Trollslayer
(Power Metal | Folk Metal)
Label: Napalm Records
Format: (LP)
Release: 10.06.2022
Die Zwerge sind schon ein lustiges Völkchen. Egal ob aus Mittelerde, aus dem Geborgenen Land oder sonst woher, die kleinen, bärtigen Krieger lieben es zu schmausen, zu saufen und Orks und Trollen die Rübe vom Kopf zu hauen. Aber auch graben tun die fleißigen Männlein gerne, und so machten die Power-Metal-Kleinwüchsigen von WIND ROSE vor allem 2019 mit ihrem Folk-Saufhit „Diggy Diggy Hole“ so richtig auf sich aufmerksam. Die Hitsingle gab es dann noch in einer orchestralen und einer Dance-Version – so sehr lieben die kurzen Axtschwinger ihren Song.
Nun steht mit „Trollslayer“ bereits das sechste Album der Südländer an. Und es darf die Axt gewetzt, der Bart eingeölt und der Helm aufgesetzt werden, denn nach einem verspielten Intro, das immer epischere Züge annimmt und irgendwie mehr an einen langsamen Tanz am Hof erinnert als an verschwitzte Bergarbeiter, wird es beim folgenden „Dance Of The Axes“ sofort bombastischer. Zwergenkönig Francesco Cavalieri, den manche vielleicht noch durch sein Schaffen mit FAIRYTALE kennen, erinnert zunächst an ALESTORM-Frontmann Chris Bowes. Die Rhythmen werden flotter, galoppieren nur so dahin, und sein Gefolge stimmt immer wieder in kurze Männerchöre und Kriegsrufe ein. Die Schlacht und das danach folgende Gelage sind schon jetzt in der Tasche.
Irgendwo zwischen den genannten Truppen, ELVENKING und ENSIFERUM, agieren die Herren aus Pisa wie ein eingespieltes Team. Sie wissen, wie man Folk und Power Metal verbindet und mit einem Schuss Melo-Death à la CHILDREN OF BODOM mischt. Warum gerade die Kinder des Lake Bodom? Weil die Keyboards und folkigen Elemente stark an Finnland erinnern, und man in gefühlvolleren Momenten auch Einflüsse von SONATA ARCTICA erkennen kann. Im Kern gibt es jedoch astreinen, verspielten und hochmelodischen Folk Power Metal mit rauer Stimme und ausgelassener Stimmung. Mit dem epischeren „Rock And Stone“ zollt man nicht nur dem Indie-Aufbauspiel Deep Rock Galactic Tribut, sondern lässt auch dem klassischen Heavy- bis True-Metal den Vortritt. Aber auch gefühlvolle, teils neoklassische Parts haben die grablustigen Musiker im Griff. Im finalen, fast achtminütigen „No More Sorrow“ meint man, ob der Epik und kühlen Keyboards, ORDEN OGAN herauszuhören und wundert sich, dass deren Frontmann, Gitarrist und Produzent nicht für den zugrunde liegenden Sound verantwortlich ist, sondern ein gewisser Lasse Lammert – der jedoch schon für ALESTORM und GLORYHAMMER gearbeitet hat. Das passt definitiv.
Zwischen getragenen und stampfenden Hymnen bis hin zu Up-Tempo-Geschossen, die stets galoppierenden und verspielten Folk mit Fantasy-Flair mitbringen, zeigen WIND ROSE, dass sie trotz der großen Konkurrenz definitiv ihren Platz gefunden haben und live auch weiterhin für zwergenbier-geschwängerte Stimmung sorgen – egal ob im kleinen Club, auf dem Festival oder direkt in Moria.
Tracklist „Trollslayer“:
1. Of Ice and Blood
2. Dance of the Axes
3. The Great Feast Underground
4. Rock and Stone
5. To Be a Dwarf
6. Home of the Twilight
7. Trollslayer
8. Legacy of the Forge
9.No More Sorrow
Gesamtspielzeit: 42:07