Die Überraschung war riesig, als Austin Lunn neben der Compilation „Songs of Hiraeth“ plötzlich für denselben Tag einen zweiten Release ankündigte. Die Verbundenheit von PANOPTICON zu traditionellen amerikanischen Klängen war seit Beginn ihres Schaffens ein großer Bestandteil ihres Sounds.
Der Schritt, den Mastermind Austin Lunn mit „Laurentian Blue” nun setzt ist daher ein nachvollziehbarer, aber auch einer der viele alte Fans des Projekts schwer auf die Probe stellen wird.
Das elfte Album des Ein-Mann Zuges besteht nämlich aus nichts weiter als einer cleanen Stimme, Gitarre oder Banjo und Streicherbegleitung, meistens in Form der Violine. „Laurentian Blue“ ist ein wunderschönes Folk Album mit Americana und Bluegrass Roots querbeet. Das Album ist in seiner Form so ehrlich und ergreifend, dass jeder Song ein Becken an Sound darstellt, in das man sich fallen lässt und im Untertauchen einfach nur den Klängen lauscht.
Manchmal sollte man Musik auch einfach nur Musik sein lassen und nicht zu viel hineininterpretieren. Im Falle von „Laurentian Blue“ ist es ein zu jeder Sekunde wahrzunehmendes Herzensprojekt eines Musikers, der seine Seite abseits von Tremolo und Blastbeat auszuleben versucht.
Und manchmal ist es unabdingbar sich einfach nur fallen zu lassen. „The Poetry In Roadkill”, „This Mortal Coil Is Rusted” und „Ever North” sind herausragende wunderschöne Folk Songs. Die Akustikgitarre ist atemberaubend schön und die Geige lässt die Träume frei. Was will man mehr?
Der Opener „A Liberation Song“ und „Dialogue (I Want to Be Alone)” wird alle Fans von ROME oder gar NICK CAVE erfreuen. Lunn bedient sich hier einer besonders tiefen Stimmlage, die Erinnerungen an eben genannte Kollegen weckt. Melancholisch mit gezupfter Gitarre sieht man sich auf der Veranda sitzen und in den Regen schauen.
„Flowers In The Ditch“ besticht durch großen Einsatz der Streicherarrangements, die den Song noch Melancholie geben während „An Argument With God“ und „Down Along The Border“ die große Verbeugung Lunns vor dem Americana Sound darstellen.
„Laurentian Blue“ ist eine wundervolle Hommage eines Künstlers an einen Musikstil, der ihm viel bedeutet und gegeben hat. Austin Lunn ist niemals ganz perfekt, es sitzt nicht jeder Ton zu 100 Prozent, aber man merkt in jeder Sekunde die totale Offen- und Ehrlichkeit des Künstlers.
Allen Puristen, die den Black Metal PANOPTICONS vermissen, seien die Folk Alben von BRUCE SPRINGSTEEN ans Herz gelegt. „Nebraska“ und „The Ghost Of Tom Joad“ gehören zu den besten Alben, die Rockmusik jemals hervorgebracht hat. Und geben vielleicht auch etwas mehr Verständnis warum „Laurentian Blue“ ein tolles Album ist.
Tracklist „Laurentian Blue“:
1. A Liberation Song
2. The Poetry In Roadkill
3. Ever North (Laurentian Blue)
4. Dialogue (I Want to Be Alone) (Jackson Carey Frank cover)
5. Flowers In The Ditch
6. An Argument With God
7. Irony And Actuality
8. Down Along The Border
9. This Mortal Coil Is Rusted
10. Broken Bars
11. Ely In The Dark
Gesamtspielzeit: 45:53
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