Erfolg kann man nicht planen
 

Mit „Sunrise Of Eden“ und „Arcana“ haben die oberösterreichischen Symphonic Metaller gezeigt, dass man sich vor der internationalen Konkurrenz nicht verstecken braucht. Wir sprachen mit Mastermind Lanvall über die Anfänge, die Zukunft und weitere Pläne.


er Vorteil ist, dass wir von der ersten Platte weg uns einen relativ großen Spielraum geschaffen habenSabine Edelsbacher


 

T.H.: Im Jahr 2000 erschien Euer Debutalbum „Sunrise in Eden“. Dieses Werk wurde von der Fachpresse mit Lob nur so überschüttet, und auch beachtliche Verkaufserfolge stellten sich ein. Wie erklärst Du dir diesen doch aus meiner Sicht überraschenden Erfolg, denn die Band war kurz vor Veröffentlichung dieses Albums ja noch relativ unbekannt?

L.: Das ist natürlich schwierig zu beantworten, denn Erfolg im Metalbereich kann man nicht planen. Natürlich stehen Massacre Records total hinter uns und machen einen Superjob für uns, das war natürlich ein Grund, denn ohne richtiger Promotion wird aus der besten Band nichts. Daß es schlußendlich so erfolgreich lief und das weltweit, war schon eine kleine Überraschung und darauf läßt sich jetzt phantastisch aufbauen. Und auch unser neues Album ist blendend angelaufen.

T.H.: Im Herbst des selben Jahres habt ihr gemeinsam mit PINK CREAM 69 und AXXIS eine Europatournee absolviert. Wie reagierte damals das Publikum auf Eure Shows? Kann im Nachhinein von einer zielführenden und erfolgreichen Tour gesprochen werden?

L.: Die Tour war auf jeden Fall sehr gut für uns. Wir hatten einen Schnitt von 400-500 Leuten pro Show und konnten uns auch von Abend zu Abend steigern. Was auch sehr schön war ist die Tatsache, daß einige Fans nur wegen uns gekommen sind. Als erste Band hast du ja leider nur 30 Minuten Spielzeit zur Verfügung, aber ich denke, daß wir die gut genutzt haben. Das Verhältnis zu den beiden anderen Bands war auch großartig, daß wir alle beim selben Label sind hat die Sache auch wesentlich vereinfacht.

T.H.: Auch Euer aktueller Silberling „Arcana“ ernteten viel Zustimmung seitens der Medien. Wo liegen Deiner Meinung nach die gravierendsten Unterschiede zwischen dem Songmaterial beider Alben?

L.: Ich denke, in erster Linie ist die Produktion um Klassen besser, was wiederum auf einem wesentlich höheren Budget beruht. Wir konnten deswegen die Platte auch im House of Audio Studio in Deutschland aufnehmen und nicht nur mixen, so wie die erste CD. Dadurch, daß wir viel geprobt und auch live gespielt haben sind wir natürlich auch im Zusammenspiel wesentlich gereift, es ist alles noch wesentlich tighter. Von den Songs an sich würde ich sagen, daß es eine klare Weiterentwicklung gibt. Die Stimme von Sabine sollte noch zentraler im Mittelpunkt stehen und mein Ziel war es auch die Arrangements so straff wie möglich zu halten. Mittlerweile habe ich auch den nötigen Abstand zur neuen CD, erst vor kurzem habe ich sie wieder mal aufgelegt und war sehr begeistert.

T.H.: Ihr selbst bezeichnet Euren Stil als „Angelic Bombast Metal“. Kann man EDENBRIDGE zu jenen Gruppen zählen, die ihrem Stil voraussichtlich weitgehend treu bleiben wollen, oder kann es durchaus vorkommen, dass es zu groben stilistischen Veränderungen kommen kann?

L.: Der Vorteil ist, dass wir von der ersten Platte weg uns einen relativ großen Spielraum geschaffen haben. Das heißt, wir werden natürlich unserem Stil treu bleiben, da es genau die Musik ist die aus mir rauskommt, die aber auf der anderen Seite auch kleinere Experimente zuläßt. Im Klartext heißt das, ich mache auch weiterhin das was ich will (ha,ha).

T.H.: Du bist vor EDENBRIDGE bereits als Solokünstler tätig gewesen, und hast insgesamt 3 Alben veröffentlicht. Planst Du in Zukunft weitere Soloprojekte oder willst Du dich vorerst voll und ganz auf EDENBRIDGE konzentrieren?

L.: Ich habe mein Soloprojekt schon vor längerer Zeit auf Eis gelegt um mich voll und ganz auf Edenbridge zu konzentrieren. Ich schließe aber nicht aus, daß es in Zukunft wieder mal ein Soloalbum geben wird.

T.H.: Welche Bands/Künstler können als Inspirationen von EDENBRIDGE genannt werden?

L.: Da gibt es viele. Im Metalbereich gefallen mir sehr viele Bands, zu meinen Lieblingsbands würde ich SHADOW GALLERY, ROYAL HUNT, DREAM THEATER, SYMPHONY X, ROBBY VALENTINE und FAIR WARNING zählen. Im Klassikbereich hat es mir Anton Bruckner am meisten angetan und ich stehe auch auf gutgemachte New Age Musik wie VANGELIS oder von meinem guten Freund GANDALF.

T.H.: Inwieweit lässt Du dich eigentlich von Filmen beim Komponieren/Texten inspirieren? Ich frage deshalb, weil auf „Sunrise in Eden“ ein Song namens „Take me back“ enthalten ist, dessen Text meines Wissens an die Story des Filmes „Zeit des Erwachens“ angelehnt ist.

L.: Stimmt, der Song handelt von eben diesem Film. Ich fand den Film einfach großartig und Robert de Niro und Robin Williams spielen einfach sensationell. Da ich ein richtiger Filmfreak und im speziellen ein „Star Trek“ – Freak bin, kommen da auch sehr viele Inspirationen was die Texte betrifft. Das heißt jetzt aber nicht daß alle Inspirationen mit Filmen zu tun haben.

T.H.: In einigen Reviews zu „Sunrise in Eden“ war nicht selten zu lesen, dass man Euren Sound stellenweise mit der Musik von NIGHTWISH vergleichen kann. Empfindest Du diesen Vergleich als gerechtfertigt bzw. was hältst Du von NIGHTWISH generell?

L.: Die Frage taucht in fast jedem Interview auf und ich weiß nicht wie oft ich sie schon beantwortet habe (ha,ha). Nightwish ist eine großartige Band, Tuomas ist ein wunderbarer Mensch mit dem ich auch regelmäßig in Kontakt bin. Wir haben beide eine Sängerin am Mikro die komplett unterschiedlich klingen und spielen beide bombastischen Metal, wobei sich der Stil doch sehr unterscheidet. Das wars.

T.H.: Ist in absehbarer Zeit wieder mit einer Tour von EDENBRIDGE zu rechen?

L.: Mit Sicherheit. Wir werden voraussichtlich im März und April auf Europatour sein als Support von einer sehr großen Band, derzeit ist aber noch nichts fix. Dann hoffe ich auch, daß wir unsere ersten Konzerte in Übersee spielen. Korea ist auf jeden Fall ein Thema und auch Brasilien und die USA stehen auf jeden Fall im Raum. Lassen wir uns also überraschen.

T.H.: Wie bereits erwähnt, konntet ihr mit Eurem ersten Werk bereits eine beachtliche Anzahl von Einheiten absetzen. Von der Musik alleine werdet Ihr aber dennoch nicht leben können. Geht eines der Mitglieder von EDENBRIDGE einem Beruf nach, der etwas mit Musik zu tun hat?

L.: Es gehen alle Mitglieder von Edenbridge einem Beruf nach und mein Beruf ist Edenbridge. Ich schreibe die komplette Musik, mache alles organisatorische und da bleibt keine Zeit mehr für irgendetwas anderes.

T.H.: Eure Alben sind ja nicht nur Europa, sondern auch in u.a. Asien bzw. Südamerika erschienen. Mich würde interessieren, wie die Veröffentlichungen von EDENBRIDGE speziell in Japan aufgenommen wurden, da dieses Land ja nach wie vor eines der Hauptabsatzmärkte des melodischen Metals darstellt.

L.: Insgesamt waren wir mit unserem Debut in allen wichtigen Märkten der Welt vertreten. In Japan sind wir bei einer relativ großen Firma und dort ist es auch sehr gut gelaufen, neben Deutschland unser größter Absatzmarkt.

T.H.: Wie steht Ihr zur heimische Musikszene? Sind Dir österreichische Bands bekannt, denen Du zutraust, dass ihnen ebenfalls der Durchbruch auf internationaler Ebene gelingen könnte?

L.: Für die heimische Musikszene interessiere ich mich eigentlich weniger, mein Blick war immer auf den wichtigsten europäischen Markt, Deutschland, gerichtet. Mittlerweile ist es gottseidank so daß man als österreichische Band auch nicht mehr so stiefmütterlich behandelt wird, was deutsche Medien betrifft. Eine Band mit denen wir jetzt schon 3 Mal zusammengespielt haben sind VISIONS OF ATLANTIS aus der Steiermark, die haben jetzt auch einen Vertrag bei einem deutschen Label und nehmen bald ihr Debutalbum auf. Es ist ihnen zu wünschen, daß sie ebenfalls größer rauskommen. Ansonsten haben wir aber keinen Kontakt zu anderen Bands.

T.H.: Empfindest Du es als richtig, dass es österreichische Bands zum Teil schwerer haben, sich international zu behaupten? Viele Fans orientieren sich bekanntlich ja sehr an der Herkunft der jeweiligen Band, und nicht immer nur an deren musikalischen Klasse.

L.: Wenn eine Band gut ist, sollte es relativ egal sein wo sie herkommt. Ich denke aber, daß man es als österreichische Band in Österreich selber schwerer hat. Daran sind zum Teil die Bands aber auch selber schuld. Sich in Österreich in den Clubs die Finger wund zu spielen, bringt dich auf internationaler Ebene auch nicht weiter. Der beste Weg ist schlicht und einfach sich mit einem international konkurrenzfähigen Produkt bei den Labels zu bewerben und da sollte von den Songs, dem Sound und der Aufmachung schon mal alles stimmen, sonst sind die Chancen wieder erheblich geringer.

T.H.: Vielen Dank für das Interview. Letzte Worte?

L.: Einen dicken Gruß an alle unsere Fans und besucht unsere Homepage

 


www.edenbridge.org

 

Band-Biografie (Quelle Wikipedia)

Edenbridge ist der Name einer österreichischen Musikgruppe, die im Jahr 1998 von dem Gitarristen Arne „Lanvall“ Stockhammer zusammen mit dem Bassisten Kurt Bednarsky, dem Schlagzeuger Roland Navratil und der Sängerin Sabine Edelsbacher als Frontfrau gegründet wurde.

Stilistisch spezialisieren sie sich auf melodischen und sinfonischen Metal mit progressiven Tendenzen. Sie selbst bezeichnen den eigenen Stil als „Angelic Bombastic Metal“ – und sind somit am ehesten zwischen Bands wie Nightwish und Within Temptation einzuordnen.

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