Let The Boy Watch
(Synthwave | Electro-Pop)
Label: Ghost Man Records
Format: (LP)
Release: 12.01.2024
GHOST MAN ON THIRD mag nun kein Projekt sein, das in unser aller Beuteschema fällt, doch die witzige und sympathische Presse-Ausschreibung, die ich euch natürlich nicht vorenthalten will, hat mich neugierig gemacht und mich ob der Kreativität zu diesem Review bewogen:
Jede Pseudo-Hookline dröhnt wie das verstoßene Kind von SCOOTER und ENYA, jeder Beat billiger als bei Wish bestellt.
Wie sagte einst der erste Blasmusiker auf dem Mond, Louis Armstrong, während er von da oben die Erde betrachtete: „Great, I can´t hear that shit up here. What a wonderful world.“
Sein im Raumschiff geschriebener Welt-Hit verkauft sich noch bis heute millionenfach. Doch es gibt auch Positives über die Musik von GMOT zu berichten. Man muss sie nicht hören. Daher mein dringender Appell an Sie: Versuchen Sie diesem Albtraum so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Vermeiden Sie Streamingdienste und Großraumdiscos. Nehmen Sie den Kassettenrekorder vom Strom und deaktivieren Sie die Auto-Reverse Funktion ihres Discmans. Blockieren Sie die Nummern sämtlicher Handy-Klingelton-Anbieter und kündigen Sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt ihr Apothekenrundschau-Abonnement. Und leben Sie bitte ihr Leben, als würde es kein GMOT geben!
Klingt schon mal herrlich interessant und so, als sollte man einen großen Bogen, um die zweite EP mit dem Titel „Let The Boy Watch“ machen. Aber nach diesen Zeilen kann man nicht anders als mal reinzuhören, um zu erfahren, wie schlecht das Ganze angeblich sein soll. Und Teil-Entwarnung: So schlimm ist das wahrlich nicht, jedoch für den geneigten Rocker nur bedingt verdaulich.
Hier handelt es sich nämlich um fünf Synth/Dark-Wave Tracks ohne Gitarren oder sonstigem Zeugs, das der durchschnittliche Headbanger so zum Überleben braucht. Gemacht ist das aber echt nicht schlecht, was GHOST MAN ON THIRD bzw. der Künstler Marco Maccioni hier liefert.
Eher könnte man sich vorstellen, dass vorrangig David Hasselhoff, ein junger HP Baxxter (als er noch CELEBRATE THE NUN betrieb) oder die Macher von Miami Vice, aber auch so manch nostalgischer Zock-Fan ihre helle Freude an dem Gebotenen haben. Die 80er sind hier allgegenwärtig, aber Metalfans, die mit Industrial und Electro-sounds etwas anfangen können, denn im düster-eindringlichen „Fire, Gold, Hollywood“ kommen bei den Beats entfernt die DEATHSTARS in den Sinn. Klassischen Gesang gibt es nicht, dafür einige gesprochene weibliche und männliche Vocals, die mehr als Instrument denn klassischem Gesang fungieren. Für Abwechslung ist in den sechs Tracks auch gesorgt und trotzdem passt alles zusammen. Und so sollte es auch mit den ausgerechneten 1300 Clicks auf Spotify mehr als nur klappen.
Alles gut gemacht, macht Spaß und geht wunderbar in die Ohrmuschel. Da hat Mister Armstrong auf seinem Mond gar etwas übertrieben. Womöglich der Neid?
Tracklist „Let The Boy Watch“:
1. The New Run-In Song Of Your Favorite Sports Team
2. Fire, Gold, Hollywood
3. Showtime
4. Sorry For Spilling Minced Meat Into Your Soy Latte
5. Let The Boy Watch
6. Too Late To The Revolution
Gesamtspielzeit: 19:53
Band-Links: