70-jährigen angezogen wurde. Noch schnell einen Stift besorgt um netterweise darauf zu unterschreiben und schon flog die Jacke zurück zu ihrem glücklichen Besitzer. Und so zog sich das bis zum Ende der Show hin durch. Mr. Byford ist ein echter Gentleman und so wurden an die zehn Westen unterschrieben, um dann den Trägern wieder ausgehändigt. Ein zwischenzeitliches: „What The Fuck“ durfte nicht fehlen und so war für reichlich Lacher gesorgt. Doch auch die Musik kann nicht zu kurz und ein Kracher folgte dem nächsten. „Denim And Leather“ wurde lautstark mitgesungen, „The Eagle Has Landed“ aus den Anfangstagen der Band oder das mächtige „Crusader“ sind Rock-Geschichte und funktionieren live perfekt.
Der Rest der Truppe suchte ebenfalls immer wieder den Kontakt mit den durchaus euphorischen Zusehern und so zeigte Doug Scarratt immer wieder mit feinen Gitarrenriffs auf, während Kollege Tim „Nibbs“ Carter am nächsten Tag wohl Genickschmerzen haben dürfte, so wie er bangte. Paul Quinn hingegen hielt sich diskret zurück und ließ sein Können am Instrument für sich sprechen.
Zum Ende hin wurde die Location von Biff bewundert und mit den Worten: „This is a fucking amazing Place!!“ in höchsten Tönen gelobt. Das Versprechen hier nochmal herzukommen folgte prompt, doch dann als Headliner. Nach einem Blick auf die Uhr wurde entschieden, dass sowohl „747 (Strangers In The Night)“ wie auch „Princess Of The Night“ noch Platz im Set hätten und sorgten noch einmal für tolle Stimmung. Großartige Songauswahl einer wahrlich bodenständigen und geerdeten Band, die an diesem Abend einen spitzen Job machte. Somit kann man eigentlich nur hoffen, dass die Mitbegründer des New Wave Of British Heavy Metal ihr Versprechen wahr machen und uns bald wieder beehren.
[Andy Van Halen]Setlist SAXON:
Motorcycle Man
Thunderbolt
Wheels Of Steel
Heavy Metal Thunder
Strong Arm Of The Law
Denim And Leather
Dogs Of War / Solid Ball Of Rock
Battering Ram
The Eagle Has Landed
And The Bands Played On
Crusader
747 (Strangers In The Night)
Princess Of The Night
Nach so langer Zeit ging es Schlag auf Schlag. Neben Untergrundkonzerten durften wir RAMMSTEIN und kurz darauf IRON MAIDEN beiwohnen und nur zwei Wochen später sehe ich auch mal wider JUDAS PRIEST live. Wer weiß wie oft diese, teils schon über 70-jährigen Helden aus England noch in die Stadion und Hallen finden.
Klar, es hat sich in den letzten Jahren viel getan bei den Gods of Heavy Metal. Unter anderem hatte die Truppe bereits vor mehr als zehn Jahren eine Phase, wo ich dachte, das geht nicht mehr lange gut, da man Rob vorwarf, nurmehr in einen Teleprompter zu staren und sich kaum mehr zu bewegen. Was da mal stimmlich los wahr, da reden wir gar nicht darüber. Außerdem sind weder Glen Tipton noch K.K. Downing heute mit auf Tour.
Doch an diesem Abend sollten uns JUDAS PRIEST einmal mehr eines Besseren belehren. Bekanntlich ist ja Ausnahmetalent, Wirbelwind und Jungbrunnen Richie Falkner (der schon einige Jahre K.K. ersetzte) mehr als nur ein Glückgriff gewesen, auch mit Produzenten-Legenden Andy Sneap (Ex-HELL), der wiederum für den von Parksion gebeutelten Tipton, der hier und da dann doch mal zu Besuch kommt, hat man würdigen Live-Ersatz gefunden, der sich perfekt ins Gesamtbild einfügt. Ansonsten zeigen auch heute noch Drummer Scott Travis und Bassist Ian Hill, dass sie ebenfalls nicht zum alten Eisen gehören.
Pünktlich, wie es sich für Herren im Pensions-Alter gehört, ging auch schon das Intro in Form von des BLACK SABBATH Klassikers „War Pigs“ bzw. dem eigentlichen Intro „Battle Hymn“ marschierte ein in Gedanken versunkener Rob Halford geführt und gestützt von vier Securitys auf die Bühne. Dass das alles nur Show ist, wird schnell klar. Logisch, dass der 71-jährige nicht über die Bühne wirbelt wie ein junger Dickinson, doch so gut gelaunt, beweglich und stimmlich auf der Höhe habe ich den guten alten Rob schon lange nicht mehr erlebt, und da wirbelten auch schon die Kollegen auf die Bretter. Ansagen gab es kaum bzw. nur kurze und prägnante Ankündigungen der Songs, und so zog die Truppe ein fulminentes Set auf einer genial hergerichteten Bühne ab.
Sogleich klappte das JUDAS PRIEST-Kreuz mit fetten Scheinwerfern von der Decke und es erschallten Hit-Klassiker wie „One Shot At Glory“ vom legendären „Painkiller“-Album oder „Lightning Strike“, welches nicht nur den einzigen Track vom aktuellen Werk „Firepower“ darstellte, sondern generell der einzige Song war, der nach der Rückkehr von Halford 2003 entstanden ist. Somit war das Set fast ausschließlich mit Classics zwischen 1976 und 1990 ausgestattet und versprach pure Nostalgie.
Richie wirbelte über die Bühne und mimte den Anheizer, Rob stolzierte immer wieder von links nach rechts und retour, nutzte die Treppen und schunkelte im Takt mit, sofern er nicht gerade seine legendären Posen abarbeitete. Gereckte Faust, Devilshorn oder einfach wie eine Statue Metal pur versprühen, der Mann hat trotz seines hohen Alters, oder gerade deswegen eine unglaubliche Ausstrahlung und hier und da kroch hinter seinem weißen Rauschebart auch ein Lächeln hervor. Der Mann hat auch heute noch sichtlich Spaß an seiner Arbeit. Aber bei Hymnen wie „Hell Patrol“, das aus 4000 Kehlen mitgebrüllt wurde, „The Green Manilishi“ oder „Painkiller“, das den Abschluss des regulären Sets darstellet, wie sollte man da keine Freude haben? Mit „The Green Manilishi“ und dem Gänsehaut-Song „Diamonds & Rust“ gab es noch die unausweichlichen Cover-Songs, die man sowieso nie als solche wahrnahm.
Lange ließen sich die Herren nicht bitten und kamen zu „The Helion“ wieder auf die Bühne und was darauf folgt weiß wohl jeden. „Electric Eye“ sorgte nochmal für Gänsehaut am ganzen Körper, ehe mit „Hell Bent For Leather“, „Breaking The Law“ und „Living After Midnight“ das Party-Trio auf die Menschheit losgelassen wurde. Während sich ein riesiger Stier auf der Bühne aufblies, kam nochmal richtig Bewegung ins Publikum und es bildeten sich sogar immer wieder mal Moshpits, sodass die finale Party nach einer Show sich anfühlte, als würde wirklich ein Blitz an einem vorbeiziehen, und alles bekam nochmal richtig Zunder.
[maxomer]Setlist JUDAS PRIEST:
(War Pigs)
(Battle Hymn)
One Shot At Glory
Lightning Strike
You’ve Got Another Thing Coming
Freewheel Burning
Turbo Loveer
Hell Patrol
The Sentinel
Victim Of Changes
The Green Manilishi (With The Two Prong Crown)
Diamonds & Rust
Painkiller
–
(The Helion)
Electric Eye
Hell Bent For Leather
Breaking The Law
Living After Midnight
(We Are The Champions)
Und so verließen die Helden aus Großbritannien die Bühne unter tosendem Applaus, aber nicht ohne sich gebührend zu verabschieden und Plecs und Drumsticks ins Publikum zu schleuden bzw. sich auch nochmal zu „We Are The Chapions“ zu verbeugen. Natürlich hätte man sich noch den einen oder anderen Hit mehr erwartet, doch die grob 80-minütige Show voller Hits, Hymnen und unglaublicher Energie ließ dann doch keine Wünsche offen. Also hoffen wir mal, dass es auch dieses Mal heißt: The Priest will return!