zeal & ardor - greif
ZEAL & ARDOR
Greif
(Post-Black Metal | Gospel)

 


Label: Redacted
Format: (LP)

Release: 23.08.2024


Das Warten hat endlich ein Ende, denn der visionäre Manuel Gagneux ist zurück mit ZEAL & ARDOR, einer der wohl spannendsten Bands der letzten Jahre im Post-Black-Metal-Sektor. Mit ruppigem, von den 90ern inspiriertem, avantgardistischem (Post)-Black gepaart mit Gospel-Gesang und weiteren unerwarteten Elementen überzeugte die Band zuletzt mühelos.

Mit ihrem neuen Album „Greif“ ziehen die Schweizer jedoch neue Saiten auf. Moderner, fetter produziert und mit noch mehr Überraschungen ausgestattet, kommt das nun vierte Werk ganz anders daher, als es sich so manch Fan eventuell wünschen könnte.

Doch zunächst haben ZEAL & ARDOR ihre Wurzeln nicht vergessen, diese aber ausgebaut, verfeinert und mit neuen Ideen vermengt. Es wirkt, als hätte man nach drei „Test-Alben“ die Mittel und Möglichkeiten, um sich auszutoben und die Musik zu machen, die man immer machen wollte, auch wenn „Greif“ so wirkt, als würde man noch in alle Richtungen ausprobieren, um den finalen Sound zu finden.

Das Werk startet mit „The Bird, The Lion And The Wildkin“ sehr spannend. Gepfiffene Synthie-Melodien gepaart mit dezenter Percussion leiten ein. Manuel singt eindringlich, steigert sich immer weiter, während nach wunderschönen cleanen Gitarren auch fette Riffs einsetzen. „Fend You Off“ überraschte schon im Vorfeld mit seinen ruhigen Tönen. Auch hier klingt der Fronter eindringlich, aber auch zerbrechlich. Auch dieses wunderbare Stück steigert sich immer weiter und ist ausgestattet mit kleinteiligen Spielereien, bis dann der theatralische und bombastische Refrain einsetzt. Stilistisch in den 90ern verwurzelt, liefern ZEAL & ARDOR einen Song, den man so nicht erwartet hätte.

Es wird noch experimentierfreudiger, denn das progressive, verspielte „Kilonova“ lullt mit monotonen Rhythmen und mehrstimmigem Gesang ein. Die fiese Vorabsingle „Clawing Out“ könnte auch eine Hommage an einen atmosphärischen SLIPKNOT-Song aus grauer Vorzeit sein. Abgefahrene Synthie-Sounds, schrammelnde Metal-Riffs und beschwörende Riten geben diesem Highlight einen anderen Drive. Die 90er bleiben Thema, und so steigt man mit grunge’iger Akustik-Gitarre in „Are You The Only One Now?“ ein. Avantgardistisch plätschert der Song gemütlich, aber ohrenschmeichelnd dahin. Doch plötzlich setzen fiese Black-Metal-Riffs und heisere Screams ein. Der Kontrast ist enorm, denn die gemütliche Doublebass schafft es ebenso wenig wie die anderen Elemente, wirklich Hektik in dieses wunderbare Stück zu bringen. Die eindringlichen Melodien bleiben ebenso wie der immer wieder drübergelegte Cleangesang, der auch von „Lalalala Lala“-Parts abgelöst wird, wohlig ruhig und verträumt.

Das Album zu sezieren, wäre mir eine Freude, doch kein Stück gleicht dem nächsten, und es gibt so viel zu entdecken auf „Greif“. Daher noch kurz ein Querschnitt über das Material: Gospel-Chöre inklusive Vorsänger gibt es beim rhythmischen „Go Home My Friend“ zu hören. In „Disease“ versucht man mit funky Stoner-Riffs und abgehacktem Sprechgesang, den Hörer zu hypnotisieren. „369“ geht diesen Stil im Anschluss etwas flotter an und mit „Thrill“ verfällt man dann ebenso wie beim fetzigen „Sugargoat“ in Stoner-Gefilde, inklusive Josh-Homme-Gedenk-Riff. Dagegen meint man im Instrumental „Une Ville Vide“, irgendwo im Upside-Down von Stranger Things, ein Zelda-Game am SNES zocken zu dürfen. „Solace“ drückt mit düsterem Klavier aufs Gemüt, und mit „Hide In Shade“ gibt es eine traditionellere Nummer, die einen Mix aus Gospel und Post-Black-Metal zelebriert. Den Abschluss dieses grandiosen Albums macht das verträumte und nach Folk/Country klingende „To My Ilk“.

Lange Rede, kurzer Sinn: „Greif“ ist anders und wird so manch alten Fan abschrecken. Doch die Evolutions-Verweigerer verpassen hier ein echtes und einzigartiges Meisterwerk einer unvergleichlichen Band. ZEAL & ARDOR liefern einmal mehr ab, anders als gedacht oder erhofft, aber dafür von allerhöchster Qualität. Wir freuen uns auf die anstehende Tour inklusive Termine in Wien und Linz!

 


Tracklist „Greif“:
1. Devil Is Fine
2. Don’t You Dare
3. Blood in the River
4. The Hermit
5. Waste
6. In Ashes
7. Serve
8. Row Row
9. Sacrilegium I
10. Sacrilegium II
11. Baphomet
Gesamtspielzeit: 42:39

 


Band-Links:

zeal & Ardor - greif zeal & Ardor clawing out

 

 

 

 


zeal & ardor - greif
ZEAL & ARDOR – Greif
LineUp:
Manuel Gagneux (Vocals, Guitars)
Tiziano Volante (Guitars)
Lukas Kurmann ( (E-Bass)
Marco von Allmen (Drums)
Denis Wagner (Vocals)
Marc Obrist (Vocals)
9
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