revocation - new gods new masters
REVOCATION
New Gods, New Masters
(Technical Death | Thrash Metal)

 


Label: Metal Blade Records
Format: (LP)

Release: 26.09.2025


Die Bostoner REVOCATION sind seit fast 20 Jahren ein fester und beständiger Bestandteil der modernen Metallandschaft. Auf neun Studioalben zelebrieren sie ihren doch recht eigenen technischen Death Metal mit starkem Thrash Einschlag. Eigen deswegen, weil kaum eine Band ein ähnliches Klangbild wie die Truppe um Mastermind Dave Davidson hervorbringt und weiters, weil kaum jemand an die technischen Fähigkeiten auch nur heranreicht. Die Finesse und das Können sind auch auf dem neuen Longplayer „New Gods, New Masters“ in jeder Sekunde ersichtlich und allzu oft kippt den Hörer*innen die Kinnlade nach unten, ob der unglaublichen Riffs und Soli.

So weit so gut. Das „Problem“, vor welches REVOCATION jedoch Metalliebhaber*innen immer wieder stellen, ist die Hörbarkeit ihres techy und proggy Metals. Allzu oft verliert sich Davidson in seinem, an sich genialen Songwriting, in Riffeskapaden, Breaks und Tempowechseln, was sehr oft an die Grenzen des angenehm Hörbaren geht. Hier darf gleich vorausgeschickt werden, dass „New Gods, New Masters“ dahingehend absolut positiv auffällt. Alle neun Songs sind technisch unfassbar anspruchsvoll, sprudeln über vor Ideen, verlieren sich aber nie in einem Labyrinth davon und bleiben so im Gehörgang hängen.

Lyrisch bearbeitet Davidson das Thema der künstlichen Intelligenz und ihrer zukünftigen Auswirkung auf die Menschheit. Ein sehr aktuelles Thema und so dystopisch wie von REVOCATION gezeichnet, passt es einfach wie die Faust aufs Auge zum technischen Death Metal der Bostoner.

Der Opener und gleichzeitig Titeltrack beginnt mit einem mächtigen offenen Riff und lässt mit einsetzender Doublebass erstmals Gänsehaut aufsteigen. Schlagartig kippt das tolle Intro in ein REVOCATION typisches Riffgewitter und Davidsons kehliges Growling. Die Gitarren sind thrashig und zimmern sich im irrwitzigen Tempo in die Gehörgänge. Das Break zum langsamen Interlude ist schon einmal hervorragend für sich und wird von dem darin integrierten Solo noch getoppt. Der Einstieg in das Album ist mehr als gelungen.

„Sarcophagi Of The Soul” geht dann etwas sperrigere Wege. Das Riffing ist wahnwitzig und wird von der Doublebass vor sich hergetrieben. Trotzdem driftet Davidson nicht ab und der Song groovt gewaltig. Die Band schafft es, die Breaks immer dann zu setzen, wenn es gefühlt beginnt überfordernd zu werden.

Wie immer scharren REVOCATION eine Schar von hochkarätigen Gästen um sich, die ihre Alben bereichern. Auf „New Gods, New Masters” sind dies tatsächlich zu einem Großteil bekannte Namen aus dem Deathcore. Travis Ryan von CATTLE DECAPITATION gibt seine unmenschlichen Laute in „Confines Of Infinity” wieder, während Jonny Davy von JOB FOR A COWBOY das hervorragende „Cronenberged“ veredelt. Beide Songs profitieren von der stimmlichen Urgewalt ihrer Gäste, geben dem technischen Death Metal eine brutale Sci-Fi Komponente, die das lyrische Thema aufgreift und real werden lässt.

Die beiden neuen Bandmitglieder sollten auch erwähnt werden. Alex Weber am Bass gibt der Band einen hörbaren groovigen Unterbau. Seine Basslicks auf dem Brecher „Dystopian Vermin” sind großes Kino und machen den Song zum Groovemonster des Albums. Auch Harry Lannon an der zweiten Gitarre muss lobend erwähnt werden. Er versteckt sich nicht hinter dem Gitarrengott Davidson und misst sich mit ihm in technischen Spielereien. Man merkt dem Sound/Mix des Albums die Präsenz der beiden deutlich an, was ganz klar für ihre Qualität spricht und REVOCATION im Vergleich zum schon sehr starken Vorgängeralbum „Netherheaven“ nochmals sehr gut tut.

Sind „Despiritualized” und „Data Corpse” etwas aus der typischen techy proggy REVOCATION Ecke kommend (auf höchstem Niveau wohlgemerkt), setzt das Instrumental „The All Seeing“ neue Maßstäbe. Es ist wahrlich mutig, ein derartig progressives Stück auf einem Death Metal Album in die Mitte zu stellen, noch dazu ohne Vocals, und das Ende dann mit dem Beitrag eines Solos vom aufstrebenden Jazzgitarristen Gilad Hekselman zu bestreiten. Doch denkt man darüber nach, ist es genau diese Fähigkeit, Stile und Musikwelten zu vereinen, die Dave Davidson zu einer außergewöhnlichen Figur im Extreme Metal macht.

Wie sollte es anders sein, kommt das Beste zum Schluss. Nach einem genialen Opener „New Gods, New Masters“, schließt sich der Kreis mit einem ebenso großartigen Closer „Buried Epoch“. Mit siebeneinhalb Minuten ist das Epos der längste REVOCATION Song ihrer Geschichte und wartet mit Luc Lemay (GORGUTS) am Mikro nochmals mit einer Legende auf. Der Song ist ungewohnt emotional und launisch für die Band, passt sich aber dem intensiven Growling von Lemay an. Die Bostoner zeigen nochmals ihre progressive Kante und das Riffing ist teils vogelwild, aber niemals unkontrolliert. Dieser Closer ist einfach hervorragendes Songwriting.

REVOCATION liefern uns mit diesem Output vielleicht kein absolutes Meisterwerk, aber ihre beste Veröffentlichung seit „Great Is Our Sin“.

Autor: Michael Wimmer


Tracklist „New Gods, New Masters“:
1. New Gods, New Masters
2. Sarcophagi Of The Soul
3. Confines Of Infinity
4. Dystopian Vermin
5. Despiritualized
6. The All Seeing
7. Data Corpse
8. Cronenberged
9. Buried Epoch
Gesamtspielzeit: 45:31

 


Band-Links:

revocation - new gods new masters REVOCATION - New Gods, New Masters REVOCATION - New Gods, New Masters REVOCATION - New Gods, New Masters

 

 

 


revocation_newgodsnewmaster
REVOCATION – New Gods, New Masters
LineUp:
David Davidson (Guitars, Vocals)
Harry Lannon (Guitars)
Ash Pearson (Drums)
Alex Weber (Bass)
8.5
Share on: