Norwegen ist berühmt als Geburtsstätte des Black Metal und Heim zahlreicher Vertreter*innen aus dem Folk- oder Viking-Genre. Death Metal hingegen ging an dem Land, interessanterweise als einzigem in Skandinavien, eher spurlos vorbei. Daher ist die Überraschung groß, dass die norwegische Band VOMITIZER mit ihrem Debüt „Release The Rats“ eine der Überraschungen des bisherigen Jahres liefert.
Lyrisch ist die Richtung mit Blick auf die Songtitel sofort klar. Es dreht sich alles um die Nagetiere und den Dreck, Schmutz und Krankheiten, die sie verbreiten.
Musikalisch hingegen wird es deutlich interessanter. Der Blick auf das Cover lässt eine simple Oldschool Death Metal Spielrichtung vermuten. Doch so einfach machen es die Norweger ihren Hörer*innen nicht. Es ist alles vertreten, aber nie wird einer Stilrichtung zu plump und eindeutig gehuldigt. Es gibt skandinavische Einschläge, aber auch, nicht nur lyrische, doomige Ähnlichkeiten zu den legendären AUTOPSY. Crust und Punk Elemente sind vielerorts hörbar und geben „Release The Rats“ einen herrlich rockigen Unterbau.
„A Wonderful World To Destroy” geht mit typisch schwedischem Gitarrenton direkt nach vorne. Das Schlagzeug drückt mit seiner zurückgenommenen Doublebass schön in die Magengegend, bevor die Vocals fast in John-Tardy-Manier einsetzen. Überhaupt agieren VOMITIZER gesanglich nicht in den typischen Death Metal Growling Gefilden, sondern sind ähnlich dem Hardcore oder eben bei den Legenden OBITUARY angelehnt. Plötzlich wird man hellhörig, denn was die Gitarren hier veranstalten, ist höchst ungewöhnlich. Fast atonal wirkende Gitarrenleads sprengen den Rhythmus und führen alles zu einem fast proggigen Ende des Songs.
Das folgende „Rat Religion“ bestätigt dann den Verdacht, dass hier eine Band einen komplett neuen Ansatz verfolgt. Die Gitarrenarbeit ist sehr untypisch für diese Art der Musik, hört sich oft entrückt und dissonant an. VOMITIZER arbeiten auch mit Samples wie Kirchenglocken und Spoken Word Passagen. Bereits der zweite Song ist fordernd und interessant.
„The Church Of Rats“ sowie „The Reek Of Death” sind eine Hommage an AUTOPSY und Peterror schreit über den doomigen Gitarrensound hinweg, so eindringlich wie Chris Reifert im amerikanischen Original.
“Pestilence (The Sickness)” ist der schon anfangs erwartete, gerade Oldschool Death Metal Brecher. Tolles, rockiges Riffing treibt den Song an und das abwechslungsreiche Drumming hält die Aufmerksamkeit hoch, während sich der Gesang durch die knapp zweieinhalb Minuten würgt.
„Something Dark And Bloody Did Indeed Occur” wildert anfangs im Hardcore. Das Riffing ist höchst interessant und druckvoll. Der Bass spielt klar hörbare Melodien und verleiht dem Song Tiefe, bevor die Gitarren wieder diese oben bereits erwähnte atonale Note einstreuen. Der Refrain ist für eine Death Metal Band schon fast zu eingängig, verleiht diesem fantastischen Song aber das Tüpfelchen auf dem I. Mit Sicherheit der beste Track des Albums.
„Wicked Supremacy“ ist als thrashiger Rauswerfer des Albums perfekt gewählt.
Unbedingt erwähnt werden muss, dass der Sound das Gesamtbild erst abrundet und wie ein eigenes Stilmittel von VOMITIZER wirkt. Die Produktion ist druckvoll, aber so ehrlich dreckig, dass sie dem lyrischen Inhalt perfekt entspricht. Man muss neidlos anerkennen, dass „Release The Rats“ ein rundum in sich geschlossenes Album ist, bei dem die Band mit ihrem Produzenten bestens auf einer Wellenlänge agiert hat.
Dieses Debüt lässt auf Großes hoffen und sollte auch live so manchen Moshpit zum Beben bringen.
Tracklist „Albumname“:
1. A Wonderful World To Destroy
2. Rat Religion
3. The Church Of Rats
4. Rattus Ritualist
5. Pestilence (The Sickness)
6. Indulge Into Chaos
7. The Reek Of Death
8. Something Dark And Bloody Did Indeed Occur
9. Raw Meat
10. Wicked Supremacy
Gesamtspielzeit: 33:58
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