Trauer
(Black Metal | Ambient)
Label: Running Wild Productions
Format: (EP)
Release: 18.01.2023
Das Ambient Black Metal Projekt IN DORNEN ist schon seit 2008 das alleinige Geisteskind des Oberösterreichers Wolfgang Kronsteiner, der bisher drei Alben veröffentlichte – davon gleich zwei im vergangenen Jahr – und heuer mit der kleinen, aber mehr als feinen EP „Trauer“ bereits für Nachschub sorgt.
Dass es sich hier um mehr als nur ein Keller-Projekt handelt, wie es viele in unserem Land gibt, merkt man aber schon von den ersten Sekunden an, denn mit gesprochenen Vocals, intensiven, atmosphärischen Riffs und den gepressten Worten: „Sehnsucht nach meinem Kind, welches in mir ruhte. Längst ertränkt im wilden Leben, längst erhängt im regen Tun. Wo ist das Kind, das ich einst trug?“, sorgt Wolfgang sogleich für Gänsehaut, ehe eine intensive Riffwand, gefolgt von heiseren Vocals über einen hereinbricht. Die Atmosphäre ist morbid, hoffnungslos, voll Zweifel und doch irgendwie wunderschön. Was der Losensteiner hier abfeuert, ist nicht von dieser Welt. Man meint bald, der Krieg breche über einen herein, als dissonante Riffs, Doublebass-Gewitter und Soundsamples auf den Hörer niederprasseln. „Im Kindlichen Schmerz“ ist schon ein gewaltiger Benchmark in Sachen Ambient/Post-Black Metal, und damit meine ich nicht nur den aus Österreich.
„Die Welt Wiegt So Schwer“ geht, wie der Titel schon andeutet, nicht minder zimperlich zur Sache, aber auch hier wälzt sich Wolfgang tonnenschwer nach vorne, räumt dabei aber mit seinem theatralischen Screams und den, in Knochen und Mark bohrenden Gitarrenmelodien, alles aus dem Weg. In den sieben Minuten intensiviert sich der Song noch in höchste Extreme und versprüht so eine unerträglich traurige Atmsophäre, die noch durch gesrprochene Samples unterstrichen wird. „Die Welt wiegt so schwer, ich etrag sie nicht mehr!“ – was soll man da noch ergänzen?
„Abschiedsbrief“ ist nicht minder morbid und todessehnsüchtig, tönt aber flotter und verspielter. Aber auch hier gibt es diese Verzweiflung in jeder Note, die einfach irgendwie weh tut, aber doch auch gefällt. Da ist das 10-minütige „Mein Letzter Tag“ dann mit symphonischen Elementen und wimmernden Samples und verzweifelten „Where are you?“ -Rufen von einem Mädchen eine gewaltige Draufgabe, ehe der Titeltrack nochmal ein mächtiges Ausrufezeichen setzt. Hier wird ausschließlich auf Klavier und gehauchten Sprechgesang gesetzt, und dennoch fühlt man sich weiterhin tief in einem ebenso tieftraurigen und intensiven Black Metal Album versunken und ist nach dieser halben Stunde IN DORNEN fix und fertig, leer, verletzt und doch irgendwie befreit.
„Trauer“ ist eine gewaltige Tour de Force, und doch will man mehr hören, oder zumindest die Repeat-Taste drücken. Was Herr Kronsteiner mit einer paar Gastmusikern hier auf die Beine gestellt hat, stellt so einiges aus dem Genre in den Schatten und bekommt hoffentlich die verdiente Aufmerksamkeit. „Trauer“ ist ein Werk mehr für die Sinne als nur das Gehör, und definitiv nichts für schwache Nerven!
Tracklist „Trauer“:
1. Im Kindlichen Schmerz
2. Die Welt Wiegt So Schwer
3. Abschiedsbrief
4. Mein Letzter Tag
5. Trauer
Gesamtspielzeit: 33:15
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