i prevail - violent nature
I PREVAIL
Violent Nature
(Metalcore | Post-Hardcore)

 


Label: Fearless Records
Format: (LP)

Release: 19.09.2025


Die Senkrechtstarter I PREVAIL aus den Staaten waren mir bis vor kurzem noch kein Begriff, bis sie kürzlich das Frischluft Open Air im ausverkauften Posthof zerlegten. Die Vorschusslorbeeren waren, trotz eines drastischen Besetzungswechsels, vorab schon enorm, in Bezug auf das nun vierte Album „Violent Nature“. Irgendwo zwischen Post-Hardcore, Metalcore und Alternative Metal versuchen hier Frontmann Eric Valeberghe und seine Mannen, den Abgang vom langjährigen Clean-Sänger und Mitbegründer Brian Burkheiser zu kompensieren.

Stimmlich legt sich Eric dabei wunderbar ins Zeug und bietet unzählige Facetten, wird aber auch stimmstark von Gitarrist Dylan Bowman, der zu Beginn bereits einige Vocals beitrug, unterstützt. An dieser Front brauchen sich Fans also absolut keine Sorgen machen, denn die beiden Herren haben über die ganze Distanz ihre Stimmbänder bestens im Griff, egal ob wüste Screams, Squeals, Shouts oder emotionale Gesänge bis hin zu synthetisch tönenden Vocals. Und die gibt es sogleich im passend benannten „Synthetic Soul“. Ein poppig elektronisches Stück, das zwar mit über vier Minuten, das mit Abstand längste Stück darstellt, doch als eine mit zahlreichen Effekten überladene Soundcollage, mehr als Intro dient.

Und da haben wir schon die Krux von „Violent Nature“. Kaum ein Song klingt, wie ein Song. Vieles tönt nach gewollter Machtdemonstration. Sei es das ultrabrutale „NWO“, das eine unmenschliche und mit Effekten verstärkte Doubelbass, gepaart mit vertrackten Metalcore-Parts bietet, aber auch Dub-Step Beats rausfeuert, das ebenso heftige „Violent Nature“, das trotz emotionalem Grundton des Albums, mit pubertärem „I’m a sick MF with a Violent Nature“ skandiert oder „God“, das als Breakdown-Orgie für Mosphits sorgen wird, hier wird alles extrem in Szene gesetzt.

Wer „I Prevail“ live gesehen hat, weiß, dass das auf der Bühne wunderbar, gerade beim jungen Publikum ankommen wird. Für Abwechslung sorgt beispielsweise zu Beginn schon „Pray“, dass mit emotional hymnischem Gesang und Akustik-Gitarre zunächst nicht zum Vorgänger passen will, aber dennoch diese sterilen Beats innehat. Der Refrain geht, samt starken Keys unter die Haut und animiert zum Mitbrüllen. Also dann doch alles richtig gemacht. Dennoch inkonsistent und zeigt, dass „Violent Nature“ keiner Struktur folgt und eventuell als eine Art Selbstfindung der Band funktionieren könnte.

Dass die Jungs durchaus ein Gespür für „fertige“ Songs haben, zeigt dann das dramatische „Annihilate Me“, bei dem Eric große Gefühle ausspielt, aber auch die Singleauskopplung „Rain“, die zwar wieder poserig im Sound daherkommt, aber sich als veritabler Hit mit starken Hooks und eingängigem Refrain, der zum Publikumsliebling avancieren sollte, anbietet. Ruhige Parts sorgen ebenso wie die heavy Einschübe für Abwechslung und Eric erzählt zu dem Song. „Thematically, „Rain“ deals with acceptance of things out of your control and finding clarity“, ehe es mit der weiteren Single „Into Hell“ weitergeht. Diese zeigt sich mit treibenden Keys, modernen Synthies und eindringlichem Gesang wieder äußerst poppig, aber definitiv gefällig.

„Crimson Clover“ zeigt nochmal die ruhige Seite der Band mit Akustik-Gitarre cleanen Vocals und nur dezenten Effekten im Hintergrund, während der Abschlusstrack „Stay Away“ mit düsteren Synthies und einer fetten Ladung Effekten, aber auch wüsten Attacken, nochmal alle Register zieht.

Manchmal überladen, dann wieder überraschend reduziert, hier melancholisch emotional, da wieder wüste Wut und irgendwo dazwischen ein Sänger, der es irgendwie schafft, mitzuhalten. So ist „Violent Nature“ ein Album, das nicht konsistent wirkt, oder gar weiß, wo es hinwill und doch ist nichts wirklich schlecht an dem Material. Im Fazit dann wohl einfach ein Album, das in seinen Einzelteilen live eine Naturgewalt sein wird, als Gesamtwerk aber nur bedingt funktioniert.

Autor: Max Wollresberger


Tracklist „Violent Nature“:
1. Synthetic Soul
2. NWO
3. Pray
4. Annihilate Me
5. Violent Nature
6. Rain
7. Into Hell
8. Crimson & Clover
9. God
10. Stay Away
Gesamtspielzeit: 32:08

 


Band-Links:

I PREVAIL - Violent Nature i prevail - violent nature

 

 

 


i prevail - violent nature
I PREVAIL – Violent Nature
LineUp:
Eric Vanlerberghe (Vocals)
Steve Menoian (Guitars)
Dylan Bowman (Guitars, Vocals)
Jon Eberhard (Bass, Backings)
Gabe Helguera (Drums, Percussion)
7
Share on: