The Quiet Year
(Alternative Rock | Indie)
Label: Thirty Something Records
Format: (LP)
Release: 02.05. 2025
Rocky Votolato ist ja wohl auch so einigen von unseren Leser*innen als Singer/Songwriter bekannt, unter anderem auch als Teil der Revival Tour von Chuck Ragan (HOT WATER MUSIC). Ende 2021 widerfuhr ihm dann wohl das schlimmste, was einem als Eltern auf dieser Welt passieren kann, sein 22 jähriger Sohn Kienan verunglückte mit dem Auto tödlich. Wenig später erschien sein bisher letztes Album „Wild Roots“, reduziert lediglich auf seine Stimme und die Akkustikgitarre, dies aber war zum Zeitpunkt des Unglücks schon fertig gestellt gewesen und hatte das Thema Familie als roten Faden.
Fast Forward 2025. In einem Interview zum SUZZALLO Album sagte Rocky Votolato, dass er in der Trauer um seinen ältesten Sohn keine ruhige Musik mehr hören konnte und sich in seinem Schmerz im Hardcore und Punk der 90er verstanden fühlte. So kristallisierte sich heraus, dass er für die künstlerische Verarbeitung des Schicksalschlags das Ventil einer lauten wie aggressive Platte brauchen würde.
Also machte er sich nicht nur auf die Suche nach dem brutalsten Gitarrensound, dazu mehr später, sondern nach musikalischen Mitstreitern und fand diese unter anderem in Schlagzeuger Rudy Gajadhar mit dem er schon bei WAXWING zusammenspielte. Ohne Label im Hintergrund wurde ein Crowdfunding gestartet, am Ende davon traf man sich mit dem Produzenten John Goodmanson, der u.a. auch schon THE BLOOD BROTHERS (Die Band von Rocky’s Bruder Cody Votolato) oder auch DEATH CAB FOR CUTIE produzierte, im Studio in Seattle wieder. Nun ist „The Quiet Year“ erschienen.
„River“ eröffnet das Album dann gleich mit sehr wuchtig gespieltem Alternative Rock, der unüberhörbar in den 90ern geerdet ist und eine perfekte Umrahmung für Rocky Votolatos Stimme darstellt. Auch aufgrund dieser im Zusammenspiel mit den sich auftürmenden Gitarrenwänden erinnert SUZZALLO hier ein wenig an die großartigen deutschen SLUT, die in frühen 2000ern für Furore sorgten. „Tsunami Waves“ glänzt dann mit wunderschönen Gesangsharmonien, die den Song trotz aller transportierten Emotionen zu einem Ohrwurm macht und Rocky einmal mehr seine außergewöhnliche Stimme zur Geltung bringt. Das „Star String Radio“ ist dann eine neue trostspendende Form der Kommunikation mit dem verstorbenen Sohn, zu der alle weiteren Worte überflüssig scheinen – „This is our new language now. Now we watch for the blinking lights to remember that you’re still with us.“
Herzstück des Albums bilden für mich dann das absolut berührende „Time Machine“, das mir bei jedem Durchlauf auf ein neues die Tränen in die Augen treibt und das nachfolgende „Magical Thinking“ bei dem sich nicht nur zeigt, dass Votolatos Suche nach einem möglichst brutalen Gitarrensound erfolgreich war, sondern er am Ende auch die ganze Wut und Verzweiflung in den Äther brüllt. Ein absoluter Gänsehautmoment.
„Shattered Glass“ nimmt dann ein wenig an Tempo und Härte heraus ohne dabei auch nur einen Hauch an Eindringlichkeit einzubüßen, bevor in „Broken Dragon Wings“ nochmals ordentlich zur Sache geht und nebenbei einmal mehr die bestechende Qualität der Rhythmusfraktion von SUZZALLO unterstreicht. Aber der markerschütternde Schrei von Rocky zum Ende lässt einen dann so schnell nicht mehr los. Vorallem wenn man so wie der Autor dieser Zeilen einen Sohn im gleichen Alter hat.
„The Quiet Year“ ist ein emotional extrem forderndes wie wunderschönes Stück Musik und für mich einer der absoluten Anwärter auf das Album des Jahres 2025. Ich bin mir sicher, dass Rocky Votolato mit seiner mit SUZZALLO vertonten Katharsis vielen Leuten Trost spenden wird, dennoch wünscht man dem grundsympathischen Musiker zur selben Zeit er hätte dieses Album nicht schreiben müssen.
Autor*in: David Zuser
Tracklist „The Quiet Year„:
1. River
2. The Destroyer
3. Constellations
4. Tsunami Waves
5. Star String Radio
6. We Are The Clouds
7. Time Machine
8. Magical Thinking
9. Shattered Stars
10. Broken Dragon Wings
11. Eulogy
Gesamtspielzeit: 46:10
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