Reinventing The Steel
(Groove Metal)
Label: EastWest
Format: (LP)
Release: 21.03.2000
So here it stays
Forever is my name „Revolution Is My Name
Na endlich ist die neue Scheibe von Pantera auf dem Markt. Das ist mittlerweile das 5. Studio Album der weltberühmten texanischen Metal Band. Es gab zwar vor ‚Cowboys from Hell‘ noch ein paar Alben, aber an diese will sich keiner erinnern.
Dieses Album unterscheidet sich eindeutig vom Vorgänger ‚The great southern Trendkill‘. Während die Songs auf ‚..Trendkill‘ kompliziert waren und der Groove irgendwie verloren ging, geht es jetzt voll zur Sache so wie bei den alten Alben wie z.B. auf ‚Cowboys from Hell‘. Apropos ‚Cowboys from Hell‘: der neue Silberling beginnt genau so wie ‚Cowboys from ..‘. Der gleiche Effekt (Flanger)… na ja back to the Roots. Schließlich sind schon 9 Jahre vorbei seit dem Durchbruchs – Album. Der Song groovt wie es sich für Pantera gehört. Phil Anselmo singt wie eh und je mit seinem hohen kreischenden, bissigen Gesang, der mir persönlich nicht so gefällt, und vollendet so das Bild von Pantera: Eine gnadenlose, aggressive, trotz des großen Welterfolgs (‚Cowboys from Hell‘, ‚Vulgar Display of Power‘ und ‚Far beyond Driven‘ wurden mit Platin ausgezeichnet) bodenständige Metal Band. Pantera lässt sich von keinem Trend beeinflussen und geht konsequent ihren Weg.
Auf diesem Album ist mehr oder weniger nichts Neues und Experimentelles zu erwarten. Natürlich sind die Lieder neu, nur beim öfteren hinhören erkenne ich schon eindeutige, fast gleiche Parts wie bei den Vorgängeralben. Auf schnelle Songs á la ‚Fuckin´ Hostile‘ wurde verzichtet. Alle Songs bewegen sich im Mid – Tempo Bereich. Diamond Darrel (Git.) hat sich wieder mal selbst in Punkto Riffing, spezial – Effekte und Solos übertroffen. Andere Bands würden sich alle Finger abschlecken für so einen virtuosen Gitarrist wie ihn. Diamond hat auch genügend ‚Raum‘ auf dem Album sich ‚auszuspielen‘, denn es sind ziemlich viele wie soll ich am besten dazu sagen: Drum, Bass & Guitar – Solo Passagen. Mir gefällt es zwar nicht so sehr, aber es ist o.k., für einen Musiker hört sich das sicherlich sehr interessant an.
Am Äußeren von Pantera hat sich auch was geändert: Phil (Voc.) und Rex (Bass) haben wieder lange Haare. Bei Phil ist das schon einige Jahre her, daß er mit seiner Mähne herum bangte. Bei Vinnie Paul und Diamond Darrel ist alles beim alten geblieben. Zurück zur Musik, mein persönlicher Favorit ist ‚Revolution is my name‘, Track Nr. 5. Meiner Meinung nach geht es hier so richtig los bzw. das Album entfaltet seine Wirkung erst beim Track Nr. 5. Beim öfteren Hinhören werden die Lieder klarer und wirkungsvoller. Das Album wird immer besser und besser. Nicht alles was von Anfang an gut klingt ist auch in einem Monat noch gut genug und interessant um sich es anzuhören… (man denke da an den Herrn Rob Zombie…)
Fazit: Wenn das Album zwischen 1992 – 1995 veröffentlicht worden wäre, wäre es durchaus ein gelungenes Album gewesen. Damals gab es ja noch die Konkurrenz, die auch sehr gute Alben ablieferte. Heutzutage gibt es keine Band die von Anfang der 90er bis jetzt ihrem Stil treu geblieben ist und die gleiche Art Musik erfolgreich weiter macht. Deshalb ist ‚Reinventing the Steel‘ ein Mega geiles Album, das jedem Fan von harter aber auch melodiöser Musik Freude machen wird. Ein paar Elemente klingen den alten Songs sehr ähnlich aber was soll´s: bei 5 Alben ist es schwer sich nicht zu wiederholen, und gute Musik bleibt gute Musik. Meine Empfehlung: Zum nächsten CD Laden laufen und sich sofort die Pantera CD schnappen, im Notfall sogar darum kämpfen, falls es nur eine kleine Anzahl von Cds gibt und auf einen Pantera Österreich Gig hoffen, denn Pantera sind live unschlagbar und 1000 x besser als auf Platte.
[Marin]
Oh yeah, da lachen sie, die Burschen… selten sieht man eine Metalband so grinsen auf ihrem Plattencover wie hier die vier Cowboys from Hell. Nachdem “The Great Southern Trendkill” die große Metaldepression der zweiten Hälfte der Neunziger widerspiegelte und gleichzeitig auch den zeitweiligen Untergang des Philip A., ist PANTERA hier wieder wohl auf. Nichts mehr mit in Verzweiflung versinkendem Herumgekreische und Herumexperimentiererei wie auf dem ‘96er-Output, hier wird wieder gerockt.
Keine Ballade, alles oldschool, und dabei aber doch allen anderen um eine Nase voraus. Denn obwohl PANTERA hier wieder altmodischer klingen, sprudeln die innovativen Ideen vor allem bei Mister Abbott, dem jüngeren, wie eh und je und erstmals darf auch Mister Brown solistisch hervortreten. Phil hat genauso wie Rex wieder seine langen Haare – macht das Ganze auch optisch oldschoolig, wenn man mal vom immer kahler werdenden Vinnie Paul, nicht umsonst Abbott, der ältere, absieht. Der geht ohne Kopfbedeckung gar nicht mehr vor die Linse.
Dass der Anselmo sich wieder im Griff hat (für seine Verhältnisse halt), tut ihm gut: textlich brilliant, stimmlich exzellent (im Studio geht’s halt doch besser als auf der Bühne, vergl. “101 Live Proof”) wenn auch anders als auf allen anderen Outputs… immerhin sind seit dem letzten Studioalbum auch schon wieder vier Jahre voller Herumgekreische, Whiskey und Marihuana vergangen. Doch das alles scheint ihm künstlerisch nicht geschadet zu haben, im Gegenteil. Hyperaktivität ist das Wort der Stunde. Nicht umsonst titelte das “Rock Hard” eine Newsmeldung der damaligen Zeit mit “Phil Anselmo weht wie ein Wirbelwind durch Studios und Standesämter”. Ausnahmsweise war’s dann nicht die Frau (siehe THE BEATLES oder MODERN TALKING… ok, Scheißvergleich, vergesst es… außerdem sind die beiden eh schon wieder geschieden), sondern die Sache mit den Aufnahmestudios, die schließlich der Band den Todesstoß gab: die unzähligen Nebenprojekte waren Phil dann irgendwann wichtiger als seine Hauptband und nach über zehn Jahren Zusammenarbeit beschloss er sich zu verabschieden, was zur Auflösung führte und der Grund ist, warum ihr diese Woche mit einer PANTERA-Retrospektive anlässlich des posthum veröffentlichten Best of-Albums beehrt worden seid.
Genauso wie schon versucht wurde die vorangegangen Alben musiksoziologisch/zeitgeschichtlich zu deuten (kurz zur Wiederholung: “Cowboys From Hell” als den auf Metalalben um die Jahrzehntwende typischen Perfektionismus [vergl. “… and Justice For All” bis “Countdown to Extinction”], “Vulgar Display Of Power” als durch den Mediendiskurs rund um Gewalt und den herrschenden Metalboom bedingten Glücksfall für die Band [vergl. etwa “Body Count“ und “Burn My Eyes“, sowie BIOHAZARD], “Far Beyond Driven” als das Ausschlagen der Erfolgskurve in die andere Richtung als Ergebnis des Ausreizens von Extremen [siehe auch “Divine Intervention”] und schließlich “The Great Southern Trendkill” welches – wofür ich mich hier noch einmal bedanken möchte – von Kollega Hansi übernommen wurde, und das ich in dieser Zusammenschau hier als Widerspiegelung einer doppelten Krise für PANTERA – Metalflaute der Endneunziger [vergl. “Load”] und Anselmos Drogenproblem – darstellen möchte, welche dann mit “Official Live: 101 Proof“ quasi widerlegt werden musste: der Beweis, dass beides – Metal und PANTERA – noch am Leben ist), fällt es auch nicht schwer, Merkmale des beginnenden 21. Jahrhunderts an “Reinventing The Steel” festzumachen: Die Wiederkehr zum Rock’n’Roll und das bis dahin in diesem Ausmaß noch unbekannte Phänomen des “Nebenprojektes” finden in dieser Platte auf verschiedene Art Niederschlag.
Der Metal Ende der Neunziger befand sich ganz eindeutig in einer Krise, die viele Bands mit dem Einbinden elektronischer Elemente oder – zum Beispiel im Falle METALLICAs oder eben PANTERAs – durch das Hinzunehmen eher gemäßigter oder experimenteller Bestandteile (Grunge/Alternative/Country) zu umschiffen versuchten. Ganz anders das gegenwärtige Jahrzehnt, in dem alles einen auf retro macht und möglichst oldschoolig am besten nur noch AC/DC, IRON MAIDEN, und so weiter, oder im Falle von PANTERA wieder BLACK SABBATH und JUDAS PRIEST, im Falle von Phil auch VENOM und DARKTHRONE, hört und dazu die schon anno 1989 auf den Dachboden verfrachteten, weil eigentlich völlig kaputten Converse wieder ausgräbt. Und wenn der Blues zitiert wird, dann schon mit ordentlich Verzerrung wie auf “Goddamn Electric”, wo man aus Old School Metal-solidarischen Gründen Kerry King als Gast mit dabei hat…
Ergebnis solcher Verhaltensmuster sind dann Reunionen wie die von DESTRUCTION samt Leder und Nieten, die Wiederkehr des King’schen Nagelarmbands und das Hipp-Werden von IRON MAIDEN-mässigen Melodien bei jungen Bands wie SHADOWS FALL, die sonst eigentlich überhaupt nicht retro klingen oder – auf PANTERA bezogen -Textzeilen wie “Whiskey and smoke…”, “your trust is in weed and Black Sabbath, it’s goddamn electric” oder “we’ll grind that axe for a long time” (allesamt auf “Reinventing the Steel”, geht selber auf die Suche),Cover mit Flammen, der Verzicht auf Balladen, und so weiter. “The PANTERA” quasi… wenn ihr versteht. Ausserdem werden Durchhalteparolen wie “Metal is still alive and well…” heute nicht mehr gebraucht, Ende der Neunziger sah es da schon ganz anders aus (man höre sich nur mal die bereits im “Official Live: 101 Proof”-Review erwähnten Predigten Anselmos an).
Ein paar Gedanken über Nebenprojekte sollen schließlich diese Reihe beenden, genauso wie diese die Laufbahn unserer drei Texaner plus eins in die Zielgerade geführt haben. Nebenprojekte sind heutzutage in allen Bereichen der Popularmusik etwas total Normales, waren aber vor zehn Jahren eher die Ausnahme. Rockmusiker waren an “ihre” Bands gebunden, ganz anders als etwa Jazzmusiker. Man verließ seine Band, stieg vielleicht in eine andere ein, aber zwei oder gar mehrere, das hatte man einfach nicht… zumindest über einen längeren Zeitraum. In den Neunzigern hat sich das stark verändert, und was in Metalkreisen schon wieder ein alter Hut ist (Stichwort “mehr Black Metal-Bands als Musiker“), ist momentan im Rock/Pop ganz schick. Bei PANTERA war es hauptsächlich Phil, der sich in anderen Bands engagiert hat, und anders als seine texanischen Kumpels, hat er es dann irgendwann übertrieben und so hat sich die Band “auseinandergelebt”.
Schade, wenn man bedenkt, dass sich der Metal gerade in den letzten Jahren wieder erholt hat und durch viele junge Bands immer stärker wird. Neben SLAYER hätten sich PANTERA sicher hervorragend als Leitfiguren der härteren Metalsparte gemacht. Was uns die vier Musiker einzeln beziehungsweise paarweise (Rex und Phil bei DOWN, Darrell und Vinnie Paul bei DAMAGE PLAN) in Zukunft bieten können, bleibt abzuwarten. Eins ist jedoch sicher: “Cowboys From Hell”, Vulgar Display Of Power”, „Far Beyond Driven”, “The Great Southern Trendkill” und “Reinventing The Steel” zählen zu dem Besten und Einflussreichstem, was der Metal je hervorgebracht hat und (ich sage sowas äußerst selten, weil ich es eigentlich für eine blöde Phrase halte) sollten in keiner Sammlung fehlen.
[Kronos]
Tracklist „Reinventing The Steel“:
1. HellBound
2. Goddamn Electric
3. Yesterday Don’t Mean Shit
4. You’ve Got to Belong to It
5. Revolution Is My Name
6. Death Rattle
7. We’ll Grind That Axe for a Long Time
8. Uplift
9. It Makes Them Disappear
10. I’ll Cast a Shadow
11. Track
Gesamtspielzeit: 43:49