EU 25: ZEAL & ARDOR, INTRA @ Arena, Wien (31.07.2025)

Tourposter der Tour von Zeal & Ardor


Am 31. Juli füllte sich die Wiener Arena schon früh. Ein deutliches Zeichen dafür, dass dieser Abend für viele längst fix im Kalender gestanden hat – so wie bei mir. ZEAL & ARDOR begleiteten mich schon seit Jahren musikalisch, aber es hatte bisher nie geklappt, sie live zu sehen. Als sie im Linzer Posthof spielten, passte es nicht. Als sie im Wiener WUK waren, ebenfalls nicht. Und selbst als sie im Vorprogramm von MESHUGGAH auftraten, ging es sich bei mir nicht aus. Umso größer war die Vorfreude, sie endlich in der Arena zu erleben und mit dem neuen Album “Greif” im Gepäck war ich gespannt, wie sich die Band live anfühlt und ob sie mich so abholen würde wie auf Platte.

Als Einstieg spielten INTRA aus Linz, eine Band, die mir zwar vom Namen her bekannt war, die ich aber noch nie live gesehen hatte. Umso überraschender war, wie stark ihr Auftritt war. Der Sound in der Arena trug ihre Musik recht gut. Stilistisch passte INTRA auch erstaunlich gut zum Headliner des Abends. Zwar weniger experimentell als ZEAL & ARDOR, aber atmosphärisch dicht zwischen Rock und Stoner. Das Publikum nahm die Band sehr gut an, was sich nicht nur durch Applaus zeigte, sondern auch durch echte Aufmerksamkeit. Es war kein “wir quatschen bis die Hauptband kommt”-Vibe, wie es öfters bei nur zwei Bands vorkommt, sondern echtes Interesse und Respekt vor der Musik. Besonders der Bass und die Vocals in Kombination mit den rhythmisch ausgefalleneren Melodien gefielen mir persönlich recht gut. INTRA machten einen extrem guten Job die Wiener Arena auf Betriebstemperatur anzuheizen.

ZEAL & ARDOR, INTRA

Als ZEAL & ARDOR schließlich die Bühne betraten, war die Spannung definitiv spürbar. Der Saal war voll, die Stimmung bereits aufgeladen, und mit dem düsteren, getragenen Opener “The Bird, The Lion And The Wildkin” wurde der Ton für den restlichen Abend gesetzt. Die Band kam mit Kapuzen auf die Bühne, der Nebel verdichtete sich, das Licht arbeitete mit, und nach und nach entstand eine Atmosphäre, die sofort unter die Haut ging. Der Übergang zu “Wake Of aäA Nation” war fließend, der Druck nahm zu, das Publikum hing an jeder Note. Richtig los ging es dann mit “Götterdämmerung”, einem der absoluten Höhepunkte des Abends. Spätestens hier war der gesamte Saal dabei. 

Zwischen den Songs hielt sich Sänger Manuel Gagneux mit Ansagen zurück, bis auf ein paar Kleinigkeiten und den Moment, als er erwähnte, dass Gitarrist und Sänger Denis Wagner am nächsten Tag Geburtstag habe. Da es Unglück bringen soll, vorher zu gratulieren, forderte er das Publikum dazu auf, nur das Wort “Birthday” zu singen. Die Menge schaffte das bis auf ein paar Aussetzer auch recht gut. Gagneux wirkte zwischendurch sichtlich gerührt und meinte, er sei ehrlich überwältigt von der Reaktion des Publikums, was bei der durchgehenden Energie im Raum nicht verwunderlich war. Mehrmals war der ganze Saal beleuchtet, unglaublich lauter Applaus brandete auf und wollte kaum enden.

Die Setlist mischte ältere Songs mit neuem Material vom aktuellen Album “Greif”. Für mich persönlich haben die älteren Songs wie “Row Row” oder “I Caught You” besser funktioniert. Sie waren direkter und roher. Die neuen Songs wie “Kilonova” und vor allem das abschließende “Clawing Out” waren aber definitiv starke Livemomente.

Visuell blieb die Show auf das Wesentliche reduziert: Licht, Nebel, Bewegungen auf der Bühne, die stark mit den musikalischen Umschwüngen verwoben waren. Kein unnötiger Firlefanz, keine Showelemente, die ablenken. Genau diese Reduktion machte den Abend so wirkungsvoll. Das Publikum war von Anfang bis Ende dabei absolut textsicher und vollkommen dabei. Gegen Ende gab es vereinzelt Crowdsurfer, ein paar kleinere Moshpits, aber insgesamt blieb alles recht gemäßigt. Besonders bei den älteren Songs entlud sich die Spannung des Abends, während die neuen Stücke eher getragen und atmosphärisch wirkten.

Der Sound war über die gesamte Show hinweg absolut hervorragend. Jede Stimme, jedes Sample, jedes Detail kam klar und ausgewogen. In Kombination mit dem dichten Nebel und der gezielten Lichtregie entstand ein Bühnenbild, das das Fotografieren zwar erschwerte, aber gleichzeitig für beeindruckende, fast surreale Momente sorgte. Das Gesamtbild stimmte sowohl visuell, klanglich als auch emotional.

ZEAL & ARDOR, INTRA


Setlist ZEAL & ARDOR:
The Bird, The Lion And The Wildkin
Wake Of  A Nation
Götterdämmerung
Death To The Holy
I Caught You
Ship On Fire
Tuskegee
Row Row
Blood In The River
Erase
Kilonova
Sugarcoat
To My Ilk
Feed The Machine
We Can’t Be Found
Clawing Out


ZEAL & ARDOR haben in der Wiener Arena einmal mehr bewiesen, dass sie live zu den eindrucksvollsten Bands gehören, die momentan unterwegs sind. Sie haben ihren ganz eigenen Platz im Spannungsfeld zwischen Metal, Gospel, Elektronik und Avantgarde gefunden und füllen ihn mit einer Konsequenz und einem Gespür für Dramaturgie, das seinesgleichen sucht. Dass dieser Abend ausverkauft war, überrascht daher wenig. Und wer dabei war, weiß spätestens jetzt: zu Recht.

Autor & Fotos: Anthony Seidl


Band-Links:
ZEAL & ARDOR, INTRA ZEAL & ARDOR, INTRA ZEAL & ARDOR, INTRA

 


Share on: