Die kanadische Folk-Bluegrass Truppe THE DEAD SOUTH aus dem Norden Amerikas, hat sich in kürzester Zeit vom Youtube-Phänomen und Geheimtipp zu einer echten Sensation entwickelt. Nicht nur der Überhit „In Hell I’ll Be In Good Company“ ging einmal rund um den Globus, auch das dazugehörige Werk „Good Company“ und der Nachfolger „Illusion & Doubt“ gaben den Kanadiern nochmal einen Bekanntheitsschub, und so war das Salzburger Rockhouse binnen kürzester Zeit ausverkauft. So entschieden sich die Veranstalter kurzerhand in die Salzburger Szene zu übersiedeln und rechneten auch dort mit einem Sold-Out. Das sah zwar nicht ganz danach aus, doch der gut gefüllte Saal bekam trotzdem einen unvergesslichen Abend mit der Ausnahmetruppe.
Zuvor durften aber die Ländsmänner- und Landsfrau von SHRED KELLY Europa von sich überzeugen. Die Truppe aus dem Herzen Kanadas passte stilistisch perfekt zum Hauptact und zeigte eine überaus ambitionierte und abwechslungsreiche Performance. Grinsend und voller Freude standen die Folker auf der Bühne und feuerten so manch Southern Rock Kracher raus und mit dem abschließenden „Sing To The Night“ lieferte man sogar einen veritablen Hit, der radiotaugliches Sommerfeeling versprühte und sich zum Ende hin immer mehr intensivierte. Man startete zwar mit dem recht gemütlichen „Ghost Inside My Head“, überraschte später mit dem originellen THE SMASHING PUMPKINS Cover „Disarm“, servierte so manch Banjo-Action und vor allem des Duetts zwischen Tim Newton und Keyboarderin Sage McBride, die mit ihren Tastensounds und ihrer Stimme immer wieder einen ganz eigenen Vibe in den sowieso schon überaus abwechslungsreichen Sound der Truppe brachte, überzeugten. Von pop-rockigen Folk-Hits über spaßiger Southern-Ausflügen, bis hin zu tiefgründigen Nummern bekamen die zahlreichen Zuschauer, eine knackige und sehenswerte Show, die Lust auf mehr machte. Dazu zeigte sich die Band überaus beweglich und steckte die Halle mit ihrer überaus guten Laune mühelos an.
Setlist SHRED KELLY:
Ghost Inside My Head
Archipelago
Jupiter (Any Other Way)
Take Me Home
Disarm (THE SMASHING PUMPKINS)
Stuck Between
Cabin Fever
Sing To The Night
Und die gute Laune sowie den Schwung nahmen dann THE DEAD SOUTH sogleich – nach der kurzen Verspätung – auch mit. In den Fans tummelten sich mittlerweile nicht nur alle Schichten und Altersgruppen, sondern auch so manch schräger Vogel mit Amish-Hemd, dazu passenden Bärten, Hüten und Hosenträgern, also ganz stilecht. Diese feierten sogleich den ersten Kracher „Diamond Ring“ vom aktuellen Werk „Sugar & Joy“, der mit düster-melancholischem Country Flair perfekt einstimmte, gut mit und der Jubel war enorm, bevor es mit dem vom Banjo dominierten „Every Man Needs A Chew“ weiter ging. Stimmlich waren die Herren Nathaniel Hilts mit seiner traurig-verzweifelten Darbietung und Scott Pringle, der immer wieder ergänzte und höhere Vocals beisteuerte top drauf, doch vor allem Cellist Danny Kenyon, stach bei seinen seltenen Einsätzen mit seiner rauen-kraftvollen Stimme immer wieder hervor, was vor allem beim mit dem legendär gepfiffenen Intro eingestimmten „In Hell I’ll Be In Good Company“ zur Geltung kam. Dabei gab es auch die nicht minder berühmte Bier-Dosen Kaskade – klack-zisch, klack-zisch, klack-zisch – vor der ersten Strophe, was für einige Lacher sorgte. Auch THE DEAD SOUTH hielten sich mit Ansagen ziemlich zurück und beließen es bei kurzen Grüßen und einem Dank an SHRED KELLY, nutzten dafür die Zeit für weitere Songs.
Man mag ja meinen, dass die Truppe, die durchaus Spaß versteht, mit Banjo und Co. eher eine Spaßtruppe ist, was auch das finale „Banjo Odyssey“ etwas unterstrich, doch mit dem düster-atmosphärischen Country-Song „Black Lung“ oder dem melancholischen „Broken Cowboy“ und Textzeilen wie „Thought I’d live forever – With my heart in my pocket – Oh, my gun by my side – And my feelings in a locket“, zeigten THE DEAD SOUTH auch immer wieder ihre ernste Seite. Vor allem wenn Danny Kenyon den Bogen auspackte, anstatt das Cello als Kontrabass zu verwenden, war für Gänsehaut gesorgt. Gut, dass der Mann wieder da ist, denn 2020 musste er wegen diversen Vorwürfen die Band verlassen, doch er ist wieder da und zeigte sich mit seinen Skills am Instrument, mit dem er ja auch einen Drummer komplett obsolete macht sowie seiner gewaltigen Stimme als MVP an diesem Abend.
Als man nach etwas mehr als einer Stunde die Bühne verließ, wurden schon vor dem letzten Track die Zugaberufe laut und so ließ man sich nicht lange bitten und überraschte mit der wohl depressivsten Version von „You Are My Sunshine“, die es jemals geben wird und dem furiosen Kracher „Banjo Odyssey“, der nochmal für gewaltig Stimmung sorgte.
Setlist THE DEAD SOUTH:
Diamond Ring
Every Man Needs A Chew
The Recap
Dead Man’s Isle
Boots
Snake Man Pt. 1
Snake Man Pt. 2
Black Lung
Time For Crawlin‘
The Dead South
Broken Cowboy
Fat Little Killer Boy
The Bastard Son
In Hell I’ll Be In Good Company
Honey You
–
Your Are My Sunshine (Jimmie Davis)
Banjo Odyssey
THE DEAD SOUTH sind alles andere als eine Eintagsfliege und haben sich ihren Ruf als starke Live-Band mehr als verdient. Bleibt zu hoffen, dass die Herren auch bald auf Festivals ihre Chance in Europa bekommen und auch mit einem neuen Album wieder ihren Weg nach Österreich finden! Wir wären auf jeden Fall wieder mit dabei! Außerdem sind THE DEAD SOUTH live nicht nur sehenswert, sondern eine Band, bei der man auch noch sieht und spürt, wie viel Spaß sie auf der Bühne haben. Selbiges gilt übrigens auch für SHRED KELLY!