The Awakening
(Power Metal | Symphonic Metal)
Label: Napalm Records
Format: (LP)
Release: 17.03.2023
Einst starteten KAMELOT als recht straighte US-Power Metal Band, doch mit den Jahren und spätestens mit dem Dazustoßen von Stimmgewalt Roy Khan, wurden die Amerikaner immer melodischer, epischer und auch bombastischer. Irgendwann haben sie die typischen Fantasy-Themen hinter sich gelassen und großteils durch Themen wie Sozialkritik, Liebe und Philosophisches ersetzt. Leider musste dann, gerade am Zenit nach den legendären Werken „The Black Halo“, welches eine Art Durchbruch darstellte, dem nicht minder grandiosen „Ghost Opera“, sowie dem durchperfektionierten „Poetry For The Poisoned“, auch Roy, der sich damals in ein Burnout verabschiedete, nachbesetzt werden. Gefunden wurde ein mittlerweile überaus bekannter und stimmstarker Tommy Karevik, der nach wie vor seine Truppe SEVENTH WONDER betreibt und mittlerweile auch Stammgast bei AYREONist.
Tommy war wahrscheinlich die bestmögliche Wahl für den Posten und auch wenn die Goldkehle gut zu KAMELOT passt, fehlt mir nach wie vor dieser einzigartige Ton von Khan, der nun wieder fit ist und CONCEPTION wiederbelebt hat. Aber genug der Vergangenheit. Karevik ist nun schon seit zehn Jahren kaum mehr wegzudenken und überzeugt auch auf seinem vierten Werk mit der Band „The Awakening“, welches ganze fünf Jahre auf sich warten ließ.
Im Vergleich zum Vorgänger fällt schnell auf, dass Mastermind Thomas Youngblood die Gitarren wieder etwas mehr im Fokus hat und den Bombast eine Spur dezenter einsetzt. So wirken die Songs wieder härter, dynamischer und direkter. Dennoch sind alle Trademarks und Strukturen unverkennbar, denn die Keys, das Klavier, die Violine und diverse Chöre sind und bleiben fester Bestandteil. Fans können sich über eingängige Hitkandidaten wie „One Flag In The Ground“ oder das gefühlvollere „Eventide“. Auch „The Great Divide“ ballert ganz gut und man fühlt sich sofort wohlig zu Hause im Sound von KAMELOT. Später blickt dann „Opus Of The Night (Ghost Requiem)“ auf besagten Klassiker zurück. Nicht nur, dass man hier musikalisch und thematisch eine Brücke schlägt, der Fronter versucht an manchen Stellen auch näher an seinen Vorgänger ranzukommen, bringt aber nach wie vor seinen ganz eigenen Charme mit. Fantasy-Elemente, Streicher und viel Pathos gibt es bei der Ballade „Midsummer’s Eve“, die sich mühelos mit früheren Glanztaten wie „Anthem“ oder Love Yout To Death“ messen kann. Fans des großen Bombastes, bekommen dann doch nochmal ne Schippe davon mit „New Babylon“ nachgelegt. Hier gibt es auch gleich zweifach stimmgewaltige Unterstützung von Simone Simmons (EPICA) und Melissa Bonny (AD INFINITUM).
„My Pantheon (Forevermore)“ bietet hingegen zum Schluss nochmal knackige Riffs und tighte Beats von Neuzugang Alex Landenburg (u.a. MEKONG DELTA, LIGHT & SHADE), der den in Richtung QUEENSRYCHE gezogenen Casey Grillo bzw. den dazwischen eingesprungenen Jo Nunez (FIREWIND) ersetzt. Dazu gibt es aber düstere Melodien, filigrane Piano-Parts und auch genug Symphony, weshalb dieser Song fast schon als bestes Aushängeschild und Anspieltipp neben den veröffentlichten Singles, zu nennen ist.
Mag sein, dass „The Awakening“ nichts Neues wagt und die ganz großen Hitkandidaten fehlen, doch KAMELOT beweisen einmal mehr, was für Ausnahmemusiker und Songschreiber sie sind.
Tracklist „The Awakening“:
1. Overture (Intro)
2. The Great Divide
3. Eventide
4. One More Flag in the Ground
5. Opus of the Night (Ghost Requiem)
6. Midsummer’s Eve
7. Bloodmoon
8. NightSky
9. The Looking Glass
10. New Babylon
11. Willow
12. My Pantheon (Forevermore)
13. Ephemera (Outro)
Gesamtspielzeit: 52:13