Antibloom
(Post-Hardcore | Post-Punk)
Label: UNFD
Format: (LP)
Release: 21.02.2025
Shane Told
Ganze 25 Jahre feiern die Kanadier von SILVERSTEIN in diesem Jahr. Stilistisch einzuordnen waren die Post-Hardcore/Punks schon immer, doch über die Jahre kamen noch mehr Einflüsse und größere Experimentierfreudigkeit zum Vorschein, was zum Beispiel „A Beautiful Place To Drown“, das trotz Pandemie-Live-Pause ein voller Erfolg war und dem das nicht minder starke, aber wieder etwas traditioneller ausgerichtete „Misery Made Me“. Nun folgt sogleich Jubiläums-Doppel-Album, das mit „Antibloom“ eingeleitet und durch „Punk Moon“ im späteren Verlauf des Jahres ergänzt wird.
Nun kann man von einem Doppel-Album oder zwei EPs sprechen, kommt „Antibloom“ gerade mal auf etwas mehr als 22 Minuten. Hat der Gegenspieler dann auch eine genau so lange Spielzeit, dann hat man mit 44 Minuten zumindest das längste Album der Bandgeschichte geschaffen. Aber gut, Punks und HC-Bands dürfen das ebenso wie Grindcore-Truppen und Alben, EPs, Sinlges – im Grunde heute durch Stream eh alles egal.
Verdammt inspiriert, motiviert und von den Erfahrungen geprägt, wolle man hier den kompletten Werdegang in dem letzten Vierteljahrhundert abdecken, und so wirkt das kurze und knackige „Antibloom“ wie eine ein Best-Of, nur halt mit neuem Material. Mit „Mercy Mercy“ startet man auch sogleich so hart und fett, wie selten zuvor. Frontmann Shane Told zeigt sich variabel und teils aggressiv wie lange nicht. Flotter HC treibt nach vorne, die Riffs sind sowieso schon lange patentiert, die Beats von Paul Koehler prägnant und präzise wie Sau, und doch zeigt sich SILVERSTEIN mit genügend Ecken und Kanten, wie kaum eine Band mit dieser Erfahrung. Dennoch wird es im Refrain schön eingängig und emotional, ehe man gegen Ende mit bedrohlichen Synthie-Sounds in ein tiefes Loch lockt.
Da passt es aber, dass im Anschluss mit „Don’t Let Me Get Too Low“ zunächst das Tempo und die Aggression etwas rausnimmt, doch im Refrain geht es in Richtug Post-(Pop)-Punk, der zum Mitträllern animiert. „Confession“ hätte am letzten Werk wunderbar Platz gefunden, denn düster, leicht bedrohlich und mit dezentem Alternative Metal Vibe, sowie gelungenen Keys, bleibt man hier eher reduziert, sodass der Chorus mit emotionalen cleanen Vocals und Streichern umso mehr unter die Haut geht. Fans wird hier das Herz höherschlagen, geht man hier etwas weiter zurück in der Geschichte. Doch mit dem angenehmen „A Little Fight“ gibt es sofort den nächsten Stilbruch. Lounge-Musik leitet ein, Mister Told geht es ebenfalls verträumt an und Erinnerungen an „Discovering The Waterfront“ werden wach, aber auch BLINDSIDE spielen eine Rolle.
So schnell ein Track beginnt, so flott ist er auch wieder vorbei. Mag sein, dass SILVERSTEIN schon immer kurz und prägnant an die Sache ging, doch so manch Track hätte ein Refrain mehr oder ein weiterer Sonderpart ganz gutgetan, damit sich die Songs schneller entfalten. Das richtet aber mit der Zeit sowieso die Repeat-Taste, denn „Antibloom“ funktioniert aber auch drei Mal in Folge überraschend gut. Wer es nochmal härter mag, während „Stress“ in die Metallic-HC Kerbe schlägt und mit passenden Shouts ausgestattet wurde. Natürlich dürfen dann auch Gangshouts nicht fehlen, davor gibt es aber auch hier ein ruhiges, düsteres Zwischenspiel, das an die Post-Grunge Welle rund um die 2000er erinnert, bevor Shane, Dampf ablässt:
Either I die or I live forever
Maybe I bend or I snap like a fracture
Either I die or I live forever
Highschool-Abschlussball Feeling gibt es bei dem interessanten, wieder verträumten Abschluss „Cherry Coke“, das auf gehörige Ausraster verzichtet. Richtig zur Sache geht es dafür zuvor beim fetzigen Live-Kracher „Skin & Bones“ und mit „I Will Destroy This“ gibt es bedrohliche Synthesizer-Sounds und metallische Riffs sowie ein paar gesprochene Parts.
SILVERSTEIN haben nicht zu viel versprochen und liefern 22 Minuten, die durch und durch nach den Kanadiern klingen, obwohl hier kein Track dem anderen gleicht und man von Modern Metal, über (Post)-Punk bis hin zu wüstem Hardcore und diversen weiterne Metal-Grenes alles abdeckt. Fans müssen hier zugreifen, sich aber darauf einstellen, dass ausnahmsweise größere Entwicklungsschritte ausbleiben. Aber das wird Fans bei der Qualität nicht stören.
Tracklist „Antibloom“:
1. Mercy Mercy
2. Dont Let Me Go Too Low
3. Confession
4. A Little Fight
5. Skin & Bones
6. I Will Destryo This
7. Cherry Coke
Gesamtspielzeit: 22:10
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