Belly Of The Beast
(Heavy Metal)
Label: Mascot Label Group (Rough Trade)
Format: (LP)
Release: 28.10.2022
Zwei Entscheidungen hat Joe Lynn Turner in letzter Zeit getroffen. Die erste war, sich von seiner Perücke zu trennen, die er seit seinem 14. Lebensjahr wegen Haarausfall (seit er drei war) und durch massiven Mobbings seiner Mitschüler, getragen hat. Die zweite Entscheidung war sich mit Peter Tägtgren (PAIN, LINDEMANN, HYPOCRISY) zusammenzutun.
Hat er sich mit der ersteren einer schweren Last entledigt, hat die zweite wohl dazu beigetragen, dass JLTs neues Soloalbum dermaßen überrascht.
Schon beim Titeltrack sind die harten Riffs, die sich mit symphonischen Keyboards paaren, nicht zu überhören und man fragt sich, ob man nicht die falsche Platte aufgelegt hat. Wenn dann aber sogleich die Stimme Turners erklingt, sind die Zweifel an der Verwechslung sofort weggewischt. Überraschung macht sich dann sofort breit, denn vom Ex-RAINBOW und Ex-DEEP PURPLE Sänger, der auch jede Menge Solos schon veröffentlicht hat, ist man eigentlich mehr den gediegenen Hardrock gewohnt, als solch harte Klänge.
Natürlich liegt das auch an der Produktion von Tägtgren, der auch beim Songwriting beteiligt war. Die Vermischung von Hardrock und Industrial Metal funktioniert bestens in den elf Songs, bei denen eigentlich kein Durchhänger zu finden ist. Besonders hervorheben kann man neben dem Titeltrack, „Black Sun“ oder „Living The Dream“ auch noch „Tortured Soul“ der auch JLT besonders am Herzen liegt, da er ursprünglich textlich von einem befreundeten Kriegsveteranen, der an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) leidet, inspiriert. „Damals konnte ich nicht ahnen, wie aktuell dieses Thema angesichts der aktuellen Konflikte und Probleme sein würde, die heute die ganze Welt bedrohen.“, so Turner in einem Interview. Es ist ein epischer Song entstanden, der mit seinen eingängigen Chören (die mich sehr an HAMMERFALL erinnern) das stärkste Stück auf dem Album bildet.
Das JLT auch noch fast leisere und balladeske Töne draufhat, beweist er mit „Dark Night Of The Soul“ und dem letzten Song „Requiem“.
Im selbigen Interview sagt Joe auch noch folgendes:
„Beim Rock’n’Roll geht es natürlich um Unterhaltung, aber ich hoffe, ihr hört auch die Botschaft. Es scheint, als ob jeder seine Seele an die großen Konzerne verkauft hat. Sobald die Leute reich und beliebt sind, werden sie Teil des Establishments. Wo sind die Rebellen? Wer wird sagen: ‚Leckt uns doch! Wir lassen uns diesen Scheiß nicht gefallen?‘. Mit ‚Belly Of The Beast‘ will ich genau das!“
Und mit „Belly Of The Beast“ ist dem 71jährigen Musiker aus Hackensack/New Jersey, das meiner Meinung nach auf ganzer Linie gelungen. Manch alteingewöhnter Fan und Anhänger des Establishments wird zwar ob der Härte die Nase rümpfen, in meinem Fall macht sich aber wohlige Überraschung breit und das Album katapultiert sich auf Anhieb in meine persönlichen Top 5 des Jahres 2022.
Tracklist „Belly Of The Beast“:
1.Belly Of The Beast
2. Black Sun
3. Tortured Soul
4. Rise Up
5. Dark Night Of The Soul
6. Tears Of Blood
7. Desire
8. Don’t Fear the Dark
9. Fallen World
10. Living The Dream
11. Requiem
Gesamtspielzeit: 50:10
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