Die Österreicher EDENBRIDGE können mit Stolz auf einen beachtlichen Werdegang zurückblicken. Ihre ersten beiden Werke wurden nicht nur von der Fachpresse mit Lob bedacht, sondern es wurden bei beiden Alben auch vorzügliche Absatzzahlen erreicht. Diese Tage erschien das bereits 3. Werk der Band namens „Aphelion“. Viele gute Gründe also, um dem Gitarristen und Kopf der Band, Lanvall, einige Fragen zu stellen.
Das letzte Interview führten wir im Jänner letzten Jahres. Damals war Euer Zweitwerk „Arcana“ erst wenige Monate alt. Wie steht Ihr heute zu dem Album? Konnten die beachtlichen Verkaufserfolge des Erstlings noch bedeutend übertroffen werden?
Während viele Bands einen Einbruch in den Verkaufszahlen erlitten haben, konnten wir die unseren steigern. Ich stehe nach wie vor voll und ganz hinter „Arcana“, ich denke es befinden sich klasse Songs auf dem Album. Jedes Album markiert einen Schritt, eine Stufe auf der Leiter, und mein Ziel ist es mich mit jedem Album zu steigern, sei es jetzt kompositorisch, arrangementmäßig bzw. produktionstechnisch.
Im Vorjahr absolviertet ihr des weiteren auch eine Tournee, die Euch u.a. (während der Fußballweltmeisterschaft) nach Südkorea führte. Eurem Gig im Rahmen des „Internationalen Busan Rock Festival“ wohnten nicht weniger als 20.000 Menschen bei. Wie ist die Tour allgemein bzw. speziell in Asien für Euch gelaufen?
Nun, die Europatour ist sehr zwiespältig zu sehen. Das Package (METALIUM/EDENBRIDGE) passte leider nicht wirklich zusammen. Unsere Fans verließen meistens nach unserer Show die Halle, da sie METALIUM nicht interessierte und umgekehrt. Die Tour war unglaublich schlecht promotet. Der positive Aspekt war, daß wir in vielen Ländern spielten, so führte uns die Tour durch Deutschland, Schweiz, Spanien, Niederlande, Schweden und Norwegen.
Korea hingegen war der absolute Hammer. Es war das erste Mal, daß wir vor solch einer Menge gespielt haben und die Fans sind schon ausgeflippt, als wir die Bühne betreten haben und Line-Check gemacht haben. Auch die 2.Show mit SINERGY in einem Club in Seoul war genial. Wir residierten dort drüben in den feinsten Hotels, hatten während des Festivals eine eigene Betreuerin, die sich um uns kümmerte, auf dem Weg zum Flughafen hatte der Bus mit Sinergy und uns Polizeieskorte und es waren ständig Bodyguards um uns rum, unglaublich. Diese Woche war sicherlich eine der intensivsten meines ganzen Lebens.
Was die Fußball-WM betraf, man traf überall Fans aus aller Welt die friedlich durch die Straßen zogen, das Flair war toll. Und die Fans sind einfach gigantisch.
Auch eine Tour in Brasilien war in Planung. Leider ist es bis dato nicht dazu gekommen. Wird diese Gastspielreise eventuell doch noch stattfinden?
Ich denke schon. Die Tour war für Ende Oktober geplant, leider war die Wirtschaft dann am absoluten Boden. Die Währungsentwertung wurde von Tag zu Tag schlimmer, so dass eine Tour unmöglich wurde. Mittlerweile soll es sich wieder etwas gebessert haben und der Plan besteht, daß wir im April dort touren. Fix ist das aber noch nicht.
Euer bisheriger Bassist, Kurt Bednarsky, hat Euch vor einiger Zeit verlassen. Was war der Grund seines Ausstieges, und wie gestaltete sich die Suche nach einem fähigen Nachfolger bisher?
Kurt teilte uns seinen Ausstieg bereits im Dezember 2001 mit. Er hat einen sehr zeitaufwändigen Job und er wollte seinen Urlaub nicht mehr ausschließlich für die Band opfern, was ich absolut verstehen kann. Kurt ist aber nach wie vor ein guter Freund und das wird auch so bleiben. Für ihn war es sicherlich klasse, daß er seine letzten Shows eben in Korea absolvieren konnte. Ersatz haben wir noch nicht gefunden, letztes Jahr hat uns ein Freund am Bass ausgeholfen. Es ist anscheinend wahnsinnig schwierig in Österreich einen guten Mann zu finden. Wir haben wirklich Angebote aus aller Welt erhalten, Leute aus Brasilien wären auf eigene Kosten zu einer Audition nach Österreich geflogen, unglaublich ! Nur wollen wir jemanden finden, der auch konstant mit uns probt. Alle Bassisten, die sich angesprochen fühlen, schreibt mir ein Mail: (lanvall@edenbridge.org).
Kürzlich ist nun Euer 3. Werk „Aphelion“ erschienen. Wer spielte dafür die Bassparts ein? Worin liegen Deiner Meinung nach die wesentlichsten Unterschiede zu den beiden Vorgängeralben?
Die Bassparts spielte ein Studiomusiker ein. Natürlich hätte ich sie auch selber einspielen können, nur ich bin mit Gitarren und Produzieren sowieso schon ausgelastet.
Ich denke, daß „Aphelion“ bis dato die beste Produktion hat und um einiges heavier und symphonischer ist als die beiden Vorgänger. Wir wollten die Gitarren dieses Mal einfach mehr in den Vordergrund stellen, da es die Songs einfach verlangt haben.
Auf eben diesen ist beim Song „Red ball in blue sky“ auch die Stimme von Ex-ROYAL HUNT/SILENT FORCE-Sänger D.C. Cooper zu hören. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
D.C. ist seit langem einer meiner und auch Sabines Lieblingssänger. Sabine nahm dann im März 2001 einen Song zum „Missa Mercuria“-Album auf, wo D.C. musikalischer Kopf war. Er war glücklicherweise auch im Studio und wir lernten uns kennen und verstanden uns blendend. Als ich „Red ball in blue sky“ dann fertig hatte, dachte ich mir, es wäre doch klasse, wenn wir D.C. als Duettpartner von Sabine miteinspannen könnten. Gesagt, getan. D.C. war im November in Deutschland und kam 2 Tage im Studio vorbei und leistete einen Riesenjob. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper, wie D.C. einige Parts einsang.
Wie viel Zeit hat eigentlich das Songwriting für „Aphelion“ in Anspruch genommen? Warst Du imstande sämtlich Songs quasi in einem Guss zu komponieren? Oder gab es Tage, an dem Du weniger kreativ warst, und daher gezwungenermaßen eine Pause einlegen musstest?
Die Songs entstanden ungefähr in der Zeitspanne von einem Jahr. Gleich nach Beendigung von „Arcana“ machte ich mich ans Songwriting für „Aphelion“. Natürlich gab es Phasen, an denen ich auch weniger kreativ war, das ist ganz normal. „Red ball in blue sky“, der mit Abstand komplexeste Song, den ich je geschrieben habe war zum Beispiel so ein Fall, ich kam 2-3 Monate nicht weiter. Ich habe ihn dann einfach mal beiseite gelegt und als die richtigen Ideen da waren wieder aufgegriffen. An Eindrücken hat es diesmal auch ganz sicher nicht gemangelt, eine Europatour durch viele Länder, Korea und ein Klasseurlaub auf Rhodos haben ihr übriges getan.
Stelleweise versprüht so mancher EDENBRIDGE-Song fernöstliches Flair. Wie ist dies zu erklären? Hast Du ein spezielles Faible für asiatische Kultur bzw. Musik?
Ich stehe sehr auf fernöstliche Saiteninstrumente und auch auf Künstler die diese häufig verwenden. Deswegen ist es für mich auch natürlich diese Einflüsse in der Musik von Edenbridge zu verarbeiten, da auch kaum jemand sonst damit arbeitet. Ich habe mir auch geschworen in Zukunft von überall auf der Welt, sofern wir dort touren eines mitzunehmen. Die Bouzouki, die ich mir in Griechenland gekauft habe, ist z.B. schon im Opener „The Undiscovered Land“ zu hören.
Welche Themen behandeln die Texte auf „Aphelion“? Handelt es sich hierbei gar um ein Konzeptalbum?
Es ist kein Konzeptalbum, aber der Titel „Aphelion“, der „entferntester Punkt“ bedeutet,zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Er manifestiert sich dabei im räumlichen Sinn (The Whispering Gallery), im universellen Sinn (Farpoint Anywhere, The Undiscovered Land, Skyward), im menschlichen Sinn (The Final Curtain, Perennial Dreams) und im zeitlichen Sinn. Insofern kann man textlich vielleicht doch von einem Konzept sprechen.
Wer zeigt sich eigentlich für Eure Coverartworts verantwortlich? Die limitierte Version von „Aphelion“ wird ja mit einem hochwertigen 3D-Cover (+ Bonustrack) ausgeliefert.
Das Cover stammt wieder von Markus Mayer, der auch schon unsere ersten beiden Covers entworfen hat. Die limitierte Version mit dem 3-D Cover schaut fantastisch aus, es war eine gute Idee von Massacre Records dies zu verwirklichen.
Wie sieht es mit Nebenprojekten bzw. Gastauftritten aus? Ich habe gelesen, dass Du wieder an Material für Dein Soloprojekt arbeiten sollst. Auch Eure Sängerin hat ja schon Gesangsparts für andere Bands/Projekte beigesteuert.
Ja, ich arbeite gerade an meinem 4. Soloalbum, das bis zum Sommer fertig sein könnte. Es wird ein Instrumentalalbum werden, aber keines dieser „schnell, schneller, am schnellsten Gitarrenalben“, sondern eine Verbindung von Orchester, meinem Gitarrenspiel und Rock/Metal. Sabine hat bereits anzwei Projekten mitgewirkt, am Beto Vazquez INFINITY-Album und am MISSA MERCURIA Projekt. Ich finde das sehr gut, denn dadurch erschließt man sich auch neue Fanschichten, die ansonsten vielleicht nicht mit der Musik von EDENBRIDGE in Berührung gekommen wären.
Du hast in der Vergangenheit ja auch schon mit dem bekannten österreichischen New Age-Musiker GANDALF zusammengearbeitet. Besteht die Möglichkeit, dass es in naher Zukunft wieder zu einer solchen musikalischen Unterstützung Deinerseits kommen könnte?
Sag niemals nie. Gandalf ist einer meiner besten Freunde und ist seit mehr als 20 Jahren im Geschäft. Allerdings besteht momentan kein Plan für etwas Gemeinsames. Ich würde es aber irgendwann als durchaus reizvoll empfinden. Auf meinem 2.Soloalbum „Auramony“ ist Gandalf ja auch zu hören, u.a. auf einem kleinen Gitarrenduell mit mir.
Wie lauten Eure weiteren Zukunftspläne? Kann in den nächsten Monaten mit einer EDENBRIDGE-Tour gerechnet werden?
Ich hoffe es. Momentan ist aber noch nichts bestätigt.
Vielen Dank für das Interview. Last words?
Danke an alle unsere Fans für Eure Treue.
Edenbridge ist der Name einer österreichischen Musikgruppe, die im Jahr 1998 von dem Gitarristen Arne „Lanvall“ Stockhammer zusammen mit dem Bassisten Kurt Bednarsky, dem Schlagzeuger Roland Navratil und der Sängerin Sabine Edelsbacher als Frontfrau gegründet wurde.
Stilistisch spezialisieren sie sich auf melodischen und sinfonischen Metal mit progressiven Tendenzen. Sie selbst bezeichnen den eigenen Stil als „Angelic Bombastic Metal“ – und sind somit am ehesten zwischen Bands wie Nightwish und Within Temptation einzuordnen.
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