Pop war einmal entstanden inmitten der Trümmer, die Faschismus und Krieg hinterlassen hatten: Mit der Verteidigung einer besseren Welt sollte der Fortschritt wieder in Gang gesetzt werden, um das Leben für alle »different and appealing« zu machen. Doch irgendwann ist Pop scharf rechts abgebogen – „Rechtspop“ – die neue Ausgabe der testcard betreibt Ursachenforschung.

 Rechtspop

Zukunft statt Vergangenheit, bunt statt braun, Plastik statt Kruppstahl, Spiel statt Arbeit, Mode statt Uniform, Witz statt Härte, Love statt Hass, Individualismus statt Volksgemeinschaft, Sexyness statt Männlichkeit, Rock’n’Roll statt Gleichschritt, Cool statt Kälte … Pop war einmal entstanden inmitten der Trümmer, die Faschismus und Krieg hinterlassen hatten: Mit der Verteidigung einer besseren Welt sollte der Fortschritt wieder in Gang gesetzt werden, um das Leben für alle »different and appealing« zu machen. Doch irgendwann ist Pop scharf rechts abgebogen – die neue Ausgabe der testcard betreibt Ursachenforschung.

Faschismus – das war die geschlossene Gesellschaft des Gehorsams. Pop dagegen galt als antifaschistische Kultur – ohne den Antifaschismus politisch benennen zu müssen, ohne den Antifaschismus gesellschaftlich zu praktizieren; es reichten die entsprechenden Symbole. Was in den 1950ern aus den USA nach Europa kam, schien eine offene Gesellschaft zu versprechen, appellierte an die Mündigkeit – und erlaubte den Jugendlichen einen Ungehorsam, um sich auszuprobieren, um Neues zu wagen, um sich selbst zu entdecken.

Heute haben sich die Zeichen umgekehrt, die Rechte hat den Pop für sich entdeckt. Doch wie ist es zu dieser Bedeutungsentwertung von Popkultur gekommen? Dieser Frage geht die testcard in zahlreichen Artikeln nach.

 

Inhaltsverzeichnis „Rechtspop“:

Editorial

Frank Apunkt Schneider: Standort­bestimmung für die Poplinke. 3. Staffel: »Die Poprechte«

Till Schmidt: »Der Wunsch, eine bessere ­deutsche Geschichte zu ­erschaffen«. Im Gespräch mit Stephan Trüby

Roger Behrens: Pop & Faschismus. Thesen, Notizen (sieben Kreuze)

Jan Raabe / Christoph Schulze: Süßer Duft der ­Fäulnis. Der deutsche Neofaschismus und die Popmusik: Ablehnung, ­Inanspruchnahme, ­Praxis und ­Probleme der ­Teilhabe

Babsi Clute-Simon / Bianca Kämpf: ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT. Was der Sturm aufs Kapitol, Ariel Pink & John Maus mit Avantgarde und Faschismus gemeinsam haben

Jonas Engelmann: Mozzarella Swastika. Hakenkreuze im Pop

Ewgeniy Kasakow: Musik für einsame Nazi-Frauen. Zur Genese rechter Tendenzen und zur Rolle der faschistischen Ästhetik in der (post-)sowjetischen russischsprachigen Rockmusik

Anna Seidel: Du bist mein Reim auf Sch(m)erz. Zur konservativen Re-Signifikation von Pop bei Heinz-Rudolf Kunze

Didi Neidhart / Frank Apunkt Schneider: Dirndlrock, Traktor­führer­schein und Berg­bauern­buam. Annäherungen und ­Ausschweifungen zum Stand der österreichischen Selbst-Indigenisierung im volkstüm­lichen Neo-Schlager

Veronika Kracher: Just for the lulz. Rechtsextremismus und Meme-Kultur

Christian Werthschulte: »Besser auf Nazis im Spiel ballern als ­einer zu sein«. Ein Interview mit der ­Initiative ­ »Keinen Pixel dem Faschismus«

Jonas Vogel: Dirty Harry im geheimen ­Deutschland?. Ästhetischer Fundamentalismus und restaurative Ironie beim ­Magazin ­anbruch

Steffen Hendel: Geneidete Hegemonie. Die Neue Rechte versucht den ­popkulturellen Nahkampf

Konstantin Jahn: Faschistische Partys in Fiume.

Jonas Engelmann: »Die spirituelle Querfront«. Im Gespräch mit Steffen Greiner über ­Inflationsheilige, Corona-Demos, ­Dada-Abtrünnige und aktuelle Querfrontler

Ann-Kathrin Mogge: Von der ­Volksgemeinschaft in die Nische. Zum gleichzeitigen Auftauchen von ­ jugendlichen Neonazis und Punks in der Bundesrepublik

Jan Tölva: Auch wenn’s wehtut. Männlichkeit als Scharnier zwischen Punk und rechten Lebenswelten

Judith Goetz: »Geil am Rechtssein ist es, alles sagen zu dürfen.«. Einblicke in eine außergewöhnliche Ehe im Dienste rechter Inszenierung

Viola Nordsieck / Tim Kegler: Weiche Formen, harte Worte. Rechte Frauen und ihre Strategien in der Popkultur

Laura Schwinger: Ordnung ist das ganze Leben. Minimalismus und Achtsamkeit im Kontext der Refeudalisierung

Daniel Borgeldt: Den Terror ­greifbar machen. Der Diktatorenroman

Andreas Rauscher: Ein Aufstand ­autoritärer Zeichen. Zur Dialektik libertärer Popkultur

Ida Fuß-Hippel: Wirklich wahr. Ein Beatle namens Teddie

Franziska Meifert: STRACH. Krieg und Schrecken in Comics und Graphic Novels

Rezensionen: Tonträger/Papier/Film

 

 

„testcard #27: Rechtspop Beiträge zur Popgeschichte“
ca. 296 Seiten
Broschur
Ventil Verlag/Tapete Records
Release: 15.12. 2023

 


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