Das Wasteland ist allgegenwärtig und wird uns noch länger begleiten

AEONS OF ASHES haben kürzlich mit „The Wasteland Chronicles“ ein umfangreiches und spannendes Konzeptalbum abgeliefert. In den letzten Jahren hat sich bei der motivierten und aufstrebenden Band aus Österreich so einiges getan. Was in diesen Jahren los war und welche Pläne sie in der Zukunft haben, fragten wir direkt bei der Band nach.


Wwir fanden es schade, dass kaum eine Band weibliche und männliche Growls und Harsh Vocals mischtBandmitglied


 

Hi Leute, wie läuft es bei euch gerade kurz nach dem Release von „The Wasteland Chronicles“?

Christopher (f4v5t): Bei uns läuft gerade alles super! Wir sind überwältigt von dem großartigen Feedback, das wir zum Album, zu den ersten beiden Videos mit unserer neuen Vocalistin 4LE4 und zu unserer Release-Show erhalten haben.
July (4LE4): Alles großartig! Die letzten Wochen und Monate waren sehr intensiv, jetzt ist es schön, einmal etwas entspannter an die Sache heranzugehen. In der letzten Probe haben wir ein paar unserer alten Songs gespielt – die ich zum ersten Mal probieren durfte – und wir überlegen, zum Spaß auch eine Coverversion anzugehen. Aber im Hintergrund wird schon an eigenen neuen Songs gearbeitet.

Über neun Jahre sind seit eurem Debüt vergangen. Auch wenn es einige EPs gab, warum hat das Ganze so lange gedauert?

Tim (The GrandMaester): Ehrlich gesagt glauben wir, dass es nicht mehr ganz zeitgemäß ist, auf Album-Releases zu setzen. Das sieht man auch bei vielen internationalen Acts: Die Tendenz geht dahin, einzelne Songs herauszubringen. Hörerfreundlich ist das nicht unbedingt, aber anders geht man in der Fülle der Bands und der Veröffentlichungen mittlerweile einfach unter. Ein Release ist bestenfalls ein paar Wochen in den Medien und den Köpfen der Menschen präsent, egal ob Album oder einzelner Song. Daher lieber EPs und einzelne Videos. Jetzt hat sich allerdings angeboten, doch ein Album zu präsentieren – einfach, weil wir mittlerweile genug Material aus unserem wasteland2570-Projekt beisammen hatten.

aeons of ashes interview

Ihr strebt aber hoffentlich einen kürzeren Zeitraum für den Nachfolger an?

Tim: Zuerst haben wir noch zwei Musikvideos zu drehen: „SurRealisation“ ist etwas anders konzipiert als die letzten Videos. Wir bleiben im wasteland, aber wollen eine unwirkliche, alptraumhafte Vision von 4LE4 umsetzen. „Ring of st0nes“ soll eher ein klassisches, erzählerisches wasteland-Video werden.
July: Für beide Drehs, Anfang November und irgendwann im Winter, suchen wir übrigens noch Darstellerinnen… Wenn ihr euch vorstellen könnt, in einem AEONS OF ASHES Video vor der Kamera zu stehen, schreibt uns auf Facebook oder Insta!
Christopher: Nächstes Jahr werden wir auch ziemlich sicher neue Songs veröffentlichen, aber sicher kein ganzes Album.

Wie und wann sind die Songs entstanden? War das ein Prozess auf mehrere Jahre?

Christopher: Die Dauer für die Entstehung eines Songs ist ganz unterschiedlich. Manche sind nach wenigen Tagen so gut wie fertig, manche brauchen Wochen oder Monate, um zu reifen.

Tim: An „The Awakening“ haben wir, glaube ich, sogar zwei Jahre gearbeitet. Am Album ist jetzt unser Output der letzten vier Jahre zu finden – mitzwölf Songs und neun Interludes ist das gar kein so schlechter Schnitt.

Was könnt ihr mir über das Konzept hinter dem Album bzw. den ganzen Zwischenstücken erzählen?

July (4LE4): Die Songs thematisieren alle unterschiedliche Aspekte aus dem wasteland2570. Aber genau wie die Erinnerungen der Charaktere sind sie zeitlich nur bedingt einzuordnen, manchmal bruchstückhaft oder voller Rätsel. Die Interludes, die – wie unsere Licht- und Nebel-Show und alle technischen Details – komplett von unserem Bassisten Mexx (d0ck3r) umgesetzt wurden, sind perfekte Atempausen und vermitteln die Atmosphäre des wastelands, so wie wir sie auch im Rollenspiel und den Storyvideos erleben. Und sie sind auch fixer Teil unserer Liveshows. Beim Album Release haben wir das Album von vorn bis hinten in einem Take gespielt.

 

Werdet ihr ins Wasteland zurückkehren oder ist das nun eine abgeschlossene Geschichte?

Christopher: Das Wasteland ist allgegenwärtig und wird uns noch länger begleiten. Es handelt sich um eine laufende Geschichte in einer faszinierenden Welt. Aber wer weiß schon, was noch passieren wird.

 

Ihr habt auch ausgerufen, Fans die Geschichte auf verschiedene Wege weiterspinnen zu lassen. Gab es da bereits Feedback und interessante Ideen oder sogar schon Ergebnisse?

Tim: Absolut! Die ganze Welt verändert sich laufend und wächst mit jedem, der Teil des Wasteland Collectives ist. Egal, ob jemand mit seinem wasteland-Charakter in Videos auftaucht, Blog Entries schreibt oder mit uns am Rollenspiel-Tisch sitzt. Und wenn sich die Welt verändert, hat das Einfluss auf unsere Texte und Videos. Ein praktisches Beispiel: In „Walk with Us“ wird die Geschichte erzählt, wie 4LE4 dem Inner Circle, also dem Rest der Band begegnet, und wie wir sie überzeugen, uns zu begleiten.

July: Und zum Song „Ring of st0nes“ gibt es noch vor dem Videodreh ein gleichnamiges Rollenspiel-Abenteuer. In diesem können Spieler:innen dem Geheimnis auf den Grund gehen können, was es mit dem Ring auf sich hat, den st0nes/Georg als Talisman trägt. Mehr dazu ist auf unserer Website wasteland2570.com zu finden. Oder ihr schreibt uns einfach. Es wird alles beantwortet!

Christopher: Wer sich für die tiefere Bedeutung der Songtexte interessiert, dem kann ich unser geniales MediaBook empfehlen. Die Idee hatte unser Label Running Wild Productions und darin haben Georg (st0nes), der für alle unsere Artworks verantwortlich ist, und Tim erklärt, wie genau die einzelnen Tracks im wasteland verankert sind.

Seit eurem Debüt hat sich auch im Bandgefüge so einiges getan. Ihr hattet Abgänge zu verzeichnen, diese wurden aber offensichtlich adäquat ersetzt…

Tim: Mehr als adäquat, würde ich sagen! 2015 haben wir uns von Drummer Carlo getrennt. Jeder, der selbst Musik macht, weiß, wie schwer es ist, einen guten Schlagzeuger zu finden, der auch menschlich zur Band passt. Mit Clemens (spr0ut) haben wir den absoluten Jackpot gezogen. Ende 2019 ist dann recht überraschend Gründungsmitglied und Gitarrist Jorgo (g8s) ausgestiegen. Christopher hat sich dann innerhalb kürzester Zeit perfekt eingefügt.

aeons of ashes interview the wasteland chronicles

Und wie kam es dazu mit July alias 4LE4 eine zweite Stimme in die Band zu holen?

Tim: Das war tatsächlich nie geplant. Ich habe im Laufe der Zeit dem einen oder anderen Fan Schnupperstunden in Growling gegeben. Bei July war sofort ihr unglaubliches Talent zu erkennen. Da sie die Band schon lange als Fan und im wasteland begleitet hat, war uns klar, dass sie gut zu AEONS OF ASHES passen würde. Ein ungewöhnlicher Schritt, ja. Aber wir fanden es schade, dass kaum eine Band weibliche und männliche Growls und Harsh Vocals mischt. Wir haben uns dann innerhalb weniger Tage entschieden, sie in die Band zu holen. Wie gut die Entscheidung war, sehen wir jetzt an den Reaktionen.

 

Ihr habt auch ein cooles Video zu „Time Is A Lie“ gemacht. Worum geht es in dem Song und wie waren die Aufnahmen zum Video?

July: Für mich war es der erste Videodreh, ich habe es geliebt! An dem Tag haben wir mit unserem großartigen Team gleich das ganze Material für „Time Is A Lie“ und „The Night The Darkness Died“ gedreht. Nach 13 Stunden sind wir dann nur mehr ins Bett gefallen – aber das war es wert! „Time Is A Lie“ spielt zwischen den Welten: Ich bin als 4LE4 zu sehen, aber auch in einem früheren Leben. 4LE4 spürt den Lockruf aus dem wasteland und wird mehr und mehr in seinen Bann gezogen. Man kann es auch als eine Metapher sehen, wie mich die Begeisterung erfasst hat, als Quereinsteigerin plötzlich in einer Band zu spielen, von der ich seit Anbeginn Fan war.

 

Wie sieht es mit zukünftigen Live-Aktivitäten aus? Ist da bereits etwas geplant?

July: Wir sind gerade dabei, unsere Angebote zu sondieren. (lacht)
Tim: Ja, wir hoffen auf ein paar coole Shows im Jahr 2024. Unsere wasteland-Inszenierung ist mit Licht- und Nebel-Show und wenn möglich Videoeinspielungen mittlerweile recht aufwendig und funktioniert auf kleinen Bühnen nicht mehr so gut. D.h. Locations wie der Freiraum in St. Pölten oder die ((szene)) Wien sind für das, was wir machen, einfach besser geeignet als kleine Pubs. Ich hoffe, das wird uns jetzt nicht als größenwahnsinnig ausgelegt. Aber ohne ein gesundes Maß an Größenwahn hätten wir uns gar nie an das wasteland-Projekt gewagt. (lacht)

 

Wie würdet ihr euch stilistisch selbst einordnen? Macht das überhaupt Sinn für euch, da ihr gerne (Genre)grenzen brecht.

Christopher: Wir haben unseren Stil zuletzt als „Post Modern Melodic Death“ bezeichnet. Das beschreibt unsere Musik auch ganz gut – andererseits weckt „Melodic Death“ bei manchen Menschen eine Erwartungshaltung, die wir nicht erfüllen können oder wollen. Es ist schwierig. Vielleicht sagen wir in Zukunft einfach „Metal“.

Tim: Die vielen Subgenres im Metal sind für mich Fluch und Segen zugleich. Einerseits hilft es, Bands zu finden, deren Stil einem vermutlich zusagt. Andererseits steckt man sich selbst in eine Schublade, die manche dann vielleicht gar nicht öffnen wollen.

Wenn ihr nun auf zehn Jahre AEONS OF ASHES zurückseht, was waren die High- und Lowlights für euch?

Tim: Die ersten zwei Jahre, 2013 und 2014 waren top! Wir haben gleich einmal DARK TRANQUILLITY supportet und ein Album herausgebracht. 2015 haben wir unseren bisher größten Gig gespielt, als einziger Support Act für PARADISE LOST in der Arena. Dann wurde es schwierig, bis 2019 „Wasteland“ entstanden ist. Das hat uns allen unglaubliche neue Energie gegeben. Jetzt, vier Jahre später, sind wir dort, wo wir von Anfang an hin wollten. Und die letzten Monate waren für uns die intensivsten, aber auch die schönsten, seit wir Musik machen.
Christopher: Auch wenn ich noch nicht so lange bei AEONS OF ASHES bin, kann ich dem nur zustimmen!

 

Danke für das Interview! Möchtet ihr noch etwas loswerden?

July: Wir sagen danke! Für mich ist alles immer noch sehr surreal. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als in die Musik und in andere Welten einzutauchen. Die Relaseshow am STP Metalweekend war einfach magisch! Wie es auch im wasteland thematisiert wird: Visionen und Träume können wahr werden. Werde zu dem Menschen, der die Erfüllung deiner Träume verdient hat!

 

 

 


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