Bright As Blasphemy
(Alternative Metal)
Label: Alchemy Recordings
Format: (LP)
Release: 15.08.2025
CHEVELLE sind ein faszinierendes Phänomen in der weltweiten Rock-und Metallandschaft. In ihrer US-amerikanischen Heimat sind sie Stars. Das zweite und dritte Album der Band wurden mehrfach mit Platin ausgezeichnet und waren Millionenseller. In Europa kennt man die Band und ihre Alben kaum. Ein einziges Mal waren CHEVELLE bisher als Support von AVENGED SEVENFOLD in Wien zu sehen. Unglaublich eigentlich.
Nun beschreiten sie komplett neue Wege. Sie verließen das Major Label Epic Records und produzierten ihr zehntes Album „Bright As Blasphemy“ in Eigenregie und veröffentlichen nun unter dem Dach von Alchemy Recordings. Das hört sich für eine Band dieser Größe schon sehr sympathisch an.
Und musikalisch? Der Wechsel scheint sich auch positiv auf die Kreativität ausgewirkt zu haben. „Bright As Blasphemy“ wirkt so authentisch, so eindringlich und hart wie das Brüderpaar Loeffler seit „Vena Sera“ 2007 nicht mehr geklungen haben.
„Pale Horse“ startet mit den typischen Chevelle Rythmen. Die Amerikaner haben sich über die Jahre wahrlich einen eigenen Sound geschaffen. Die Riffs grooven irgendwo zwischen den DEFTONES und TOOL, wobei vor allem die Stimme von Pete Loeffler gleich an zweitere denken lässt. Die Ähnlichkeit zu Maynard James Keenan ist teils verblüffend.
Mit dem darauf folgenden Duett von „Rabbit Hole (Cowards, Pt. 1)“ und „Jim Jones (Cowards, Pt. 2)“ wurden zwei Songs bereits vorab veröffentlicht. Sie spiegeln die Stärken von CHEVELLE perfekt wider. „Rabbit Hole“ startet mit einem ruhigen Riff und der prägnanten Stimme von Loeffler. Die Band schafft es wunderbar Härte mit der stets vorhandenen Melancholie im Riffing und den Vocals zu verbinden. Die Gitarren sind hervorragend produziert und erzeugen teils als Soundwall Gänsehaut. Das ist amerikanischer Metal durch und durch, der aber aus sehr guten Boxen wirklich Spaß macht. Der zweite Teil „Jim Jones“ geht sicher in eine ähnliche Richtung, ist aber im Ganzen kantiger und schwerer zu fassen. Das Gitarrenriff brät wunderbar und Loefflers emotional getränkte Stimme zieht in den Bann.
„Hallucinations” nimmt dann Tempo und Härte raus. Das Riffing und die Rhythmik lassen TOOL als Inspiration nicht nur einmal durchscheinen. Der Song hat einen gewissen Sog und lässt den Hörer träumen eventuell den einen oder anderen auch halluzinieren.
Direkt darauf folgt mit “Wolves (Love & Light)” die härteste Nummer des Albums. Ein super rockiges Riff eröffnet bis plötzlich unerwartet die Double Bass einsetzt und den Song auch nicht mehr loslässt. Pete Loeffler screamt hier sogar und lässt die ganze Bandbreite seiner Stimmbänder erkennen. Ein proggiger Charakter, vor allem an der Gitarre, durchzieht das Stück und macht ihn vielleicht sogar zum Höhepunkt des Albums.
„Karma Goddess“ driftet in fast doomige und sludgige Gefilde ab. Das Riffing zieht sich tief und träge dahin, erzeugt eine tolle Atmosphäre, die sich mit Loefflers hoher Stimme wunderbar ergänzt.
„Shocked At The End Of The World” ist ein herrlich rockiger Rausschmeißer. Ein letztes Mal hört man CHEVELLE die Freude an neuer Musik an. Sei es wegen der neu gewonnenen Freiheit nach einem, wie von der Band mehrmals erwähnt, recht unvorteilhaften Major Label Deal oder weil die von den Loefflers erwähnte Schreibblockade der letzten Jahre überwunden werden konnte. Die Gitarren braten herrlich aus den Boxen und wenn das Schlagzeug an Geschwindigkeit zulegt, sieht man sich als Hörer schon mit dem Kopf nickend vor der Bühne stehen.
Nach knapp 30 Jahren Bestehen sind CHEVELLE eindeutig noch nicht müde, sondern bringen ein zehntes Studioalbum heraus, das zu den Besten ihres Katalogs gehören wird. CHEVELLE sind melodisch und teils poppig, aber auch anspruchsvoll und wütend wie schon lange nicht mehr.
Tracklist „Bright As Blasphemy“:
1. Pale Horse
2. Rabbit Hole (Cowards, Pt. 1)
3. Jim Jones (Cowards, Pt. 2)
4. Hallucinations
5. Wolves (Love & Light)
6. Karma Goddess
7. Blood Out In The Fields
8. AI Phobias
9. Shocked At The End Of The World
Gesamtspielzeit: –
Band-Links: