Es ist nicht nur überraschend, sondern auch wunderbar, dass sich im Linzer Posthof auf metallischer Ebene neben viel Kleinkunst, Alternative und Indie wieder mehr tut. So waren letztes Jahr ja zum Beispiel Nathan Gray und seine THE IRON ROSES für ein unglaublich geniales Konzert in der Stahlstadt und mit HEAVEN SHALL BURN kehrt nach über 12 Jahren endlich nach Linz zurück. Ob es den Thüringern bewusst war, weiß ich nicht, aber die Herren hatten ja etwas gut zu machen, musste man die Show damals nach nicht ganz 60 Minuten abbrechen, da der damalige Drummer Matthias Voigt (heute mit Kollege Maik bei EXTERMINATION ORDER) schwer krank hinter der Schießbude saß und für ein paar Songs dann noch überraschend durch Gitarrist Alex Dietz an den Fellen ersetzt wurde. Klar, eine Show bei der die Band alles gab und sich daher erst recht in meine Erinnerung brannte, aber doch etwas kurz.
Generell zeigen sich HSB aber sowieso in letzter Zeit sehr Fan-nahe und experimentierfreudig, spielte man im letzten Jahr in kleineren Clubs wie dem Rockhouse in Salzburg, in denen man zuvor nie spielte. Und so schiebt man auf der aktuellen Summer Battles Tour mit TRIVIUM und Festivals einigen mehr Bands kleinere Shows ein, wie diese hier als Headliner ein.
Mit dabei hatten die Melodic Death/Metalcore Giganten aus Deutschland die US-Herren von SHADOW OF INTENT, die aber schon um 19 Uhr auf die Bretter mussten und daher einige arbeitstätige Fans, sowie auch ich, leider nicht rechtzeitig im Posthof erscheinen konnten, sowie die Überflieger BLEED FROM WITHIN.
Und die Herren aus Glasgow legten trotz etwas schwammigem Sound gleich gehörig los, zeigten sich motiviert, spielfreudig und gut gelaunt. Allem voran Sänger Scott Kennedy motivierte die Meute immer wieder, animierte diese zu Circlepits, betonte aber auch, dass man aufeinander Acht geben sollte und auch hydriert bleiben muss. Eine Wall Of Death wurde inszeniert und zu „Killing Time“ wurde auf Anfrage des Sängers auch fleißig mitgehüpft.
Die Fans dankten es mit weiteren fetten Pits, gereckten Fäusten und einigen Chören. Eigentlich zeigten sich BLEED FROM WITHIN recht brutal mit ihrem ambitionierten Deathcore, doch die immer wieder mehrstimmigen oder gar ganz clean vorgetragenen Parts durch Gitarrist Steven Jones sorgten am meisten für Furore. Dass die Herren auch bald 20 Jahre im Geschäft sind spürte man förmlich und mit Highlights wie das atmosphärische „I Am Damnation“ oder „Levitate“, das neben einem starken Streicher-Intro genau die erwähnten Aspekte gekonnt ausspielt, sollten definitiv neue Fans akquiriert worden sein. Vorrangig gab es neben ein paar kurzen Ausflügen zurück zu den Anfängen vorrangig Material vom aktuellen Werk „Shrine“, das im vergangenen Jahr das Licht der Metalwelt erblickt. Dazu kommt aber natürlich auch der mit HC-Attitütde ausgestatte Dauerbrenner „The End Of All We Know“ vom Vorgänger „Fracture“.
So war die schon gut gefüllte Halle des fast ausverkauften Posthofs gut auf Temperatur gebracht und nicht nur die Band freute sich über ihren überhaupt ersten Besuch in Linz, auch die Linzer dankten es beim Abschied ausgiebig und ich für meinen Teil freue mich definitiv auch auf ein Wiedersehen!
Eigentlich für 21:10 angekündigt, hatten viele Besucher noch ihre Liebe Mühe um Punkt 21:00 Uhr ihr Bierbestellung rechtzeitig abzugeben oder im Hof die Lunge mit Nikotin zu füllen, da man da schon das Intro „Awoken“ aus der Ferne vernahm. Und schon brach die Hölle über den Posthof ein.
HEAVEN SHALL BURN wollten keine Zeit verlieren und als ich im Fotograben auftauchte, ballerte man auch schon mit dem Klassiker „Endzeit“ die Hölle los. Veträumte Streicher wurden von fetten Riffs, einem Drum-Massker von Christian Bass und dem ersten Gebrüll von Marcus Bischoff, der stilecht in seinem roten Hemd – die man einst in Korea nicht so gern anzog – auf der Bühne stand. Selbiges hatte er aber eh schon nach dem ersten Song komplett durchgeschwitzt, weshalb er sich diesem auch im Laufe des Sets entledigte. Die Band zeigte sich gewaltig bewegungsfreudig, sodass die Axte nur so durch die Luft flogen und man kaum wusste, wo man hinsehen sollte.
Weiter ging es mit dem grandiosen und sozialkritischen „Bring The War Home“ zu dem wir mithüpfen sollten, ehe „Übermacht“ das Tempo etwas rausnahm und mit einigen Synthies mehr Atmosphäre in das präzise und professionelle Gemetzel brachte. Dass die Herren mittlerweile unglaubliche 25 Jahre im Geschäft sind, merkte man zu jeder Sekunde der überaus tighten Show. Nur die Ansagen könnten einfach bei dem Stil etwas knackiger ausfallen, wobei man sich dieses Mal eh vornehm zurück hielt. Marcus, der mittlerweile wieder lange Haare trägt, fühlt sich von selbigem etwas genervt, verteilte immer wieder Wasserflaschen und wurde durch ein paar Scherze von Maik und Alex immer wieder abgelenkt, ehe er den nächsten Track ansagte. Stimmlich war der Mann in bester Form und auch bewegungs- wie kontaktfreudig zeigte sich der Fronter und klatschte immer wieder mit den Fans ab. Überraschend war auch, dass Maik zwischendurch die Gitarre an den Gitarren-Tech abgab. Das hatte aber auch einen Grund und war eine nette Geste, denn der Herr zockt auch bei den Doomern DECÉMBRE NOIR und die haben bekanntlich auch eine neue Scheibe im Anschlag.
Natürlich war auch an diesem Abend vorrangig das aktuelle Werk „Truth & Sacrifice“, das zwar ein Doppelalbum war, aber mit drei Jahren am Buckel dennoch schon wieder nach einem Nachfolger ruft, der Star des Abends. Dennoch war der Jubel gerade beim Titeltrack vom 2013er Album „Godiva“ sowie dem unvermeidbaren EDGE OF SANITY Cover „Black Tears“ ohrenscheinlich am lautesten. Einen schönen Blick zurück in die frühen 2000er gab es aber dennoch mit „Behind A Wall Of Silence“ und „Numbing The Pain“. Mit dem neueren „Tirpitz“ hollte man gegen Ende dann aber doch mehr Fans ab, während das von mir immer wieder ersehnte Über-Cover „Valhalla“ die Show nach gut 70 Minuten mehr als würdig beschloss.
Setlist HEAVEN SHALL BURN:
(Awoken)
Endzeit
Bring The War Home
Übermacht
Protector
Behind A Wall Of Silence
My Heart And The Ocean
Voice Of The Voiceless
Godiva
Thoughts And Prayers
Forlorn Skies
Black Tears
Numbing The Pain
Tirpitz
Valhalla
Mit einer mehr als knackigen und vor allem intensive Show legten HEAVEN SHALL BURN eine waschechte Machtdemonstration hin und bewiesen einmal mehr, dass sie ein gewaltig starker Headliner und eine überaus sympathische Band darstellen. Bleibt nur zu hoffen, dass HSB nicht wieder über zehn Jahre warten um Linz die Aufwartung zu machen, sondern vielleicht in ein zwei Jahren mit neuem Album im Gepäck wiederkehren.