DEAFHEAVEN – Lonely People With Power
DEAFHEAVEN
Lonely People With Power
(Black Metal | Blackgaze | Post Hardcore)

 


Label: Roadrunner Records
Format: (LP)

Release: 28.03.2025


Meine Kolleg*innen bei Earshot werden wohl mit den Augen rollen, wenn ich zur Einleitung des Reviews wieder einmal die alte Geschichte auspacke, als DEAFHEAVEN als Vorband von den RUSSIAN CIRCLES, die große Halle der Arena quasi leerknüppelten und in Schutt und Asche gelegt haben. Der damalige Live Report datiert auf 2012. Seither hat sich so einiges getan in der Karriere des Quintetts aus Kalifornien, denn mit „Sunbather“ traten sie nur ein Jahr später den Siegeszug an und prägten das Genre des Blackgaze nachhaltig und brachten es gleichsam einem deutlich breiteren Publikum zu Gehör. Mit ihrem fünften Album  „Infinite Granite“  (2021) ließen sie dann das Black- weg und überraschten mit einem Shoegaze Album, das ohne Gekreische und Doublebass auskam und somit auch einige Fans vor den Kopf gestoßen hab mag. Man darf also gespannt sein, was DEAFHEAVEN auf „Lonely People With Power bereithalten.

Die ersten, vorab veröffentlichten, Songs schienen schon anzudeuten, dass sich das Quintett wieder ein wenig in die Vergangenheit orientiert. Der erste Teil der Interludereihe „Incidental I“ dient quasi als Intro und dann dauert es in „Dobermann“ nicht lange bis George Clarke mit einer Inbrunst ins Mikro keift und kreischt, wie man es wohl seit „Road To Judah“ nicht mehr vernommen hat. Zur Hälfte des Songs löst ein herrlicher SKELETONWITCH Gedächtnisriff die Double Bass Attacke auf und man holt dann in einer kurzen atmosphärischen Ambient Phase kurz Luft um danach nochmals ordentlich nach Vorne zu drücken. Kurzum DEAFHEAVEN stellen mal so nebenbei einen ihrer besten Songs der letzten Jahre gleich mal an den Beginn von „Lonely People With Power“.

Dass die Truppe durchaus auch dem Hardcore nicht abgeneigt ist, beweist dann wieder einmal der Einstieg in das wuchtig, wie wütende und mit vier Minuten kompakte „Magnolia“, in das die Herrschaften dann eine gewaltige Portion Groove packen und somit das nächste Albumhighlight folgen lassen. Während in „The Garden Route“ das Geschrei von Herrn Clarke hinter gleichsam mächtigen wie eingängigen Gitarrenwänden zu verschwinden scheint, und man im darauffolgenden „Heathen“, eingangs noch, auf ein Wechselspiel mit cleanen Gesangspart setzt, um danach wieder ein Inferno auf die Hörer*innen niederprasseln zu lassen. Ähnlich verhält es sich auch mit „Amethyst“, das sich zu einem tosenden Black Metal Orkan hochschraubt.

Somit kommt das nächste Interlude „Incidental II“ mit Gastvocalisten Jae Matthews eigentlich nicht ungelegen, fällt aber mit gut vier Minuten und allerlei Industrial Spielereien, doch zu ausladend aus und bricht fast den, bis dato fulminanten Flow von „Lonely People With Power“. Doch DEAFHEAVEN finden mit dem fies groovende „Revelator“ als gleich in die Spur zurück und wagen dann sogar einen kleinen Ausflug in Richtung Post-Punk im eingängigen „Body Behaviour“. Da macht es wohl erst recht Sinn, dass dann noch INTERPOL Sänger Paul Banks einen Spoken Word Part für „Incidental III“ abliefert. Und auch in den beiden abschließenden Nummern „Winona“, sowie „The Marvelous Orange Tree“ zeigt das Quintett nochmals eindrücklich, wie homogen sie ihre musikalische Diversität zu verschmelzen vermögen.

Womöglich lehne ich mich da ein wenig weit aus dem Fenster, aber DEAFHEAVEN liefern mit „Lonely People With Power“ nicht nur ihr wohl bestes Album seit mindestens zehn Jahren, womöglich sogar ihrer bisherigen Diskographie. Dies wird aber wohl erst die Zeit zeigen, bis dahin wir das Album aber mit Sicherheit in den Jahresbestenlisten 2025 ganz, ganz vorne mitmischen, definitiv eine Rückkehr, mit der viele in dieser Form nicht gerechnet haben.

Autor*in: David Zuser


Tracklist „Lonely People With Power“
1. Incidental I
2. Doberman
3. Magnolia
4. The Garden Route
5. Heathen
6. Amethyst
7. Incidental II (feat. Jae Matthews)
8. Revelator
9. Body Behavior
10. Incidental III (feat. Paul Banks)
11. Winona
12. The Marvelous Orange Tree
Gesamtspielzeit: 62:03


Band Links:

Deafheaven - Lonely People With PowerDeafheaven - Lonely People With Power

 


DEAFHEAVEN – Lonely People With Power
DEAFHEAVEN – Lonely People With Power
LineUp:
George Clarke (Vocals)
Kerry McCoy (Guitar)
Shiv Mehra ( Guitar)
Chris Johnson (Bass)
Daniel Tracy (Drums)
9
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