Der Konzertherbs ist im vollen Gange und man weiß echt schon nicht mehr wo man noch hin soll bzw. will. Aber als es hieß, dass Peter Tägtgren mit seiner Truppe PAIN nach Wien kommt und das Ganze auch noch an einem Freitagabend sein wird, war klar, da müssen wir hin! Mit abwechslungsreichem Support-Reigen in Form von den Japanern RYUJIN, den Schweden ELEINE und und den Finnen ENSIFERUM, konnte man einen bunt gemischten Abend erwarten.
Da der Andrang an dieses Konzert recht groß war, verlegte man die Show von der Szene in die SimmCity, die aber dann doch nicht ganz voll wurde. Und da es bereits um 18:30 mit RYUJIN losging, war der Saal noch spärlich besetzt. Doch die Japaner legten einen beherzten Gig hin. Eigentlich als GYZE gestartet, entschied man sich nach über zehn Jahren und vier Alben, eine Art Reboot einzulegen.
Und so zeigen sich die Samurai Metaller – was eigentlich nur ein Mix aus nordischem Melodic Death der Marke CHILDREN OF BODOM, kombiniert mit japanischer Folklore und einer guten Portion Power Metal sein soll – motiviert wie echte Newcomer und boten eine fette halbe Stunde. Mit passenden Outfits und Kriegsbemalung machten die Herren rund um Frontmann und Saitenhexer Ryoji optisch eine ganz gute Figur, bei etwas undifferenzierten Sound konnten die Herren aber auch musikalisch begeistern und zeigten sich zwischen den Songs voll motiviert und auch dankbar beim Wiener Publikum und schlossen den kurzen und knackigen Gig nach einer halben Stunde unter großem Beifall ab.
Setlist RYUJIN:
Asian Chaos
Eastern Spirits
Samurai Metal
Dragon Calling
Raijin & Fujin
Als nächstes waren die Schweden ELEINE, rund um Aushängeschild und Hingucker Madeleine Liljestam dran. Die Truppe machte sofort Stimmung, gab gut Gas und zeigte sich ebenfalls über den ersten Besuch in Wien überaus begeistert. Mit ihrem aktuellen Werk „We Shall Remain“, das die Fronterin immer wieder hervorhob in ihren Ansagen, konnte die Truppe für mächtig Stimmung unter Kritikern und Fans sorgen, da die Truppe den typischen Mix aus Gothic und Symphonic Metal mit einer sehr guten Portion Härte und düsterem Einschlag würzt.
Somit hebt man sich von den üblichen Verdächtigen im Genre etwas ab und mit eine paar Growls vom Gitarristen hat man auch einen wunderbaren Kontrast zur kraftvollen Stimme von Madeleine, die hier sowohl stimmlich als auch von der Performance her alles gab. Einen Appell und ein Danke an die Fans gab es auch, da diese fleißig Konzerte besuchen und Karten sowie Merch kaufen, denn: „Without you, we are nothing!“.
Unterhaltsam waren aber auch die etwas gebrochen englisch gesprochenen Ansagen vom Gitarristen, der meinte: „We eat and drink you at the Merch!“, ansonsten aber auch fett performte und mit seinem Outfit und Grimassen auch für die Fotografen eine Bereicherung war. Alles in allem die wahrscheinlich am wenigsten zu PAIN passende Band, doch hat die junge Truppe hier definitiv neue Fans einsammeln und zufrieden von dannen ziehen können.
Setlist ELEINE:
Enemies
Never Forget
We Are Legion
War Das Alles
Blood In Their Eyes
Ava Of Death
Wel Shall Remain
Death Incarnate
Elaine
ENSIFERUM braucht man wohl keinem Metalhead mehr vorstellen. Die Herren liefern seit mehr als 20 Jahren astreinen Melodic Death/Folk Kost mit finnischem Einschlag, der mal episch, mal lustig und auch mal düster ausfällt. Und auch an diesem Abend gab es die abwechslungsreiche Vollbedienung zwischen flottem Riffing, epischen Chören und Saufsongs. Petri Lindroos, der einst von NORTHER zu ENSIFERUM wechselte um Jari Mäenpää ersetzt und mittlerweile bei WARMEN auch agiert, brüllte gekonnt Highlight nach Highlight runter.
Klar war das aktuelle Album „Thalassic“, das aber auch schon wieder ein paar Järchen am Buckel hat, im Fokus und so durften Keyboarder Pekka Montin und und Basser Sami Hinkka so manch cleanen Part präsentieren, aber auch das 2015er Werk „One Man Army“ bekam gleich drei Plätze in der Setlist.
Dennoch schaute man auch in die Vergangenheit und lieferte mit „Lai Lai Hei“ gegen Ende den unvermeidlichen Publikumshit, um die Fans auch fleißig mitsingen zu lassen. Aber auch das abschließende und teils echt abgefahrene „Two Of Spades“ mit seinem ABBA-Disco-Mittelteil sorgte nochmal für gewaltig Stimmung in der SimmCity. Die grinsenden und hochbegeisterte Finnen konnten somit nach gut 40 Minuten nordischem Flair eine gut aufgewärmte Meute an den Headliner des Abends weitergeben.
Setlist ENSIFERUM:
Andromeda
In My Sword I Trust
Run From The Crushing Tide
For Sirens
Twilight Tavern
Heathen Horde
One Man Army
Lai Lai Hei
Two Of Spades
Auch wenn die Umbaupausen verdammt kurz ausfielen, machte es PAIN durchaus spannend. Doch irgendwann ging dann doch das Licht aus, leichte Nebelschwaden erhoben sich und die Band stapfte zum Intro auf die Bühne. Da hatte Peter Tägtgren noch keine Silbe ins Mico gebrüllt, war der Jubel schon enorm und schon ging es los mit düsteren Synthies, die „Let Me Out“ einleiteten. Sofort kam Bewegung in die ersten Reihen, die Atmosphäre wurde immer dichter und es wurde immer heißer in der Halle, die nun schon sehr gut gefüllt war.
Mit „End Of The Line“ setzte man gleich nochmal einen drauf und erhöhte das Tempo. Nach drei Songs begrüßte Peter Wien und fragte: „How many voices do you have in your head?“, um „The Great Pretender einzuleiten. Es ging Schlag auf Schlag und mit „Call Me“ folgte das nächste Highlight, bei dem sich Sohnemann Sebastian Tägtgren hinter dem Schlagzeug anscheinend verspielte, doch der Grund war schnell gefunden, denn hinter ihm auf dem Beamer erschien ein Joacim Brodén als Muppet-Figur, ehe sich dieser in den „echten“ und grinsenden Joacim verwandelte, um seinen Part zu singen.
Immer wieder plauderte Peter kurz und effektiv mit den Fans und kündigte „Revolution“ als nagelneuen Song an und unterstrich das mit: „Anything can happen“, bevor dann bei „Suicide Machine“ ein gezeichneter Painhead auf der Leinwand erschien und die legendäre Milch aus dem „Shut Your Mouth“ Video klaute. Später sollte dieser außerdem noch vergeblich durch ein überaus witziges Super Mario Video laufen, um all seine Leben zu verlieren. Der Song dazu war natürlich das fetzige „Bye/Die“.
Auch eine Vorstellrunde durfte nicht fehlen, denn mit Jonathan Olsson von DYNAZTY und Sebastian Svalland, der live bei HYPOCRISY mit am Start ist, sowie: „Straight from my balls – Sebastian Tägtgren“ hat der Maestro wahre Profis mit auf dieser Tour. Die eingespielte Truppe zeigte sich bewegungsfreudig, die Kollegen an Bass und Gitarre stimmstark bei den Chören und mit coolen Outfits waren die Herren sowieso ein Hingucker.
Zur ersten Zugabe „Party In My Head“, das definitiv als Partykracher noch lange in der Setlist bleiben wird, schälte man sich in kitschige und knallige Jäckchen und Svalland erschien mit eingeplüschter Gitarre. Mit „On And On“ überraschte man in der Zugabe neben Must-Plays namens „I’m Going In“ und dem Überhit „Shut Your Mouth“, bei dem die Fans und die Band nochmal alles gaben und gewaltig ins Schwitzen kamen.
Setlist PAIN:
Let Me Out
End Of The Line
Nailed To
The Great Pretender
Call Me
Revolution
Zombie Slam
Suicide Machine
Monkey Business
Coming Home
Have A Drink On Me
Same Old Song
It’s Only Them
Bye/Die
Gimme Shelter (ROLLING STONES)
–
Party In My Head
On And On
I’m Going In
Shut Your Mouth
PAIN verabschiedeten sich nach dieser überaus fulminanten Show fast wortlos, erschienen aber nochmal grinsend und verbeugend, um Plecs und Sticks zu verteilen und ließen verschwitzte, zufrieden Fans zurück, die einen überaus starken Abend mit abwechslungsreichem LineUp erlebten.