
The Hierophant
(Neofolk | Dark Folk | Singer-Songwriter)
Label: Trisol Music Group
Format: (LP)
Release: 19.12.2025
Dieses Jahr feuert Jerome Reuter 20 Jahre mit seinem Projekt ROME und das mehr als anständig. Nachdem der Luxemburger bereits im April mit „Civitas Solis“ ein nagelneues Studio-Album bot, gab es obendrauf noch die „The Dublin Sessions II“, bei dem seine Irish Folk Seite im Vordergrund stand und eine Anthonology, um die letzten zwei Dekaden Revue passieren zu lassen. Doch dem nicht genug, mit „Teres De Sang“ folgte kürzlich noch eine Raritäten-Sammlung. Nun kommt aber noch das große Finale, denn gleich zwei neue Alben, nämlich „The Tower“ und „The Hierophant“ sollen die 20 Studio-Alben vollmachen.
Zeitgleich zu „The Tower“ erscheint „The Hierophant“ – der Enthüller der Geheimnisse – und so ist das Gegenstück zur introvertierten und melancholischen Reise in den Turm, offener, aber auch rätselhafter ausgefallen. Aber auch hier zeigt sich Jerome nach wie vor weniger offensiv und direkt als auf „Civitas Solis“ oder „Gates Of Europe“.
Leicht dissonante Sounds begrüßen bei „Secret Harbour“, doch bald setzt die Akustik-Gitarre ein und Glockenspiel übernehmen, sowie die eindringliche Stimme vo Jerome. Lyrisch zeigt er sich wieder nachdenklich, refelktiert und tiefgründig und lädt mit diesen bald zum Mitträllern ein. Und so heißt es…
The face you wear is not your own
The echoes of your life
Do they contain – would you know
One single truth – 100 rites in vain?
Ebenfalls nachdenklich, aber auch hoffnungsvoll tönt „The Harvest Is Not Here“, bei dem verschiedenen Rasseln und weitere Percussion für eine wohlige Stimmung sorgen. Etwas extravaganter schlägt Reuter die Akustik-Klampfe bei „Days Of Assembly“ an und tönt dabei wie eine düstere Reise zurück in die 90er. Theatralischer wird es in „On Sorrow’s Embarkement“, das für Gänsehaut sorgt und im Hintergrund sorgen im Gänsehauttrack Kriegschöre für eine deprimierende, aber gleichzeitig motivierende Stimmung. Hoffnung schürt danach mit gefühlvoll angeschlagenen Saiten „The Chalice And The Blade“. Danach wird der Irish Folk Anteil hochgedreht und so zeigt sich „When Light Be Gone“ mit beschwingterer Atmosphäre als Instanthit auf dem Album. Jerome liefert die passenden Vocallines und überrascht immer wieder aufs Neue, welch Gefühl er in seine tiefe Stimme zu legen vermag. Die Streicher sorgen zudem erneut für Gänsehaut. Man mag hier etwas JOHNNY CASH vermuten, während beim verträumten „The Great White Hopeless“ ein NICK CAVE in den Sinn kommt.
Dafür nimmt Jerome alle Emotion bei dem hypnotischen düsteren „My Frail Ambassador“ aus der Stimme und erzeugt damit einen ganz anderen, aber interessanten Sog, bevor ROME mit „The Gods Are Slow To Forgive“ an den Klassiker „Alethia“ erinnert und auch hier die Dark-Folk Elemente weiter in den Vordergrund rückt. Geflüsterete Vocals erzeugen eine heimelige und zugleich unheimliche Atmosphäre und so spricht Jerome zum Blinder Seher der griechische Antike und lädt zum Nachdenken und Reflektieren ein…
Tireseas, would you know…
The Gods are slow to forgive.
Den Abschluss dieses ungemein spannenden Werkes, bei dem kein Song dem anderen gleicht und doch stets die Handrschrift von ROME zu spüren ist, macht dann „Apollo Of Hyperborea“. Der Luxemburger bleibt in der griechischen Mythologie und schafft eine weitere düstere, reduzierte Reise ins Ich und noch viel weiter.
Was Jerome Reuter hier mit diesem Doppelalbum auf die Beine gestellt hat sucht einmal mehr ihres gleichen und zeigt, dass sich der Singer-Songwriter auch gerne selbst herausfordert. Ein weiteres Werk, im Stile der zuletzt veröffentlichten Alben mit der gleichen Qualität wäre kein Problem gewesen, stattdessen gibt es das auf das wesentliche reduzierte „The Tower“ und das in Religion, Lyrik und Mythologie versinkende „The Hierophant“, das doch Experimente wagt und den Horizont von ROME nochmals erweitert.
Autor: Max Wollersberger
Tracklist „The Hierophant“:
1. Secret Harbour
2. The Harvest Is Not Here
3. Days Of Assembly
4. On Sorrow’s Embankment
5. The Chalice And The Blade
6. When Light Be Gone
7. The Great White Hopeless
8. My Frail Ambassador
9. The Gods Are Slow To Forgive
10. Apollo Of Hyperborea
Gesamtspielzeit: 41:00
