Wenn man abgesehen von der gewonnen Freizeit in der Kurzarbeit etwas Positives aus der Pandemie hervorheben möchte, dann wohl, dass viele Bands und Musiker ebenfalls mehr Zeit hatten, um ihre Projekte und Bands nach vorne zu bringen. So ist auch die neue Truppe RAVENSTINE mitten in der Coron-Zeit geboren. Gegründet von Martin Sosna liefert das Projekt gemeinsam mit Hanno Kerstan (MYSTIC PROPHECY), John A.B.C. Smith (Ex-AT VANCE, Ex-GALLOWS POLE), Ian O’Sullivan (GOD’S ARMY) und dem kroatischen Stimmtalent Zak Tataji ein überaus starkes Zweitwerk irgendwo im melodischen 80s Rock angesiedelt. Im März vergangenen Jahres gab es bereits das selbstbetitelte Debüt, dem nun mit „2024“ das nächste Meisterstück folgt.
Meist angenehm treibend und entspannt rockend und doch heavy und eingängig spielt sich die internationale Truppe gekonnt von Highlight zu Highlight und Hit zu Hit. Mit funky Bass-Lines von Smith geht es auch gleich in „Black Is The Brighter Color“ cool groovend los. Flotte Beats, sommerliche Gitarrenspielereien und mehrstimmige Parts machen sofort Laune. Über allem thront aber Zak, der wie der geborene 80s Rocker mit leichtem Hang zum Sleaze durch die Songs führt, hier und da, wenn er stimmlich auch mal Gas gibt an einen gewissen Tobias Sammet (AVANTASIA, EDGUY) erinnert und gegen Ende beim Live-Track „Freedom Day“ auch souverän den Bruce Dickinson (IRON MAIDEN) imitiert.
„Easy Come Easy Go“ beginnt mit cleanen Gitarren ebenfalls an die eiserne Jungfrau angelehnt, poppige Synthies und tanzbare Beats geben aber einen etwas anderen Ton vor. Aber auch hier geht alles schnell und geschmeidig ins Ohr und lädt zum Mitträllern ein, ehe der größte Hitkandidat „Fly Eagle Fly“ an den Start geht. Ruhiges, Gitarrengeklimper, angenehmes und positives AOR-Feeling und unglaublich einprägsame Vocallines lassen schon beim ersten Durchgang mitsingen. Auch hier sind die Bassläufe ob der grandiosen und transparenten Produktion bestens zu hören, etwas Southern Rock in den Gitarren und die reduzierte Herangehensweise gemahnen etwas an das Schaffen von Arjen Lucassen (AYREON), aber auch eine Prise PINK FLOYD ist spürbar, und lassen auf weitere Hymnen dieser Art hoffen.
Zwar erreicht man das Niveau dieses Meisterstücks nicht mehr ganz, aber mit der einfühlsamen Akustik-Ballade „Signs By The Roadside“, dem verheißungsvoll düster startenden „A Long Way Home“, das von verlorenen Heimaten erzählt oder das motivierte „Killing Spree“, das von der Verbindung von Social Media und Amokläufen handelt, gibt es noch genug verdammt starkes Futter zu entdecken. So entspannt und locker von der Hand die Musik von RAVENSTINE auch klingt, mit weiteren Themen wie Depression und der Auseinandersetzung mit dem eigenen Ableben zeigt sich diese kreative Hoffnung auch tiefgründig und lädt zum Entdecken ein. Und zu guter Letzt lässt einem die Stadion-Rock Ballade „When I’m Dead And Gone“ noch die Feuerzeuge und Handy-Taschenlampen zücken und schwenken.
Was für eine Überraschung! RAVENSTINE sind nicht nur bekannte Namen, sondern auch eine eingespielte, kreative und talentierte Truppe, die das Ganze weder als Band, noch als Projekt sieht, sondern vielmehr sehen sie sich als fünf Freunde, die gerne Musik zusammen machen. Bei diesem Ergebnis dürfen sich das auch noch länger, wenn es nach mir geht!
Tracklist „2024“:
1. Black Is The Brightest Color
2. Easy Come Easy Go
3. Fly Eagle Fly
4. Sign By The Roadside
5. In The Light
6. A Long Way Home
7. Killing Spree
8. When I’m Dead And Gone
9. Freedom Day (Live)
Gesamtspielzeit: –
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