Dr. Dominik Wlazny, besser bekannt als Marco Pogo ist seit 2014 bekanntlich Sänger, Gitarrist und Mastermind der Punk-Sensation TURBOBIER aus Simmering. Was als Spaß begann, wurde schnell zum großen Erfolg und so brach der studierte Arzt seine Turnuszeit ab und widmete sich vollumfänglich der Musik. Aber nicht nur das, dank des Songs „Bierpartei“, der dermaßen gut ankam, wagte man den Sprung in die Politik und so ist er nicht nur stolzer Besitzer zweier Amadeus Music Awards und erfolgreicher Chart-Sieger in Österreich, sondern auch seit 2020 Wiener Bezirksrat und wurde dritter bei der Wahl zum Bundespräsidenten 2022. Und nun schickt man sich an, große Erfolge in der kommenden Regierungs-Wahl zu erarbeiten. Das und seine Solo-Programme als Kabarettist, ließen in den letzten Jahren TURBOBIER, die nur ausgewählte Shows auf der Wildstyle Messe oder am SBÄM Fest spielten, etwas in den Hintergrund treten.
Nach vier Jahre des Wartens, war es kürzlich aber so weit und das vierte Album „Nobel Geht Die Welt Zugrund“ erblickte das Licht der Welt. Da war auch klar, dass Pogo und seine Jungs auch auf Tour gehen. Und die machte auch im Linzer Posthof halt. Hängte man vor einigen Jahren noch den Sitzplatzbereich im großen Saal ab, war dieses Mal dieser restlos ausverkauft und die Stimmung gut 30 Minuten vor Konzertbeginn großartig. Punks, Rocker, Metaller und Leute aller Colleur tummelten sich schon an der Bar, am Merch oder unterhielten sich mit gleichgesinnten, ehe um 20 Uhr die deutschen Deutschrocker/punker von FOCUS die Bühne betraten.
Sieht man sich die Erfolge von ihnen in der Heimat an, sind dem Headliner dicht auf den Fersen, zuvor aber nie in Österreich waren, und zeigten sich mit ihrer energischen Show und den deutschsprachigen, teils tiefgründigen, teils spaßigen Texten, als würdiger und passender Opener für den Abend. Fronter Eric – „Eine Stimme wie eine Faust durch die jedes Wort zu einem Gefühl wird“, wie die Homepage verrät – zeigte sich von der ersten Sekunde an begeistert, energisch und stimmstark. Der auf seine Schuhe verzichtende und demnach in Socken auf der Bühne laufende, hüpfende und tanzende Sänger animierte den schon gut gefüllten Saal zwischen den energischen Songs und zeigte sich sichtlich dankbar. Immer wieder wurde gefragt, ob man sich schon auf TURBOBIER freue, man scherzte über den vermindlich letzten Song, bei dem die Zuschauer zu wenig trauergeräusche machten, sorgten für Jubel und Lacher. Und so war die gute Laune garantiert. Die Tracks selbst schwankten zwischen flotten Punk, tiefgründigem Deutschrock und auch ruhigen, emotionalen Tönen. Gerade so manch balladeskter Part ging gut unter die Haut und sorgte für Kontrast. Und auch die Zuschauer*innen waren von den Herren aus Deutschland mehr als begeistert und so entschieden sich die Punker, die schon am Verbeugen und beim Abschlussfoto waren, doch noch mit „Keiner Kriegt Mich Klein“ vom aktuellen Werk „Kein Album“ noch einen schnellen Song rauszuballern. Somit war der erste Besuch in Österreich für die Truppe sicher ein voller Erfolgt.
Also auf Betriebstemperatur waren die Linzer auf jeden Fall und da konnte die gute halbe Stunde Umbaupause auch nichts dran ändern. Ein Banner mit dem TURBOBIER Logo wurde aufgehängt, und als der dahinter platzierten Vorhang fiel und Marco Pogo das Mikro in Richtung Zuschauer richtete, wurde des Geschreie ohrenbetäubend. Und schon ging es los mit dem Punk-Hit-Feuerwerk. Nicht ganz so textsicher waren die Leute zunächst beim nagelneuen Track „D.U.R.S.T.“, aber mit „Zgroße Schuach“, ging es schon mehr rund und bei „Verliebt In Einen Kiwara“ eskalierte die Stimmung dann komplett. Pogo warnte nach seiner ersten Begrüßung zwar zuvor bei der Wahl seines Partners bzw. seiner Partnerin, da so ein schlimmer Fauxpass schnell mal passieren könnte. Aber nicht nur das, mit einem kurzen „Barbar‘ Ann“ Einschub, sorgte man zusätzlich für lautstarke Chöre. Es folgte das fetzige „Tanke“, ehe es mit dem Önglisch-Hit „King Of Simmering“, in das man „Smells Like Teen Spirit“ einwob, weiterging. Zwischendurch wollte der Pogo anprosten, musste dafür aber erst seine mentalen Kräfte aktivieren, damit das Einkaufswagerl automatisch zu ihm rollte und er sich dort bedienen konnte. Der Roadie, der das Teil bediente war lustigerweise aber unübersehbar.
Die rhetorische Frage, ob man neue Songs, die dann „Diwan“ oder „Fang Mi Auf“ stellvertretend gespielt wurden, kanzelte er gleich mit den Worten: „Ihr hobts eh ka Wahl“, ab. Die Tracks kamen aber auch schon gut an und wurden fleißig mitgesungen und „Zersprengtes Herz“ sorgte mit der intensiven Lichtshow schon fast für Gänsehaut. Dennoch war die Eskalation nachher erst bei „Fuaßboiplotz“ zu spüren, denn da gab es vorher natürlich eine passende Ansage und Motivation in Form von Freibier für Nichtfußabll-Fans.
Dass der Marco ein wahrer Entertainer ist, stellte er an diesem Abend mühelos unter Beweis. Neben seinen motivierenden Ansagen, Scherzen und so manch kurzem Gschichtl, tauchte er bei der Akustik-Version von „I Hoss Olle Leid“ im Publikum ein und verweilte dort. Beim anschließenden „Servas Adiós“ saßen dann plötzlich alle Leute gebannt lauschend rund um ihn und er entertainte vom kleinen Kreis mitten im Saal aus weiter. „VHS“ ging ebenfalls unter die Haut und das „Feuerwehrfestl“ hob die Stimmung klarerweise nochmal enorm und sorgte mit „Looking For Freibier“ für verdammt laute Hasselhoff-Chöre und eine riesige Polonaise durch den Saal.
Kurz vor Ende fasste man in zehn Minuten zehn Jahre TURBOBIER mit einem Medley inkl. „Bierpartei“, „Blaue Kappe Grüne Kappe“ und den Coversongs von den SCORPIONS, der EAV oder DIE KASSIERER zusammen. Danach ging es aber mit „Insel Muss Insel bleiben“ weiter Schlag auf Schlag. Pogo verlangt: „Man bringe mir meine Insel!“, und schon war eine aufblasbare Insel samt dem Pogo obendrauf unterwegs durchs Publikum, denn ihm war es ein Anliegen, seine Techniker hinten im Saal mit Bier zu versorgen, ehe er sich mit dem unumgänglichen „Arbeitslos“, dem Durchbruchs Hit-Cover von HELENE FISCHER verabschiedete, der nochmal stimmgewaltig mitgeträllert wurde.
Setlist TURBOBIER:
D.U.R.S.T.
Zgroße Schuach
Verliebt in Einen Kiwara (inkl. Barabara Ann)
Tanke
King Of Simmering (inkl. Smells Like Teen Spirit)
Diwan
Fang Mi Auf
Fett Kuman
Zersprengtes Herz
Fuaßboiplotz
Nobel Geht Die Welt Zugrund
–
I Hoss Olle Leid
Servas Adiós
VHS
–
Feuerwehrfestl (inkl. Looking For Freibier)
Turbomedley:
• Blaue Kappe Grüne Kappe
• Floschenpfand
• Bierpartei
• Sperrstund (SCORPIONS)
• Küss Die Hand (EAV)
• Das Schlimmste Ist Wenn Das Bier Alle Ist (DIE KASSIERER)
Insel Muss Insel Bleiben
Arbeitslos (HELENE FISCHER)
Was für eine Show! TURBOBIER sind live auch nach einigen Shows, die ich bereits sehen durfte, eine echte Macht. Marco Pogo und seine Jungs sorgten gut 80 Minuten, länger durfte er laut der Gewerkschaft der Punkrocker nicht spielen, sonst wäre es unter „Arbeit“ gefallen, für gute Stimmungen, hüpfende, tanzende und eskalierende Fans. Aber man sorgte auch einfach für eine gute Zeit, in der man für die Zeit alles rund um sich vergessen konnte. Der Erfolg von TURBOBIER ist unumstritten verdient.