Wurst Vacation Tour 2023: ICE NINE KILLS, SKYND  @ SaSaZu, Prag (24.05.2023)

ICE NINE KILLS, SKYND


In Amerika längst eine risen Sensation, schafften es ICE NINE KILLS erst in den letzten Jahren auch in Europa Fuß zu fassen und aktuell bemüht sich Spencer Charnas an allen Fronten, um seine abgefahrene Truppe weiter zu pushen. Zum einen spielte der charismatische Fronter der ausgefallenen Core-Truppe im Horror-Streifen The Retaliators eine kleine Rolle, zum anderen begeisterte man mit den beiden letzten Werken „The Silver Scream“ und „Welcome To Horrorwood“ und außerdem ergatterte man kürzlich einen Support-Slot bei METALLICA. Letzteres war womöglich auch der Grund, warum man die Wurst Vacation Tour durch Europa von Februar auf Mai verlegte und dabei auch einige Venues auf größere Hallen hochverlegte. So auch in Prag. Lieder wurde der ursprüngliche Wochenend-Gig auch auf einen Mittwoch verlegt. Aber egal, nach dem grandiosen Gig 2019 in München, überlegten wir nicht lange, nahmen Urlaub, reservierten Hotel und nahmen die vierstündige Anfahrt nach Prag in Kauf. Und es sollte sich auch lohnen.

Zunächst kurz gegoogelt: Überraschte der erste Treffer bei der Location SaSaZu schon, denn eigentlich handelt es sich hier um ein asiatisches Restaurant in einer etwas abgelegeren Gegen von Prag, wo normalerweise nicht so viele Touristen hinkommen, diese sind ja meist rund um den Wenzelsplatz und der Karlsbrücke unterwegs. Aber bei weiterer Recherche, wurde klar, dass hier eine sehr interessante Eventhalle dabei ist. Diese wirkte bei unserer Ankunft mehr nach einer Disco mit edel aussehendem Interieur und viel BlingBling. Bei genauerer Betrachtung, aber auch etwas abgeranzt. Couchen standen rund um den Floor, fancy Bars, die nur sauteures Heineken und Corona als Bier (vor allem für tschechische Verhältnisse) austeilten und viel Leds sorgten schon für Aufsehen. Auch, dass man den Eingang hinter der Bühne platzierte und die Balkone überraschten. Letztgenanntes sorgte aber leider auch für seitlich stehende Fans für matschigen Sound.

Eigentlich hatte man zunächst SKYND als Special Guest angekündigt, kurzfristig erfuhren wir, dass aber auch LANDSDOWNE und DEFYING DECAY mit im Tourtross waren. Diese verpassten wir aber leider durch die lange Anreise und den frühen Start. Dafür durften wir aber Zeuge der überaus extravaganten Performance von SKYND werden. Das Projekt besteht aus der namensgebenden Sängerin Skynd und dem Multiinstrumentalisten Father, sowie einem Session-Drummer. Geboten wurde überraschend unpassende Kost im Vergleich zum Gastgeber. Das Duo aus Australien präsentierte hier eine Mischung aus Industrial und Electro, wobei das Ganze weniger wie ein Konzertaufritt, denn mehr wie eine Kunstinstallation wirkte. Nur mit Drums, Bass und Soundsamples erzeugte man eine ungewöhnliche, düstere Klanglandschaft, die aber durchaus intensiv tönte. Dazu sang Skynd in verschiedenen, oft sehr tiefen Tonlagen, ihre ausgefallenen Texte und performte mit ihrer Verkleidung und den eigenwilligen Bewegungen und Tänzen.

ICE NINE KILLS, SKYND

Irgendwie wusste ich ob der Performance nicht ganz wie mir geschah und war recht perplex. Das Ganze hatte schon etwas Anziehendes und Hypnotisches, doch die Gleichförmigkeit und die Zuckungen der Sängerin, nervten schon nach wenigen Songs. Doch in den ersten Reihen fanden sich begeisterte Fans, die einige der Performance-Einlagen sogar mitmachten, wobei der wohl bekannteste Song „Michelle Carter“ von den Bewegungsabläufen irgendwie unfreiwillig komisch, an den „Makarena“ erinnerten. Apropos Songtitel: Mit denen schließt sich der Kreis zu INK dann doch, denn die sind alle nach Serienmörder oder deren Opfer benannte, was natürlich zu düsteren und makabren Texten führt. Alles in allem eine interessante, aber doch gewöhnungsbedürftige Performance, die ich erstmal verdauen musste.

ICE NINE KILLS, SKYND

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Setlist SKYND:
Richard Ramirez
Michelle Carter
Robert Hansen
Columbine
Edmund Kemper
Tyler Hadley
Gary Heidnik

 

Um 21:50 war es dann aber endlich so weit und ICE NINE KILLS starten überaus fulminant in ihre durchinszenierte Show. Mit dem fetten und ultrabrutalen „Funeral Derangements“, für das Spencer Charnas sogleich in Anzug, aber mit Handschuhen und Schaufel bewaffnet auf die Bühne stürmte, fegte der Orkan namens INK auch gleich gehörig los. Die Schaufel hatte natürlich einen guten Grund, denn die Songs auf den aktuellen „The Silver Scream“ Alben sind alle inspiriert von bekannten Horror-Filmen und in diesem Fall von Stephen Kings Pet Semetary in dem bekanntlich ein überfahrenes Kind auf einem verfluchten Friedhof begraben und daruch wiederbelebt wird. Und so holten Spencer und seine Jungs für so ziemlich alle Songs ihre schauspielerischen Fähigkeiten und zahlreiche makabre Probs hervor.

Bei „Wurst Vacation“ ging es im Anschluss gleich noch richtig Rund auf der Bühne. Mit Darstellern, verkleidet als absurde Killer und Metzger – hier geht es bekanntlich um den brutalen Streifen Hostel – und einer Bohrmaschine, die Spencer sogleich bei einem weiteren Schauspieler ausprobierte und den Herren dann dezent zerstücktelte, sodass er dann Plastik-Extremitäten über die Bühne werfen konnte, war die Show perfekt. Aber Charnas schaffte es neben seinem guten Acting auch perfekt seine variantenreiche Gesangsperformance zu absolvieren. Egal ob clean und eingängig oder brutal irgendwo zwischen Metalcore- und Death Metal Shouts, der Mann hat ein unglaubliches Organ.

ICE NINE KILLS, SKYND

Und so gab es auch kaum Verschnaufpausen, denn mit „Hip To Be Scared“ bei dem der gleiche Schauspieler nochmal dran glauben musste – dieses Mal fiel er der Axt von Patrik Bateman zum Opfer – gab es den nächsten Überhit vom aktuellen Werk „Welcome To Horrorwood“, darauf folgte die Dämonen-Action „Ex-Mortis“, ehe man mit „IT Is The End“ zum ersten Mal zum Voränger überging. Auch hier durfte die ES-Clown-Maske nicht fehlen, wobei der Song auch ohne das Zutun von LESS THAN JAKE, die auf dem Album mitwirkten, auch Live ein echtes Meisterwerk mit seiner Kombi aus kompromissloser Brutalität und orchestraler Epik, darstellt.

ICE NINE KILLS, SKYNDICE NINE KILLS verloren nicht groß Zeit, auch wenn sich der Fronter immer mal wieder je nach Song umzog, Freddys Krallen anzog („The American Nightmare“), die Kettensäge kreisen ließ („SAVAGES“) oder Norman Bates Mutter hinter dem Duschvorhang ermeuchtelte („The Shower Scene“), Ansagen gab es nur spärliche, die meist aus Dank und Lob bestanden. Dennoch wirkte Spencer wirklich authentisch und gut gelaunt, auch wenn er wahrscheinlich in den Staaten und gerade mit METALLICA gerade viel größere Crowds gewohnt ist, als im 2/3 gefüllten SaSaZu zu Gesicht bekam. Nur einmal wagte man einen Blick weiter zurück zum 2015er Werk „Every Trick In The Book“ und das mit der Teufels-Austreibung „Communion Of The Cursed“, das aber ebenso frenetisch abgefeiert wurde, wie das restliche Material. Die ersten drei Alben ignorierte man erneut komplett. Aber die beiden zuletzt veröffentlichten Alben geben halt mehr für die Show-Einlagen her. So cool die auch waren, man hätte jetzt nicht bei jedem Song die Schauspiel-Skills herzeigen müssen, den diese geben auch ohne mehr als genug Hör-und Staunwerte her.

ICE NINE KILLS, SKYND

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Außerdem fehlten zig Hits alleine von den drei gespielten Alben, die ich mir noch gewünscht hätte, vor allem das grandiose Jason-Tribut „Thank God It’s Friday“ vermisste ich schmerzlich, aber bei gerade mal einer Stunde Spielzeit, war das zu erahnen. Klar, die Performance ist schweißtreibend, stimmstrapazierend und absolut auslaugen, denn wie ICE NINE KILLS Vollgas gaben, war unglaublich, doch ne Viertelstunde länger wäre schon nett gewesen. So vertröstete man nach dem epischen „Farewell II Flesh“, dem fetzigen „SAVAGES“ und dem Publikums-Liebling „Stabbing In The Dark“, gewidmet natürlich Michael Myers, mit nur einer Zugabe in Form des Titeltracks „Welcome To Horrorwood“, das lautstark im Chor der anwesenden Fans mitgeträllert wurde und verabschiedete sich ausgiebig mit Verbeugungen und regem Winken. Zuvor badete der Fronter aber auch nochmal senkrecht auf dem Publikum stehend in selbigem.

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Setlist ICE NINE KILLS:
Funeral Derangements
Wurst Vacation
Hip To Be Scared
Ex-Mørtis
IT Is The End
Communion Of The Cursed
The American Nightmare
The Shower Scene
Assault & Batteries
A Grave Mistake
SAVAGES
Farewell II Flesh
Stabbing In The Dark

(Opening Night…)
Welcome To Horrorwood


Die Vorbands haben leider viel zu früh gestartet, der Main-Support SKYND war interessant aber doch irgendwie nicht ganz passend und ICE NINE KILLS lieferten gerade mal eine knappe Stunde ihrer perfekt durchinszenierten Show, doch die lange Anreise hat sich mehr als gelohnt. INK werden sicher in Kürze so manch Festival – auch in Europa – zu headlinen haben, da bin ich mir sicher, denn verdient wäre es auf jeden Fall! Bitte kommt bald wieder!


Band-Links:
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