Über fünf Jahre haben dieses Mal die New Wave Of American Heavy Metal Vorreiter KILLSWITCH ENGAGE, an ihrem nun neunten Album, und dem mittlerweile schon vierten Werk, seit der Rückkehr von Jesse Leach, gearbeitet. Übrigens verkündete er, wie groß die Freundschaft zu seinem damaligen Nachfolger und nun Vorgänger Howard Jones sei, was man auch auf dem letzten Meisterstück „Atonement“ in Form eines Duetts nachhören kann.
Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus und beginne mit den Negativpunkten. Zum einen blieb bei den ersten Durchläufen nicht viel hängen, und zum anderen haben Adam D. und seine Truppe aufgrund ihrer Erfahrung und technischen Fertigkeiten, die Ecken und Kanten immer mehr geglättet. Das ist aber meckern auf hohem Niveau, denn auch „This Consequence“ ist eine gewaltige Machtdemonstration dieser Ausnahmeband und nach ein paar weiteren Runden, entpuppte sich das Werk als klassicher Grower, der mir jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf will.
Im Grunde machen die Kalifornier auch diese Mal wieder das, was sie am besten Können, nämlich dynamische, technisch sehr versierte und vor allem brutale Songs, die meist mit emotionalem Refrain versehen sind. Dabei verschieben KSE das Augenmerk von Song zu Song, sind immer wieder für Überraschungen gut und liefern Riffs, Übergänge und Stimmungswechsel, wie man sie in Perfektion von dieser Band kennt und liebt.
Ohne Umschweife geht es mit wütenden Riffs und abgehakten Beats in den ersten Track. Nach wenigen Sekunden lässt Jesse den ersten Röchler raus, das Tempo zieht an, wütende Shouts erklingen, dann der Break, die Riffs werden melodiöser und mit cleaner, intensiver Stimme heißt es: „Abandon us. You turn your backs on all of us… all we have – reduced to dust“, und Justin Foley haut wieder wüst, aber präzise in die Felle. Was für ein Einstieg.
Es geht furios weiter und ohne Umschweife wird man ins Geschehen des noch wütenderen sozialkritische „Discordant Nation“ geworfen, bei dem es zwar im Refrain, wie zu erwarten cleane Vocals gibt, was besagtem Drummer aber überhaupt nich tinteressiert, denn der prügelt mal eben Blastbeats in die theatralische Darbietung von Mister Leach, als würden Klargesänge gar nicht existieren. Aber es funktioniert und erzeugt eine ganz eigene Stimmung. Nach wie vor wechselt der Frontmann von einem unglaublichen Repertoire von Shouts, Grunts, Screams, seiner unvergleichlichen und voluminösen cleanen Stimme, bedient aber auch die freien Flächen dazwischen gekonnt.
Beim dynamischen „Where It Dies“ gibt es einen Mix aus heiserem Geschrei und hymnischen Gesängen, dabei wechselt der Mann so unglaublich schnell wie gekonnt den Gesangsstil und animiert stets zum Mitbrüllen. Das schwermütige „Colluson“ kommt dann mit fiesen US-Death Metal Vibes daher, schielt aber auch mit seiner Schwermut und dem drückenden Sound in Richtung Post-Metal, während „The Fall Of Us“ mit Prog-Death meets Black Metal Beats die Kinnlade runterklappen lässt. Dementsprechend fies fallen auch die fast infernalen Vocals aus. Sludge’ig wird es im tonnenschweren „Broken Glass“, bei dem Adam und Co. musikalisch zwischendurch immer wieder die Muskeln spielen lassen.
Die echten Hitkandidaten sind aber auf jeden Fall „Forever Aligned“, welcher auf jeden Fall der erste Song war, der mir nach einiger Zeit auf den Lippen lag, ist der Refrain auch ein Prototyp von einem KSE-Chorus. Außerdem sollten das nicht minder eindringliche und atmosphärische „I Believe“ sowie „Aftermath“, das mit wunderschöner Akustik-Gitarre eingeleitet wird, aber mit flotten Hummelriffs sich ins Gehör drückt, in der Live-Setlist bald zu finden sein.
KILLSWITCH ENGAGE liefern mit „This Consequence“ ein Album, das die Band in Reinkultur zeigt, größere Überraschungen oder Neuausrichtungen vermissen lässt, die Band aber weiterhin als Meister ihres Fachs ausweist. Auch wenn das Werk dieses Mal etwas länger braucht, um ihr ganzes Potential zu entfalten, steht dieses seinem Vorgänger definitiv in nichts nach.
Tracklist „This Consequence“:
1. Abandon Us
2. Discordant Nation
3. Aftermath
4. Forever Aligned
5. I Believe
6. Where It Dies
7. Collusion
8. The Fall of Us
9. Broken Glass
10. Requiem
Gesamtspielzeit: 35:06