At Peace
(Prog Metal | Thrash Metal | HC Punk)
Label: Epitaph Records
Format: (LP)
Release: 02.05.2025
Viele unsere Leser*innen sind die kanadischen Polit-Punks PROPAGANDHI mit Sicherheit ein kleinerer oder größerer Begriff, ist die Band nicht nur bald 40 (!) Jahre aktiv, sondern hat man in der 90er Jahre Punkszene mit den Alben „How to Clean Everything” und „Less Talk, More Rock“ doch ordentlich mitgemischt.
Auf letzterem definierte sich die Band auch als „Animal-Friendly – Anti-Fascist – Gay-Positive – Pro-Feminist“ und diesem Grundsatz blieben sie auch über die Jahre treu, allerdings weitete die Band rund um die Gründungsmitglieder Chris Hannah und Jord Samolensky ihren musikalischen Horizont vorallem im Laufe der späten 2000er Jahre deutlich in Richtung Metal und Progressive Rock aus und versetzte damit ihren HC Punk – oder wie es die Band nennt Progressive Thrash – mit deutliche mehr technischer Raffinesse.
Seit dem letzten Album „Victory Lap“ aus 2017 sind somit auch schon wieder acht Jahre ins Land gezogen, gerade ob der weltpolitischen und vorallem nordamerikanischen Lage ist eigentlich eine neues PROPAGANDHI Album also mehr als überfällig.
Und wuchtig melden sich die Kanadier*innen auf „At Peace“ zurück, schon die ersten Riffs des Openers „Guiding Lights“ lassen die Boxen beben. Der Titeltrack nimmt dann weiter an Fahrt auf und PROPAGANDHI verbinden gekonnt Geschwindigkeit mit Virtuosität. Das nachfolgende „Cat Guy“ eröffnet nicht nur mit der Textzeile „If baby Hitler and your family dog Were both found drowning in a lake. And you could only rescue one because…” und unterstreicht nicht nur den trockenen zynischen Humor der Truppe sondern einmal mehr auch die Vielschichtigkeit der Lyrics. Die man sich – wie schon auf jeder PROPAGANDHI Platte – ausführlich zu Gemüte führen sollte. Darüberhinaus ist der Song laut Sänger und Gitarrist Chris Hannah einerseits eine Huldigung von JUDAS PRIEST zur „Firepower“ Phase als auch an den erst vor ein paar Jahren verstorbenen Sänger Chi Pig der kanadischen Punk Rock Legenden SNFU. „No Longer Young“ ist dann mit seinem Refrain mit Ohrwurmcharakter wohl der eingängigste Song der Platte, dagegen ist „Stargazing“ ist dann wohl der überraschendste auf „At Peace“. Schlägt das Quartett hier doch überraschend ruhige Töne an.
Wenig später klingt dann „Prismatic Spray (The Tinder Date” wohl auch wegen Chris Hannah’s Art zu intonieren ein wenig wie METALLICA in den mittleren bis späten 90er Jahren. Aber manchmal blitzt auch musikalisch der Hardcore Punk der früheren Tage durch und so wird „Vampires Are Real“ wohl bei den nächsten Touren für Highlife im Circle Pit sorgen, bevor man in „Fire Season“ sich wieder knietief im Metal suhlt.
Zwar hauen PROPAGANDHI 2025 nicht mehr so plakativ auf den politischen Putz wie früher, sezieren aber gekonnt wie nüchtern die Weltlage, ohne dabei auf ihren gallig trockenen Humor zu verzichten. Musikalisch bleiben sie dem eingeschlagenen Weg treu, sprich komplexes immer wieder hackenschlagendes Songwriting getragen von hervorragender Gitarrenarbeit sowie einem gnadenlos drückenden Bass von Todd Kowalski. „At Peace“ ist ein Album, dass man sich ob der Sperrigkeit ein wenig erarbeiten muss, das dann aber umso mehr zündet.
Autor*in: David Zuser
Tracklist „At Peace“:
1. Guiding Lights
2. At Peace
3. Cat Gut
4. No Longer Young
5. Rented P
6. Stargazing
7. God of Avarice
8. Prismatic Spray (The Tinder Date)
9. Benito’s Earlier Work
10. Vampires Are Real
11. Fire Season
12. Day By Day
13. Something Needs To Die But Maybe It’s Not You
Gesamtspielzeit: 47:56
Band Links: