Die Post-Black Metal Überflieger ZEAL & ARDOR haben sich seit ihrer Gründung kontinuierlich nach oben gearbeitet und feiern gerade unerwartete Erfolge. Die Fanbase ihres Stils wird immer größer, trotz extremer Parts, die Mastermind Manuel Gagneux gerne mit Soul- und Gospelelementen verbindet, auch die Konzertloactions wachsen und just am Tag ihres Konzertes im Linzer Posthof wurde dem Schweiz-amerikanischen Gespann als erste Metalband überhaupt mit einem Schweizer Musikpreis prämiert. Zu Recht, wie ich finde, denn auch das neueste Werk „Greif“ , das einen stilistischen Umbruch darstellt, ist ein echtes Meisterwerk. Auch live durfte ich im vergangenen Jahr die intensive Show der Herren bereits genießen, doch mit neuem Album war ich umso gespannter auf diesen Gig, den Z&A zwischen den Support-Shows für HEILUNG als Headliner einplanten.
So musste relativ spontan Support gesucht werden und der wurde mit dem Quartett PYRNE aus Wien bzw. Graz gefunden. Die Jungs waren sichtlich glücklich über die Chance ihr gerade im April veröffentlichtes Debüt „Gargantuan“ den Linzern präsentieren zu dürfen. Drückender, schwermütiger Sound, der wohl nicht zufällig an MASTODON erinnert, erschallte in zunächst etwas schwammigem, aber schnell ganz passablem Sound. Stilistisch natürlich eine ganz andere Baustelle, aber der gut gefüllte große Saal des Posthofs feierte die sechs Kompositionen, die vom genannten Album stammen, gebührend ab und brachten sich auf Betriebstemperatur. Die Frage, ob man sich auf ZEAL & ARDOR freue, hätte man sich zwar sparen können, aber die etwas verhaltene Reaktion auf die erste Frage, ließ die Band nicht auf sich sitzen und holte mehr aus den Linzern raus. Dann konnte es noch weitergehen mit weiteren stampfenden, staubigen, aber auch technisch raffinierten Tracks, die durch zwei recht unterschiedliche Sänger, stets den passenden Vibe erhält, was ja auch bei MASTODON und BOMBUS Trumpf ist. Fan der genannten Bands, sollten sich diese talentierte und motivierte Jungband aus unseren Landen auf jeden Fall merken. Ich denke wir werden von PRYNE noch so einiges zu hören und sehen bekommen.
Setlist PYRNE:
Can‘-Ka No Rey
Ramification
Enola
Cymboshia
Plaguebearer
Elder Things
Auch wenn der Einstieg ganz gelungen war, merkte man, dass der komplette Saal aus nur einem Grund da war und die Spannung steigerte sich immer weiter. Als dann das Licht ausging, konnte man kaum jemanden atmen hören. Es ertönte der erste Akkord von „The Bird, The Lion And The Wildkin“ , dem unter die Haut gehenden Intro des aktuellen Werkes, die Musiker kamen nach und nach mit Kapuzen auf die Bühne, Manuel ließ seine gefühlvolle und doch intensive Stimmer erklingen: „We spent years to come here – But we didn′t come alone, no, no – Here’s to the dead – We′re never gonna stop now – No need to be shy now Come and get it, come on“, dazu ertönen im Verlauf fette Riffs und wunderschöne cleane Melodien, ehe man in „Wake Of A Nation“ überging. Ein ebenso eindrucksvoller Song. Manuel gab den Vorsänger, Denis und Marc antworteten im Chor, im Hintergrund dominiert düstere Percussions und dröhnende Synthie-Sounds. Alles nur die Ruhe vor dem Sturm, denn die Herren brachten uns passend zum mehrtägigen Sauwetter die „Götterdämmerung“. Fiese Black Metal Riffs prasselten auf die Fans ein und Manuel verkündete: „The gods you knew before are dying anyway (they′ll never find us)“ , riss sich die Kapuze vom Kopf und brüllte das titelgebende Wort mit heiserer Stimme in sein zweites Mikrofon, auf das er für die Shouts zu wechseln beliebte.
Große Worte hatte der sympathische und kreative Schweizer nicht für uns, erzählte aber im ersten Drittel und grinsend nach kurzer Begrüßung: „Ich rede jetzt weniger und schrei euch dafür mehr an.“ , was für Gelächter sorgte. Und weiter ging es im Programm mit dem rhythmischen „Ship On Fire“, dem fies rituell tönenden „Tuskegee“ , das aber auch seine unglaublich schönen, ruhigen Momente hat und „Blood In The River“ . Mit „Kilonova“ führte man dann in abgefahrener Weise ins neue Album ein, mit dem Stoner-Hit „Sugercoat“ und der folkigen Highlight-Ballade „To My Ilk“ unterstrich man im Set nochmal, wie abwechslungsreich und unvorhersehbar „Greif“ ausgefallen ist.
Je nach Song gab es auf und vor der Bühne gut Bewegung. Die Band ist da auch eingespielt genug, um im selben Moment auszurasten, und so manch heftigen musikalischen Umschwung auch optisch nochmal zu unterstreichen, denn abgesehen von düsterer Lichtshow und Nebel, verzichtet die Band auf irgendwelche Live-Spielereien. Zwischen den neuen Tracks tummelte sich noch das wütende „Death To The Holy“ und nachdem man kurz die Bühne verließ ertönte das Zelda-artige Instrumental „Une Vile Vide“ , das das nicht mind fette Finale führte. „Trust No One“ sowieso ein Fanliebling, doch dass man das Set mit dem neuen und modernen „Crawling Out“ beendete überraschte zunächst. Doch die Stimmung im Saal durchgehend ungebrochen, die Fans gingen mit, trällerten, sangen und brüllten mit Manuel und seinen Kollegen gekonnt mit, während diese in düsterer Licht-Show und Nebel standen und eine unheimlich starke Show ablieferten.
Setlist ZEAL & ARDOR:
The Bird, The Lion And The Wildkin
Wake Of A Nation
Götterdämmerung
Ship On Fire
Erase
Tuskegee
Blood In The River
Kilonova
Run
Golden Liar
Sugarcoat
Death To The Holy
To My Ilk
Feed The Machine
–
(Une Vile Vide)
Trust No One
Built On Ashes
I Caught You
Clawing Out
Egal ob wüster Black Metal, mehrstimmige Gospel-Parts, gefühlvolle Balladen oder einfach mal Auflüge in andere Genres, ZEAL & ARDOR schaffen es diese verschiedenen Stile zu einem ganz neuen Sound zu verschmelzen und dass das funktioniert hat man in diesen gut 90 Minuten an den begeisterten Fans ablesen können. Die Schweizer haben noch lange nicht ihren Zenith erreicht und werden in Zukunft noch viel größere Hallen füllen. Und da werden wir nach diesem phänomenalen Abend auf jeden Fall wieder dabei sein!
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