ITCHY haben am 20.10.2023 im kultigen Flex gespielt und das Haus gerockt. Leider sind wir an diesem Tag nicht für ein Interview zusammen gekommen, aber Nova, die überaus sympathische Tour-Managerin der Band, war so freundlich und hat uns einen Termin für Interview per Videokonferenz organisiert. Max (Drummer) und ich haben über die Songs am neuen Album “Dive” gesprochen und welche ihn davon am meisten ins Schwitzen bringen – viel Spaß beim Lesen!
Hallo Max, grüß dich!
Danke, dass du dir die Zeit nimmst heute mit mir remote zu sprechen.
Ey, sehr gerne. Danke, dass du dir Zeit für mich nimmst.
Du, ich möchte mit dir ein bisschen über euer neues Album sprechen, „Dive“. Meiner Meinung nach ist euch das wirklich sehr geil gelungen und wahrscheinlich euer härtestes Album. Zumindest findet man da sehr sehr harte Songs drauf. Vor allem vom Sound her, also vom Bass, Gitarre und Schlagzeug. War das auch so gewollt, dass es mit so einer Härte daherkommt?
Yes! Ja, also es hat sich ergeben, der Sound kommt von den Songs und die Songs sind auf jeden Fall, sagen wir mal, wieder ein bisschen straighter, rockiger, härter geworden im Vergleich zu dem letzten Album vielleicht. Und genau, dann hat es sich eigentlich von selbst ergeben, das in diesem Soundgewand zu machen und das ist auch, würde ich mal sagen, unserem Produzenten zu verdanken, der ist da sehr gut drin, diese Art von Sounds zu machen, also harte Gitarren, harte Drums. Wir sind auch sehr, sehr zufrieden 🙂
Könnt ihr auf jeden Fall sein. Es startet gleich richtig genial los mit „Prison Lights“, sprich Gefängnis. Ich habe das so interpretiert und jetzt bin ich gespannt, was du mir erzählst. Was ist das Gefängnis? Sind das die Handys, die uns begleiten, die Tablets, die uns dauernd ins Gesicht leuchten?
Naja, es geht eher darum, der Sibi, der den Song geschrieben hat, der ist ein sehr getriebener Mensch, der selten abschalten kann und eigentlich immer weiter, immer weiter muss. Und eigentlich geht es eher darum, dass „Prison Light“ sozusagen so ein Licht ist, das ihn immer verfolgt und ihn nicht in Ruhe lässt, selbst wenn er die Augen zumacht oder zumachen will, wenn er es mal will. Er ist sozusagen Gefangener von seiner eigenen Persönlichkeit kann man sagen.
Okay, ja spannend. Das kann ich persönlich sehr gut nachvollziehen. Ich bin auch jemand, der sehr schwer abschalten kann. Danke, dass du das so teilst. Das hätte ich jetzt nämlich so nicht raus gehört…
Klar, ich habe das Gefühl, ihr müsst alle mal ein bisschen mehr kiffen, dann kommt das ganz von allein.
Ja, fix Mann, wenn sich’s im Alltag einrichten lässt, gell?!
(lacht)
Haha, alter Schwede! Und noch ein Song, der ziemlich gut ankommt auch bei euren Fans, ist „No One’s Listening“. Ist mittlerweile sogar, wenn man auf euren Spotify Account anschaut, einer der meistgehörtesten Songs. Habt ihr damit gerechnet, dass dieser Song so einschlägt?
Oh ist das so? Geil! Das gefällt mir gut aber das haben wir uns über die Jahre ein bisschen abgewöhnt, uns da großartig was vorzustellen, weil es eh immer ein bisschen anders kommt. Also klar, gewisse Sachen weiß man schon und man muss ja auch Singles aussuchen und so, da hat man schon eine gewisse Vorstellung. Aber umso schöner. Ich finde den Song mega geil, ist auch einer der härteren und schön, wenn er so gut ankommt. Auf unserer aktuellen Tour spielen wir den als Opener. Da brennt die Hütte ab, Sekunde eins meistens. Dieser Song macht sehr viel Spaß!
Das glaube ich und wenn ihr das nächste Mal in Wien seid, oder in der Umgebung, dann bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei.
Ja cool. Wir kommen wieder.
Auf jeden Fall, ich glaube das letzte Mal habe ich euch gesehen, als ihr als Support von THE OFFSPRING in der Arena gespielt habt…
Das ist ein bisschen her, aber das war mega.
Ah ja, ich erinnere mich.
Das war Open Air, glaube ich, oder?
Das war ein Open Air.
Ja, das war 2017 oder 2018. Ach, ist wieder 5 Jahre her. Ja, brutal.
Ja, aber das war’s und das war richtig geil.
Was auf eurem neuen Album auch cool ist, ich finde ihr habt geile Bridge-Parts in den Songs. Also vor allem bei „Prison Light“ und auch bei „Dive“ sind euch die Bridges gut gelungen.
Danke, danke. Danke, da haben wir auch viel rumhantiert und ausprobiert. Ja, so Bridge Parts kann Sibi auch sehr gut. Der ist da gerade auch mit Melodien und Harmonien und Wechsel und so sehr, sehr gut und sehr bewandert.
Und bei welchem Sound kommst du am meisten ins Schwitzen, wenn ihr live spielt?
Puh, also einerseits „Prison Light“ ist auf jeden Fall kein Spaziergang, bei 200 BPM da kommt man schon ein bisschen ins Schwitzen. Und sonst, lustigerweise ist „Dive“, also der Titeltrack, auch ziemlich anstrengend, auch wenn es vielleicht gar nicht so anhört, aber er ist auch ziemlich schnell und ich bin halt die ganze Zeit in Bewegung. Aber geil! Spaß machen sie alle.
Mein Favorit auf dem Dive-Album ist der Song Lie. Ist auch mega gelungen.
Nice.
Wenn du den Favoriten aussuchen müsstest von eurem Album, was wäre dein Favorit?
Boah, schwierig, ist immer schwierig, weil sich’s auch ändert. Mein Herz hat schon immer für „You“ geschlagen. Das ist ja ein bisschen ein anderer Song, nicht so hart, sondern eher groovy, zum Bouncen. Das mag ich ganz gerne und den hat Sibi mitgebracht und da war der Song noch ganz anders. Das war so eher so eine Soul-Nummer, völlig abgedreht mit so… Gospel-Chor-Sachen, wo man wieder gedacht hat, Sibi, was ist bei dir eigentlich los? haha. Aber ich hab da was gesehen in dem Song. Ich fand das geil und dann habe ich mir den so ein bisschen zu Brust genommen und da so dreckige Gitarren mal drüber gespielt und dann hat sich der Song immer weiterentwickelt und im Ende sind wir da rausgekommen, wo wir jetzt sind und das finde ich es sehr geil, macht auch live sehr viel Spaß.
Das ist ein gutes Stichwort, das bringt mich zu meiner nächsten Frage bringt: Hast du schon immer Schlagzeug gespielt oder kommst du eigentlich aus einer anderen instrumentalen Ecke?
Ne, also Schlagzeug ist auf jeden Fall mein OG-Instrument. Ich habe mit fünf angefangen, Trommelunterricht zu nehmen. Da konnte ich noch nicht mal lesen. Da hatte mein damaliger Lehrer sehr, sehr viel Geduld mit mir. Shoutout! Der ist leider gestorben vor ein paar Wochen. Da war ich auf der Beerdigung. Mein allererster Trommellehrer, Rest in Peace, Markus, war ein geiler Typ.
Also ja, Schlagzeug. Und dann habe ich irgendwann als Teenager noch E-Gitarre dazu angeschafft. Und das sind so die zwei Sachen, die ich so einigermaßen kann. Ich sag mal so.
Gitarrespielen habe ich dich noch nicht gehört, aber Drums auf jeden Fall. Und ja, zeigt auch wieder irgendwo, du musst extrem früh anfangen, gute Lehrer haben, die die Basics gut beherrschen.
Ja, ja. Also es hilft auf jeden Fall. Man lernt halt irgendwie, wenn man jünger ist, noch viel schneller und hat vielleicht auch ein bisschen mehr Drive, da viel zu üben. Also es hilft schon. Aber man kann auch später im Leben noch auf jeden Fall Sachen anfangen. Da sollte man sich nicht vom Alter abhalten lassen.
Ich bin auch der Meinung, es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen.
Genau. Und jetzt macht ihr das aber schon ziemlich lange. Seit 2005 veröffentlicht ihr Alben. Gibt’s da einen Song, der euch als Band besonders ans Herz gewachsen ist?
Ja, das muss „Why Still Bother“ sein. Wir sprechen ja von uns als Non-Hit-Wonderband. Wenn wir dann doch uns festlegen müssten und wenn man die Zahlen so ein bisschen anschaut, dann wäre es schon „Why Still Bother“. Der geht einfach am meisten ab. Wir lieben den Song auch. Es ist mega, so einen Song zu haben, darüber freuen wir uns.
Hm. Ja, auf jeden Fall und ich glaube das Publikum gibt euch da 100% recht. Jetzt hast du auch gesagt, dass Sibi viel macht. Wie läuft denn das Songwriting bei euch so ab?
Mal gut, mal nicht so gut, haha.
Haha, Das war nicht meine Frage, aber danke für die Ehrlichkeit.
Das läuft so ab, dass wir eigentlich jeder für sich selbst Ideen sammeln, Demos machen. Selbst Panzer ist mittlerweile so weit, dass er zu Hause ein bisschen Songs aufnehmen kann. Er hat bis vor kurzem auch auf nur auf einem Kassettenrekorder ausgejodelt. Haha, genau, dann machen wir erstmal selber Demos und dann bringt man die halt mit in die Probe, oder wo auch immer wir uns treffen, um Songs zu besprechen. Es geht jetzt echt viel einfacher als in der Vergangenheit. Jetzt klicken die ersten Songs direkt und man kann schon sehen wohin die Reise geht. Früher haben wir teilweise 50-60 Songs für ein Album geschrieben, wo dann 12 bis 14 auf ein Album kommen und der Rest halt einfach in Müll.
Und diesmal war es nicht so nötig, so extrem viele Songs zu schreiben, weil wir uns einfach schnell einig waren. Erst die sind’s, die machen wir, die nehmen wir und dann ging das los.
Okay. Aber dann höre ich schon ein bisschen raus, dass bei euch jeder Songs schreibt und zum Album Songs beiträgt. Es gibt nicht den Einen bei euch, der jetzt dreiviertel aller Songs schreibt, sondern ihr macht das wirklich zu dritt.
Ja, doch also im Prinzip schon mehr Sibi. Da sind wir wieder bei der Getriebenheit. Er hat halt den krassesten Output auf jeden Fall. Der kann auch mal ein paar Wochen lang jeden Tag einen Song schreiben, wenn es bei ihm läuft. Also der ist völlig krass, was Output angeht. Aber zum Beispiel, der Titeltrack „Ja“ als Ob, der ist von mir. Aber sonst, mach ich auch eigentlich meine Drum-Parts und halt mehr in der Produktion. Aber das wirkliche Schreiben liegt hauptsächlich bei den Jungs.
Okay, cool. Und speaking of Drum parts, wo holst du deine Inspirationen her, also von welchen Drummern, wo hörst du ganz genau hin?
Ehrlich gesagt habe ich sowas nicht. Ich meine natürlich Dave Grohl forever 🙂 Dave Grohl hat mein Leben verändert, als ich jung war. Dann kam noch Joey Jordison von SLIPKNOT dazu. Das waren meine zwei Helden. Mehr hatte ich nicht. Mehr habe ich nicht. Mehr will ich nicht.
Also ich habe auch mit Drum-Nerd-Zeug echt nichts am Hut. Wenn es zu technisch wird, nervt es mich eigentlich immer eher.
Ich will es auch gar nicht wegdissen oder so, aber ich habe großen Respekt davor, wenn Leute technisch sehr gut sind. Ich spiele eigentlich nur für die Songs. Ich spiele nicht für mich, dass ich irgendwie ein geiler Drummer bin oder da irgendwelche geilen Fills einbauen kann, sondern mir geht es rein darum, was braucht der Song, was muss ich spielen, dass der Song am Allergeilsten ist. Meistens ist es weniger als mehr. Jedenfalls ist es meine Einstellung.
Genau so bin ich. Klar, ich höre sehr viel Musik. Da nimmt man immer was mit. Wenn man aufhört, sich zu entwickeln, dann ist es sicherlich nicht gut. Ich schnapp hier und da mal was auf, als dass ich jetzt bei anderen Leuten viel reinhöre und mir da Sachen abschaue.
Verstehe, aber gerade jetzt, am letzten Album, da sind schon mega Drumrolls und Fills dabei. Also fast in jedem Song eigentlich. Und Rhythmuswechsel, dass machst du auch des Öfteren am Album.
Ja, wie gesagt, wenn es der Song braucht, mache ich es.
Hahaha! Aber wenn du einen Wunsch frei hättest, auf welches Konzert würdest du lieber gehen? Ein BEATLES-Konzert oder NIRVANA?
NIRVANA. Easy. War meine erste Liebe. Es ist die Band, die mich zur Rockmusik gebracht hat. Für Sibi, das ist super easy. Er ist ein Riesen-BEATLES-Fan.
Darauf wollte ich nämlich hinaus. Da gab’s doch mal so ein Coveralbum, oder?
Jaja, genau, er hat sogar so eine Coverband. So eine BEATLES Coverband THE BEAT HELLS. Genau, da durfte ich auch auf einem Song Drums spielen. Es war so ein bisschen ein Corona-Projekt. Ich weiß gar nicht, ob er da noch vorhat, nochmal was zu machen.
Wir machen bei Earshot.at immer so ein kleines Spielchen, das wir eingeführt haben. Wenn wir eine Band interviewen, dann geben wir der Band, die wir jetzt gerade interviewen, die Chance der nächsten Band eine Frage zu stellen.
Und ich habe eine Frage für dich mitgebracht von MADSEN. Genauer gesagt von Sascha.
Oha! Haha, geil!
Ah, geil, bei dem war ich auch schon mal im Podcast. Geiler Typ, shoutouts!
Er lässt ausrichten, “wo ist eigentlich unser Geld?”
Was?
Ich glaube er spielt auf die MTV Band Challenge an.
Ach Gott, aber was, da haben die doch verloren. Was will der für ein Geld? Ich dachte, die haben verloren.
Hahaha! Ich war da ja noch nicht dabei. Ich bin da ja raus. Don’t shoot the messenger!
Haha. Wir werden das mal bei einem kühlen Hellen besprechen. Er ist ja auch ein stabiler Biertrinker, so wie ich.
Und Brauer mittlerweile.
Was? Das hatte ich gar nicht mitbekommen, muss ich Ihn mal anschreiben. Wo ist mein Testpaket? Geil! Nicht schlecht, bei dem läuft’s.
Jetzt möchte ich auch dir noch die Chance geben, wir haben nächste Woche Montag ein Interview mit den MAD CADDIES…
Oh, damn! Okay, die kenne ich natürlich nicht persönlich. Was könnte man die fragen? Boah, da bin ich ganz schön überrumpelt. Was könnte man die denn fragen?
Meine Frage ist “Deutsches Bier oder Österreichisches Bier?”
Fair enough. Geil, ja? Okay, du, ich bin auch schon bei meiner allerletzten Frage angelangt. Und zwar, gibt’s noch etwas, das du unseren Lesern und Hörern mitgeben magst?
Also erstmal allgemein, so Lebensmotto-mäßig und wenn man sich so gerade die Welt anschaut, das sind jetzt ja nicht gerade die rosigsten Zeiten so allgemein.
Das würde ich einfach runterbrechen, sei halt einfach kein Arschloch. Wenn sich das die ganze Menschheit mal irgendwie so ein bisschen zu Herzen nehmen würde, glaube ich, wäre schon viel bewegt. Und dann auf die kleineren Themen, also uns.
Checkt unseren Podcast, checkt unser Album, unsere Tourdaten. Wir sind ja gerade noch auf Tour, ist jetzt natürlich eher Deutschland, Österreich schon. Aber nächstes Jahr, ich glaube, da sind wir auch vielleicht ein, zwei Mal in Österreich, kommt vorbei. Haben wir immer Bock. Und ja, stay rock.
Sehr geil. Danke für dein Statement und vor allem “sei kein Arschloch”. Ich finde, das ist sehr geil und universell gültig.