Das Zenith München war ausverkauft. Zum ersten Mal für ARCHITECTS, wie Sänger Sam Carter später stolz verkündet hat. Und das gemeinsam mit HOUSE OF PROTECTION und WAGE WAR.
Die Halle hat sich schon recht früh gefüllt, HOUSE OF PROTECTION haben pünktlich gestartet und die Menge war von Anfang an motiviert. Die Band habe ich gerade erst am Nova Rock auf der RedBull-Stage gesehen. Aber in der größeren Halle des Zenith hat man ihre aktive Dynamik noch mehr zu spüren bekommen. Die große Bühne haben sie in der vollen Gänze ausgenutzt, sind herumgesprungen, und bereits beim zweiten Song ist der Sänger wieder in die Menge gehüpft und hat einen Circle Pit um sich selbst angezettelt. Die Energie war direkt da, ich kenne keine Band die sich auf der Bühne so intensiv bewegt wie HOUSE OF PROTECTION.
WAGE WAR haben danach übernommen und ihr Set straff durchgespielt. Außer einem kurzen „Happy Oktoberfest Müncheeen“, hat es keine großen Ansagen gegeben, die Band hat die Musik sprechen lassen. Einen Song nach dem anderen, präzise und heavy. Persönlich hat es mit mir nicht so richtig connected, nichts was ich nicht schon gesehen hätte. Die Menge hat das anders gesehen. Viele textsichere Zuschauer waren dabei und die Reaktion war durchaus gut. WAGE WAR wissen, was sie tun, auch wenn es für mich okay aber nicht herausragend war.
Dann wurde das Licht dunkel und ARCHITECTS haben die Bühne betreten. Von der ersten Sekunde an war klar, dass das hier das Highlight des Abends wird. Das Set hat mit „Elegy“ gestartet, dem Opener ihres neuen Albums „The Sky, The Earth & All Between“, direkt gefolgt von „Whiplash“, einem meiner Favoriten der Platte. Die Songs waren quer durch die Diskografie gewählt und haben jeden Nerv getroffen. „When We Were Young“, „Black Lungs“, „Curse“, dann „A Match Made In Heaven“, ein weiteres Highlight für mich. Bei „Impermanence“ ist der Sänger von WAGE WAR auf die Bühne gekommen, später bei „Brain Dead” beide Mitglieder von HOUSE OF PROTECTION. Diese beiden Features haben für zusätzliche Energie gesorgt, die sowieso schon spürbar war.
Sam Carter war durchgehend sympathisch, man hat ihm wirklich angemerkt, wie leidenschaftlich gern er auf der Bühne steht. Als er erzählt hat, dass die Halle zum ersten Mal für ARCHITECTS ausverkauft ist, obwohl sie schon öfter im Zenith gespielt haben, hat man ehrliche Freude gespürt. Seine Vocal-Performance war sensationell. Durchgehend hat er unglaublich gut geklungen, die Screams haben perfekt gesessen, die cleanen Parts ebenso. Der Sound weiter vorne in der Halle war sehr gut, weiter hinten etwas hallend, aber die Lichtshow hat das wettgemacht und dem Ganzen noch eine richtig gute visuelle Ebene hinzugefügt. Die Stimmung wurde, je mehr Zeit verging, stetig besser.
Als Sam zum Crowdsurfen aufgefordert hat, habe ich bei 30 Leuten zu zählen aufgehört. Es waren einfach zu viele, die Menge war an dem Abend extrem motiviert. Auch ältere Songs wie „Red Hypergiant“, „Gravedigger“, „Royal Beggars“ und „Doomsday“ wurden von der sehr textsicheren Menge durchwegs gefeiert. Das neue Material wie „Blackhole“ und „Seeing Red“ hat genauso gut funktioniert wie die älteren Klassiker. „Animals“ zum Abschluss war noch einmal ein richtiges Highlight und hat das Set sensationell beendet.
Setlist ARCHITECTS:
Elegy
Whiplash
When We Were Young
Black Lungs
Curse
A Match Made in Heaven
Deep Fake
Impermanence (mit WAGE WAR-Sänger)
Red Hypergiant
Gravedigger
Brain Dead (mit HOUSE OF PROTECTION)
Meteor
Everything Ends
Royal Beggars
Gone With the Wind (Snippet)
Doomsday
Blackhole
Seeing Red
Animals
ARCHITECTS haben eine wirklich solide Show geliefert. Genau das, was man von einer Headliner-Tour erwartet. Das neue Material funktioniert live genauso gut wie die älteren Klassiker, und die Mischung aus beiden macht die Setlist rund. Wer ARCHITECTS noch nicht live gesehen hat, kann das sogar im Frühjahr in Wien nachholen.
Autor & Fotos: Anthony Seidl