KAONASHI – I Want To Go Home
KAONASHI
I Want To Go Home

(Post Hardcore | Screamo | Prog Metal)

 


Label: Equal Vision Records
Format: (LP)

Release: 06.06. 2025


Manchmal gibt es schon witzige Zufälle, vor Kurzem bringt mir das Bruderherz bei seinem letzten Österreichbesuch ein „Spirited Away“ Shirt aus Hongkong mit, auf dem vorne die Filmfigur des Kaonashi abgebildet ist, auch bekannt als Faceless. Wenige Tage später fragt der Earshot-Chef, ob ich das neue Album „I Want To Go Home“, der eben nach jener Figur aus dem Ghibli Universum benannten Band aus Philadelphia, reviewen mag. Trotzdem mich die letzten Alben von KAONASHI am Ende ob ihrer herausfordernden Sperrigkeit nie zur Gänze abgeholt hatten, sollte dies bei „I Want To Go Home“ anders sein. Aber alles der Reihe nach.

Der instrumentale Opener baut mit progigen Riffs schon einen dezenten Spannungsbogen auf, der sich dann im nachfolgenden „Fairmount Park After Dark“ entlädt. Brutalster Mathcore bricht da über die Hörer*innen herein, fiese Double Bass Attacken treffen auf einen rastlos slappenden Bass. Über all diesem thront die Stimme von Peter Rono, die eher wie ein weiteres Instrument auftritt. So groß ist seine dargebotene Bandbreite. Wenn er sich dann die Seele aus dem Leib schreit ist er eher in höheren Tonlagen unterwegs. Hier wird er immer wieder mit dem Sänger von KNOCKED LOOSE verglichen, aber seine Vocals beschränken sich nicht nur auf Gekeife in Mickey Mouse Tonlage. Eindrucksvoll stellt er dies dann im unglaublich zwingenden „When I Say“ unter Beweis, das im Chorus an TAKING BACK SUNDAY oder SAOSIN zu ihren besten Zeiten erinnert, um dann gleich wieder in Richtung Screamo abzubiegen.

„J.A.M.I.E.“ glänzt dann nicht nur wieder mit famosem Bassspiel sondern am Mikro gibt es Unterstützung von Anthony Green (CIRCA SURVIVE und eben jenen SAOSIN). Sehr metallisch geht es dann anfangs in „Red Sink, Yellow Teeth“ zur Sache, bevor wieder irrwitzige Tempiwechsel das Kommando übernehmen und trotz oder gerade wegen der Powerviolence Vibes einen in ihren Bann ziehen. Peter Rono vermag nicht nur Texte zu schreiben, die wohl wie „Slower Forms Of Suicide“ auch auf Poetry Slams zu brillieren wüssten, sondern entlockt seinen Stimmbändern Unglaubliches, das wohl auch Stimmakrobat Mike Patton ein anerkennendes Nicken quittiert.

„Fly On The Wall (An Orange Sidewalk Paved Around Your Feet)” glänzt dann wieder mit melodischem Post Hardcore vom Feinsten und schlägt trotzdem zahlreiche Songwriting Haken ohne dabei an Eingängigkeit zu verlieren. Einmal mehr sei hier die virtuos agierende Rhythmusfraktion erwähnt.

Das, den abschließenden vierteiligen Epos eröffnende „The Sanguine I: Nevermind, Narcissist“ ist der progressive Post Hardcore Song den COHEED AND CAMBRIA seit Jahrzehnten gerne schreiben würden. Einzig im abschließenden, mehrheitlich von verhaltenen Pianoklängen getragenen „The Sanguine IV: Exit Pt. VII (The Confession Of Classroom 2114)“ schlagen die vier Herren aus Philadelphia deutlich ruhigere, fast versöhnliche Töne an. Ein Schlusspunkt hinter einem grandiosen wie wahnwitzigen musikalischen Ritt, der emotional tief zu berühren weiß und bei aller Sperrigkeit gleichsam eine unglaubliche Eingängigkeit mitbringt.

KAONASHI legen mit „I Want To Go Home” ihr bis dato homogenstes und musikalisch reifstes (Meister-)werk vor. Ein Album, das einiges abverlangt, aber die geneigte Hörer*innenschaft dann umso mehr belohnt. Ganz großes wie komplexes Kino, holt Euch dieses Teil!

Autor*in: David Zuser

Tracklist „I Want To Go Home“:

1. Confusion In A Car Crash
2. Fairmount Park After Dark
3. Extra Prayers
4. When I Say
5. J.A.M.I.E.
6. Red Sink, Yellow Teeth
7. Slower Forms Of Suicide
8. Fly On The Wall (An Orange Sidewalk Paved Around Your Feet)
9. Elephant In The Room (If You Can Keep A Secret)
10. The Sanguine I: Nevermind, Narcissist
11. The Sanguine II: Misguided Malice
12. The Sanguine III: Auditorium Annihilation
13. The Sanguine IV: Exit Pt. VII (The Confession Of Classroom 2114)

Gesamtspielzeit: 45:41


Band Links

KAONASHI – I Want To Go Home KAONASHI – I Want To Go Home

 

KAONASHI – I Want To Go Home
KAONASHI – I Want To Go Home
LineUp:
Peter Rono (Vocals)
Alex Hallquist (Guitar, Vocals)
Ryne Jones (Bass)
Pao (Drums)
9.5
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