Ganze sieben Jahre waren die deutschen Rock-Cowboys DEZPERADOZ verschollen, doch nun sind die Sheriffs wieder in town und widmen sich einer wirklich düsteren Zeit der amerikanischen Geschichte: Der Prohibition. Frauen fordern plötzlich mehr Rechte, Alkohol wird verboten und der Wilde Westen ist eigentlich vorbei – dachten sich schlaue Politiker und machten gleich sogenannte Staaten daraus. Diese gerieten dann sowieso im Bürgerkrieg aneinander. Aber das erklärt euch die gleichnamige Band aus Schweden in ihrer Album-Trilogie gerne näher. Und alles nur, weil man den Alkohol verbot – oder so ähnlich – aber hört die Geschichte selbst auf „Moonshiner“.
Zurück zu den DEZPERADOZ: Gegründet in Heidelberg von Mastermind Alex Kraft und Thrash-Onkelchen Tom Angelripper (der jedoch schon seit einiger Zeit nicht mehr mit von der Partie ist), überraschten die Herren einst mit thrashendem Western-Rock und coolen Texten. Ihr mittlerweile sechstes Werk bietet wieder gekonntes Western-Feeling, geht jedoch etwas geschmeidiger in die Gehörgänge als frühere Werke und bündelt alle Stärken der Truppe auf einer Platte.
„Evil Ways“ prescht als erster Track nach einem kurzen Western-Vorgeplänkel recht heavy und sperrig nach vorne, zeigt einen tief singenden Alex, während stampfende Rhythmen und bedrohliche Südstaaten-Sounds das Ganze flankieren. Die nötige Prise Heavy Rock und ein leichter Diesel-Geruch sind ebenfalls nicht zu leugnen. Wie stets bei den deutschen Cowboys, ist auch hier für Abwechslung gesorgt. Viel Groove und testosterongeschwängerte Sonnenbrillen-Attitüde gibt es bei „Runnin‘ Shine“. Bei „Straight Between The Eyes“ geht es dann flotter zur Sache, mit heiseren Thrash-Vocals von Tom, der sich doch mal wieder im Saloon blicken lässt. Der Titeltrack kommt lockerer daher und lässt etwas an BON JOVI und andere Glam-Rock-Truppen denken. Doch egal, in welche Richtung sich die DEZPERADOZ lehnen, der Wilde Westen schwingt stets mit.
Wie das mit Latino-Sounds ausgestattete „Mexican Border“ schön zeigt, geht es hier nicht nur um verbotenen Alkohol oder schießwütige Revolverhelden. Auch andere ernste Themen der Vergangenheit werden angegangen. Dementsprechend trägt der instrumentale Track melancholisch, verträumt und mit der fast schon legendären Spaghetti-Western-Atmosphäre zur Tiefe bei. Etwas Bluegrass gibt es im coolen Saloon-Track Cover „Man Of Constant Sorrow“, bekannt aus dem Cohen Brothers Klassiker „O Brother, Where Art Thou?“ und mit „River“ eine astreine Wildnis-Ballade, die Fernweh verursacht.
Egal, ob mit traditionellen Instrumenten und fetzigen Sounds, hymnisch, balladesk oder gar opulent – das Western-Feeling haben die DEZPERADOZ einfach drauf. Gleichzeitig sind sie durch die gute alte Thrash- und Heavy-Metal-Schule gegangen und wissen dementsprechend auch, wie man diese Genres wunderbar vermengt. Fans des Wilden Westens sind zurzeit ja mit den Releases von THE NATIVE HOWL und GIANT CROW schon mit coolen, wenn auch anders klingende Genre-Vertretern verwöhnt. Doch die DEZPERADOZ haben sich ihren Platz im Regal definitiv ebenfalls mehr als verdient.
Tracklist „Moonshiner“:
1. Evil Wayz
2. Runnin’ Shine
3. Straight Between the Eyes
4. Moonshine
5. Mexican Border
6. Man of Constant Sorrow
7. River
8. Lawless
9. My Lucky Graveyardboots
10. Angels’ Share
11. A Gunmans Trail
12. Never Stop To Start Again
Gesamtspielzeit: 55:27