Der letzte Tag begann für uns mit IMMINENCE, nachdem wir gegen Mittag schon mal das Spritzer Paradies besuchten und die Auswahl bestaunten. Außerdem durften wir uns in der Party Area vollglitzern lassen und drehten auch eine Runde mit dem Riesenrad. Das Horror-Labyrinth öffnete leider erst um 21:00 Uhr. Auch wenn die Preise recht gesalzen waren, machte alles Spaß und das Runderhum war schon ganz nett zum Zeitvertreib zwischen den Bands.
An der Bühne angekommen zeigten die schwedischen Metalcore Stars ein Gespür für Melodien, aber auch intensive heavy Kost. Der Mix aus Breakdowns, Melodien und den markanten Violinen-Einsätzen von Sänger Eddie Berg, der auch stimmlich glänzte, bewiesen einmal mehr die Einzigartigkeit dieser Band. Auch in Sachen Entertainer hatte der Schwede alles im Griff, animierte die Fans zum Mitsingen, moshen und abgehen. Da hatte die Truppe aber mit intensiven Hits wie „Ghost“, dem eindringlichen „God Fearing Man“ oder dem unumgänglichen „The Black“ aber sowieso leichtes Spiel. Ein mehr als solider Gig dieser Ausnahmeband, von der wir in Zukunft noch so einiges hören werden, denn das ist echtes Headlinermaterial.
Setlist IMMINCENCE:
Tempation
Ghost
Erase
Come Or Hellwater
Desolation
Beyond The Pale
Death By A Thousand Cuts
Lappel Du Vide
God Fearing Man
Death Shall Have No Dominion
The Black
Große Vorfreude kam auf, als ich hörte, dass die Herren von SELF DECEPTION das Nova Rock, genauer gesagt, die Red Bull Stage beehren würden. Die Schweden zeigten auf ihrem aktuellen Werk, wie auch schon auf den Vorgängern, dass sie als Modern Groove Metaller das Zeug zu echten Stars haben und das untermauerten die Nordmänner an diesem Nachmittag mühelos. Souverän, routiniert und mit enormer Spielfreude enterten die Herren rund um Frontmann Anders Olsson die Bretter und servierten eine gute Stunde mehr als nur gute Laune, fetten Metal und auch etwas Party-Feeling.
Mit Fokus auf das aktuelle Werk „Destroy The Art“ ballerte man ein Hitfeuerwerk zwischen Groove, Brutalität und Eingängigkeit hinaus. Der Ultra-Ohrwurm „Killocain“ eroberte auch den letzten Zweifler im Nu, mit „The Scandinavian Dream“ wurde es danach etwas düsterer, ehe „Blood And Scars“ mit Groove-Gewalt über alles wegwalzte, aber auch zum Mitträllern animierte. Die Band zeigte sich in teils Rosa-Lederkleidung und generell saucoolem Bühnenoutfit, es wurden rosa Wasserbälle ins Publikum geschmissen, Sonnenbrillen durften bei den Posern auch nicht fehlen und auch sonst war einfach Party angesagt. Im Gegensatz dazu, zeigte sich der Horror-Death Metal Kracher „The Great Escape“ im Geiste von ICE NINE KILLS, dafür zeigte man sich mit „Matthew McConaughey“ von der unterhaltsamen Seite. Einen Schwenk zurück zu älteren Alben gab es aber auch, dank „Hell And Back“ und dem Dauerbrenner „Fight Fire With Gasoline“ mit dem das kurze und viel zu kurzweilige Set mit einem Knall beendet wurde. Die Band verabschiedete sich ausgiebig von den immer noch feiernden Fans, die immer zahlreicher wurden, je länger der Auftritt dauerte. Eine Band, die hoffentlich noch öfter in unsere Breitengrade findet und defnitiv noch einige Ausrufezeichen wie dieses setzen wird.
Setlist SELF DECEPTION:
Killocain
The Scandinavian Dream
Blood & Scars
The Great Escape
Hell And Back
Hysteria
Psycho
Fight Fire With Gasoline
Notiert seien auch die Power Metal Heroen von DRAGONFORCE, die im Gesamt-LineUp etwas deplatziert wirkten, dennoch so einige Fans vor die Red Stage ziehen konnten und mächtig Schub gaben. Seit dem man Marc Hudson als Fronter, der schon wieder fast 15 Jahre für die Power Metaller trällert, hat man das Tempo in so manchem Song gedrosselt. Aber die Drachenmacht kam dennoch nicht zu kurz. Mit coolem Bühnenaufbau viel Routine und technischer Brillanz überzeugten Sam Totman und Herman Li auf ganzer Linie und feuerten ihre Highspeed Hits „Ashes Of The Dawn“ das unumgängliche „Fury Of The Storm“ gnadenlos ins Publikum, das die Songs trotz Hitze ohne Rücksicht auf Verluste mitfeierte. Funtime gab es mit der „Doomsday Party“, nerdig wurde es mit dem neueren Hit „Power Of The Triforce“ und den Abschluss machte wie immer das Geschoss „Through The Fire And The Flames“. Außerdem gab es noch die zwei unterhaltsamen Cover-Songs „My Heart Will Go On“, das mit rasendem Tempo ganz anders tönt als sein Original sowie „Wildest Dreams“ von Taylor Swift, welches auf dem aktuellen Album „Warp Speed Warriors“ zu finden ist. Somit sorgten die Briten hier einmal mehr für beste Unterhaltung. Dennoch zündet die Band bei einem Headliner-Gig im Club eine Spur besser. Nichtsdestotrotz hatten die Anwesenden Power-Schlachtenbummler hier ihre helle Freude.
Setlist DRAGONFORCE:
Ashes Of The Dawn
Cry Thunder
Power Of The Triforce
The Last Dragonborn
Fury Of The Storm
Doomsday Party
My Heart Will Go On (Cèlin Dion)
Wildest Dreams (Taylor Swift)
A Draco Tale
Through The Fire And Flames
Auch bei SKILLET wagten wir einen kurzen Blick, denn die US-Modern Metal Helden wissen live stets zu überzeugen. Love it or hate it, ist die Devise. Die Einen feiern ihre Eingängikeit, die Anderen finden den Pop-Metal teils kitschig und aus Plastik. Dennoch wissen Ehepaar John und Corey Cooper, wie man eine Crowd gefangen nimmt. Mit „Feel Invincible“ ging die Party auch gleich los und es wurde aus tausend Kehlen mitgebrüllt, während auf der Bühne die Post abging und die beiden ihre Stimmen erschallen ließen. Mit Gassenhauern wie „Rise“, dem fetzigen „Sick Of It“ und dem ruhigeren, aber nicht minder eindringlichen „Not Gonna Die“ hielt man die Zuschauer*innen auch mühelos bei Laune, animierte selbige zum Mitsingen, aber auch tanzen, moshen und feiern. Ein Gig, bei dem SKILLET definitiv ihre Fans zufriedenstellten, aber auch neue gewinnen konnten. Zusätzlich sorgte man mit sympathischen Ansagen, viel Bewegung und Mitsingspielchen für gute Laune. Man kann von den Amerikaner*innen halten was man will, aber an diesem Nachmittag waren sie definitiv echte Gewinner.
Setlist SKILLET:
Showtime
Feel Invincible
Rise
Awake And Alive
Sick Of It
Legendary
Ash In The Wind
Never Surrender
Whispers In The Dark
Hero
Not Gonna Die
Unpopular
Psycho In My Head
Comatose
Monster
–
The Resitance
HEAVEN SHALL BURN standen kurz vor dem Release ihres lang erwarteten neuen Meisterwerks „Heimat“, jedoch stand die dazugehörige Festival Tour nicht unter einem guten Stern. Während GREEEN wegen Halsschmerzen absagen musste, machten die deutschen Melodic Death und Metalcore Meister die Not zur Tugend und luden für den erkrankten Marcus Bishoff kurzerhand Britta „Elchkuh“ Görtz (HIRAES) zum Tanz. Und die Dame lieferte mühelos ab. Mit etwas tieferer Stimme, präsentierte man Hits und Brecher aus verschiedenen Zeitaltern. Zudem scherzte die Dame zwischen den Songs munter mit Gitarrist Maik Waichert und führte gekonnt durch das Set. „Übermacht“ wurde sogleich seinem Namen gerecht, aber auch das legendäre „Black Tears“ Cover und das neue Stück „My Revocaiton Of Compliance“ funktionierten in dieser Konstellation wunderbar und ließen nichts an Intensität und Power vermissen. Maik und Alexander Diets erzeugten mit ihren Äxten die gewohnte Soundwand während Christian Bass und Eric Bishoff für mächtig Druck in der Rhythmik sorgten. Düster wurde es dann noch mit „Corium“ und das mit elektronischen Sounds aufgepeppte „Hunters Will Be Hunted“ sorgte ebenfalls für dichte Atmosphäre. Ein etwas außergewöhnlicher, aber interessanter Gig der sympathischen Thüringer.
Setlist HEAVEN SHALL BURN:
Übermacht
Voice Of The Voiceless
Combat
Black Tears
March Of Retribution
Thoughts And Prayers
My Revocation Of Compliance
Godiva
Corium
(Awoken)
Endzeit
Hunters Will Be Hunted
Ein Sprung zu DANKO JONES zeigte uns sofort, dass der Meister des Rock mühelos seinen Titel noch über viele Jahre halten wird. „Guess Who’s Back“ ist mittlerweile der perfekte Einstieg für ein Set des sympathischen Kanadiers, der hier wie ein Profi die Red Bull Stage in rockende Trümmer legte. Mit einem gekonnten Hit-Mix, seiner starken Stimme und viel Charme schmolzen die Fans nicht nur ob der sengenden Hitze und der Schattenlosigkeit vor der Bühne weg. Getanzt, geshaked und gemosht wurde trotzdem ohne Rücksicht auf Verluste. Aber mit Songtitel wie „Good Time“ oder „I Love It Louder“ war das ja sowieso fast Pflicht. Eine Band, die man gesehen haben muss, beziehungsweise nicht oft genug sehen kann. Bis auf Bald Danko!
Das große Finale sollten ELECTRIC CALLBOY zelebrieren. Aber gleich ein erster Wermutstropfen: Die Prog-Legende DREAM THEATER hatte echt keinen guten Slot bekommen. Zwar Headliner auf der Red Stage, aber halt parallel zum Party-Trancecore Phänomen. Da fiel die Entscheidung nicht schwer, denn ein letztes Mal Party sollte schon sein. Die Spannung war natürlich enorm, denn die Jungs haben ein paar neue Songs, sowie eine nagelneue Show im Gepäck. Das „Tekkno Train“ Intro musste weichen, doch die neue Idee war genial. Auf der Leinwand erschien Uke Bosse, ein deutscher Medienschaffer, der eigentlich im Gaming-Bereich arbeitet, begrüßte auf seine eigene skurrile Art die Fans und ging eine Checkliste durch, ob jeder bereit für EC wäre.
Ein Knall und schon ging die Party los mit „Elevator Operator“, welches die Stimmung sofort befeuerte, die Massen in Bewegung bracht und ab da gab es kein Halten mehr. Nico und Kevin rasten auf die Bühne, sangen, brüllten, headbangten und grintsten einmal mehr bis über beide Ohren. Nico konnte sich mittlerweile vom Hörschutz befreien und wirkte immer mehr, als wäre er immer schon Teil der Band gewesen und zeigte sich weiterhin als geborener Fronter mit starker Stimme.
Weiter ging es Schlag auf Schlag. „MC Thunder II“, dem später auch Teil I folgte, wurde aus allen Kehlen mitgesungen, für „Spaceman“ wurde von Kevin nur kurz zum „bllblbllllblbl’n“ eingestimmt und dann gab es die erste große Begrüßung und sogleich eine geniale Überraschung. Bekanntlich trennte man sich vom langjährigen Drummer und Thrash-TV Sternchen David Friedrich. Der Ersatz dürfte viele überrascht haben, denn Punk Legende Frank Zumo von SUM 41 saß hinter der Schießbude und wurde frenetisch begrüßt. Nicht nur, dass der Mann noch tighter und präziser in die Felle haut, es wurde auch sogleich das Legendäre „Still Waiting“ in die Menge geschmettert. Die Kehlen wurden heißer, die Bewegung wurde immer mehr. Man musste sich vor den Staubschwaden mit Masken, Pullover oder was auch immer schützen und auf den Bildschirmen flimmerte parallel das rege Treiben auf der Bühne als auch das Original-Video zu dem Song aus dem Jahr 2002.
„Hypa Hypa“ erzeugte zahlreiche Moshpits und Crowdsurfer, während die Band im Disco-Outfit tanzte, der neue düstere Song „Revery“ fügte sich ebenfalls perfet ins Set und spätestens bei „Everytime We Touch“ von MAGGIE REILLY, das dann durch CASCADA zum Ruhm kam, schmolzen sowieso alle dahin. Die beiden Jungs hatten sich wieder etwas überlegt, rollten das Miniklavier rein, Kevin klemmte sich dahinter, dann verkündeten sie nochmal ihre Liebe zueinander und starteten ein unglaublich starkes „Crawling“ Cover. Nico hatte die Vocals perfekt im Griff. Einen Seitenhieb Richtung LP spar ich mir nun, denn sogleich gab es zahlreiche Chöre zu „I Want It That Way“. Pyros ballerten aus allen Rohren, Konfetti flog, die Band zog sich zu „Pump It“ einmal mehr um und das große Finale mit „We Got The Moves“ ließ die Menge nochmal eskalieren. Und zu guter Letzt gab es noch ein fettes und anständiges Feuerwerk.
Was für ein Ritt, was für eine Band. Die Truppe überzeugt auch immer noch nach ein paar Jahren und erreicht alles was man nur erreichen kann – und das verdammt nochmal zu Recht. Auf der Bühne gaben sie die Rampensäue, bei den Ansagen hörte man aber wie glücklich sie sind, dass wir Fans ihnen das ermöglichen und zeigten sich mehr als dankbar, wie auch bodenständig. Eine Band, von der sich Einige so ziemlich was abschneiden könnten. Im Herbst kommen die Jungs wieder nach Wien und wir werden dabei sein!
SETLIST ELECTRIC CALLBOY:
Elevator Operator
MC Thunder II
Spaceman
Still Waiting (SUM 41)
Hypa Hypa
Revery
Hate/Love
Arrow Of Love
Castrop X Spandau
Everytime We Touch (MAGGIE REILLY)
Pump It
–
Crawling (LINKIN PARK – Piano)
I Want It That Way (TAKE THAT – Piano)
–
Hurrikan
Mindreader
Mc Thunder I
–
Ratatata
Tekkno Train
We Got The Moves
Abwechslungsreich, erlebnisreich und einmalig war auch diese Ausgabe des Nova Rock. Mit alten und neuen Bekannten überzeugte man ebenso wie mit einem ziemlich reibungslosen Ablauf sowie vorrangig fettem und glasklarem Sound. So kann man gespannt sein, was neben den bereits bekannten Acts BRING ME THE HORIZON und THE OFFSPRING im nächsten jahr in Nickelsdorf noch so passieren wird.
Autor & Fotos: Max Wollersberger