Metal auf höchstem Niveau – ein denkwürdiger Abend zwischen Tribute, Groove und purer Energie
Am 22. Juli 2025 bebte der Posthof Linz unter der geballten Power zweier Ausnahmebands: BLACK INHALE, Österreichs Groove-Metal-Aushängeschild, lieferten einen beeindruckenden Auftakt – und MACHINE HEAD zeigten einmal mehr, warum sie seit über drei Jahrzehnten zu den Giganten des modernen Metal zählen.
BLACK INHALE – Kraftvoller Auftakt mit Präzision und Groove auf Weltklasse-Niveau
Als würdiger Opener des Abends betrat die österreichische Thrash-/Groove-Metal-Band BLACK INHALE die Bühne – und wer die Band kennt, weiß: Das ist keine bloße Support-Nummer, das ist ein Headliner-Format, das den Abend mit roher Energie und präziser Technik eröffnete. Seit ihrem explosiven Auftritt beim Metalfest 2010 oder ihren legendären Shows auf der Donauinsel, bei denen nur ein Sommersturm das Inferno stoppen konnte, ist die Band aus der österreichischen Szene nicht mehr wegzudenken. Auch an diesem Abend wurde schnell klar: Wer BLACK INHALE je live erlebt hat, vergisst sie nicht mehr so schnell.
Schon bei der ersten Nummer des Auftritts war die Stimmung greifbar: Schnelle Riffs, tightes Drumming und kraftvoller Gesang. Die Halle füllte sich spürbar – das Publikum würdigte die Band mit viel Applaus. Die Setlist bediente sich von den letzten beiden Alben „Resilience“ und „A Doctrine of Vultures“. Alle Songs waren Paradebeispiele dafür, wie Groove Metal im Jahr 2025 zu klingen hat: Hart, präzise und kompromisslos. Dabei glänzten nicht nur die knallenden Hauptteile, sondern auch die feinfühlig eingebauten Dynamikwechsel – kleine Atempausen, gefolgt von umso mächtigeren Ausbrüchen, machten jeden Song zu einem Mini-Epos.
Von Anfang an brannte die Bühne: Der Opener „4th Dimension“ feuerte direkt ins Mark, der vom ersten Ton an keinen Zweifel ließ, dass hier absolute Profis am Werk sind. Die Riffs von Raffael Trimmal und Andres Cuenca fraßen sich wie Kreissägen durch die Halle, während Boris Balogh am Schlagzeug ein rhythmisches Beben entfachte, das den Boden erzittern ließ. Bassist Thomas Auferbauer sorgte für ein sattes, treibendes Fundament, das zusammen mit den markanten Vocals von Raffael Trimmal eine mitreißende Klangwand bildete. Die Stimme – irgendwo zwischen Phil Anselmo und einem sehr sympathischen Höllenfürsten – war der perfekte Ausdruck für diese energetische Mischung aus Groove und Wut.
Es folgte „Escape Room“, das mit seiner intensiven Atmosphäre und dynamischen Wechseln die Energie weiter ansteigen ließ. Mit „Warning“ steigerte die Band den Druck nochmals, ehe „Jaded“ durch seine eingängigen Melodien und kraftvollen Vocals eine besondere emotionale Note setzte. Besonders beeindruckend war die Spielfreude und technische Brillanz bei „A Doctrine of Vultures“, das mit komplexen Rhythmen und präzisem Zusammenspiel überzeugte. Den Abschluss bildeten „The Die Is Not Yet Cast“, ein Song, der sowohl Härte als auch melodische Tiefe perfekt ausbalancierte.
BLACK INHALE präsentierten sich an diesem Abend als gereifte, internationale Metalgröße – ein tightes, kompaktes Set mit sechs starken Songs, das keine Sekunde lang an Intensität verlor. Wer an diesem Abend nur wegen MACHINE HEAD kam, dürfte spätestens jetzt wissen, dass man BLACK INHALE in dieser Form nicht mehr „nur“ als Vorband bezeichnen sollte. Ein Statement – laut, ehrlich, technisch stark und emotional aufgeladen. Ein starker Auftritt, der Lust auf mehr machte und passend den Boden für den MACHINE HEAD Abriss bereitete.
Setlist BLACK INHALE:
4th Dimension
Escape Room
Warning
Jaded
A Doctrine Of Vultures
The Die Is Not Yet Cast
MACHINE HEAD – Wut, Trauer, Ekstase: Ein Konzert wie ein Mahlstrom
Schon im Vorfeld war klar: MACHINE HEAD im Linzer Posthof: Das wird groß. Die Show war schon lange ausverkauft, die Erwartungen hoch – und dann kam die Nachricht kurz vor der Show: Ozzy Osbourne war verstorben. Frontmann Robb Flynn reagierte und entschied, das übliche Intro vom Band („Diary of a Madman“) durch eine ergreifende Hommage zu ersetzen: Der Abend begann mit der Live-Performance von den Black Sabbath-Klassikern „War Pigs“ und „Children of the Grave“. Ein Gänsehautmoment, der den Abend würdevoll einleitete.
Danach zündete die Band ohne Umschweife den ersten Kracher: „Imperium“ – ein Trademark-Song, der von der ersten Note an alles vereint, was MACHINE HEAD ausmacht – infernalisches Drumming (auch wenn Dave McClain heute nicht mehr dabei ist, lebt sein Stil durch Matt Alston spürbar weiter), massige Gitarrenriffs, eingängige Licks und Robb Flynns Wechselspiel zwischen aggressivem Shouting und ergreifenden, melodischen Gesangspassagen. Circlepits öffneten sich, Fans schrien die Lyrics mit, der Posthof brodelte. Es war der Auftakt zu einem Set, das keine Verschnaufpause erlaubte.
Mit dem druckvollen „Ten Ton Hammer“, bei dem aufblasbare Hämmer ins Auditorium geworfen wurden, und dem neuen Nackenbrecher „Chøke Øn The Ashes Øf Yøur Hate“ legte die Band die Latte noch höher. Spätestens bei „Now We Die“, das mit einem orchestralen Intro und einem berührenden Mittelteil glänzte, zeigte sich: Diese Band versteht es wie kaum eine andere, zwischen brutaler Härte und epischer Melodik zu balancieren.
„Nø Gøds, Nø Masters“ und „Aesthetics of Hate“ knallten kompromisslos ins Publikum, gefolgt vom Oldschool-Gewitter „Old“, bei dem die Halle endgültig kochte. Mit „Øutsıder“, „Locust“ und „Bønescraper“ ließen die Kalifornier dann eine massive Mid-Set-Walze rollen – Groove, Aggression und Spielfreude auf absolutem Top-Niveau. Hier explodierte der Saal endgültig: Bierbecher flogen durch die Luft, das Publikum verwandelte sich in eine wogende, lärmende Masse.
„Bleeding Me Dry“ wurde durch ein markantes Bass-Solo eingeleitet, bevor es in das emotional aufgeladene „Darkness Within“ ging. Hier trat Robb Flynn zunächst solo mit Westerngitarre auf und erzählte seine bewegende Geschichte über OZZY OSBOURNE. Das Publikum lauschte andächtig – ein Moment zum Durchatmen, bevor der Sturm zurückkehrte.
Und der kam mit „Bulldozer“: Circlepits im Schleudergang, schweißnasse Fans, die sich wie besessene Bulldozer durchs Publikum schoben. Robb forderte das größte Circlepit des Abends – und bekam es. Selbst zurückhaltendere Besucher fanden sich plötzlich an den Hallenrand gedrängt, während im Zentrum ein Sturm tobte. Das Set wurde durch das Nu-Metal-lastige „From This Day“ in die späten 90er zurückkatapultiert.
Flynn als Frontmann bleibt eine Naturgewalt – wenn auch nicht immer frei von übertriebener Proll-Attitüde. „Machine Fucking Head“-Rufe hallten durch den Saal, während seine Bandkollegen die Bühne mit souveräner Präsenz ausfüllten. Besonders Reece Scruggs glänzte solide an der Gitarre, während Jared MacEachern mit starker Bühnenpräsenz, die an Alt-Bassist Adam Duce erinnernd, überzeugte.
Zum Schluss des Sets gab es dann nichts mehr zu beweisen – nur noch abzuliefern. Der Klassiker „Davidian“ vom Kultalbum „Burn My Eyes“ wurde mit unbändiger Wucht zelebriert. Und dann – als letzter Gänsehautmoment – erklang „Halo“. Der perfekte Abschluss einer Show, die emotional, musikalisch und energetisch keine Wünsche offenließ. Die gesamte Halle war in Bewegung, der Refrain wurde von hunderten Kehlen getragen – ein kollektiver Moment der Ekstase.
Setlist MACHINE HEAD:
(Diary Of A Madmen)
War Pigs (BLACK SABBATH)
Children of the Grave (BLACK SABBATH)
Imperium
Ten Ton Hammer
Chøke Øn The Ashes Øf Yøur Hate
Now We Die
Nø Gøds, Nø Masters
Aesthetics Of Hate
Old
Øutsıder
Locust
Bønescraper
Bleeding Me Dry
Darkness Within
Bulldozer
From This Day
Davidian
–
Halo
MACHINE HEAD zeigten im Posthof Linz, warum sie auch nach über 30 Jahren an der Spitze des Metal-Genres stehen. Zwischen mitreißender Brutalität, bewegender Ehrlichkeit und hymnischen Momenten war dieser Abend nicht nur ein Konzert – er war ein emotionales, lautes und ehrliches Erlebnis. Die Verbindung von Tribute, Wut, Trauer und purer Live-Energie war perfekt. Ein Konzert, das in Erinnerung bleibt – nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen der emotionalen Tiefe eines besonderen Moments im Gedenken an eine Legende.
Autor: Florian Rosenberger
Fotos: Stefan Kuback (KBKimages.com)