RUNNING WILD - Live
RUNNING WILD
Live
(Heavy Metal | Hard Rock)

 


Label: GUN Records
Format: (Live)

Release: 2003


Meine persönliche Meinung betreffend des letzten Studioalbums der deutschen Könige des Power Metals, RUNNING WILD, welches mit „The Brotherhood“ betitelt war, war sehr zwiespältig – dass das vor allem am Sound und nicht am neuen Songmaterial an sich lag, zeigen die amtlich krachenden, sauber runter gespielten und mörderisch harten Live-Versionen von Stücken wie „Soulstrippers“, dem Titeltrack, „Crossfire“ oder auch „Welcome To Hell“. Somit sollten all jene Zweifler, die die Hamburger aufgrund des letzten Albums bereits abgeschrieben haben, nach dieser Darbietung (egal ob auf DVD oder CD – oder am besten überhaupt live) wieder von den Qualitäten der Mannen um Rock N Rolf überzeugt sein.
Klar, bei Live-CDs stellt sich immer zu aller erst die Frage nach dem Sinn derselben – im Prinzip handelt es sich im bestem Fall um eine gute Best-Of mit einem passenden Querschnitt durch die komplette Discographie und gutem Sound, im schlechtesten Fall um Live-Versionen der letzten Veröffentlichung mit ein paar dazwischen gestreuten Klassikern – und das vielleicht auch noch „wirklich live“ – dünner Sound, Rauschen, ein Publikum, das die Band übertönt, und vielleicht auch noch massig Spielfehler. Angesichts der Tatsache, dass die letzte Liveplatte von RUNNING WILD – „Ready For Boarding“ – mittlerweile 15 Jährchen am Buckel hat, macht eine neue Dokumentation des Live-Könnens durchaus Sinn, zumal nicht nur Tracklisting und Sound absolut überzeugen können, sondern die Verkleidungsfetischisten auch beweisen können, dass sie von vielen nach der umstrittenen „The Brotherhood“ vorschnell abgeschrieben wurden.

Bereits knapp 20 Jahre hat die Band auf dem Buckel, und von der alten Power ist nichts verloren gegangen – um ehrlich zu sein, kann ich mich an keine einzige schwache Veröffentlichung erinnern, die Rock N Rolf und Co. über die Ladentische hätten wandern lassen – selbst „The Brotherhood“ ist nach ein paar Durchläufen einfach nur „typisch RUNNING WILD“, dass aber trotzdem (oder gerade desshalb) einige liebgewonnene Klassiker auf dieser Veröffentlichung fehlen, versteht sich von selbst, wenn einem eben nur eine Doppel-CD zur Verfügung steht beziehungsweise während einem Konzert eben nicht jeder Song einer jeden Veröffentlichung gespielt werden kann – und mit „Under Jolly Roger“ wurde wenigstens EINER der wichtigsten Tracks nicht vergessen („Conqustadores“ dafür aber schon hehe…). Einzig und allein der selten einfallslose Titel „Live 2002“ kann für mich zum Kritikpunkt werden, da auch wenn eine Menge Klassiker auf dieser am 30.03.2002 in Osnabrück aufgenommenen Show fehlen, so sind nicht nur wiederum eine Menge Klassiker dargeboten worden (und somit auch auf CD / DVD zu hören beziehungsweise zu sehen), als sich auch mit den neuen Stücken „The Brotherhood“ und „Unation“, aber auch dem minimalistischen (und schon älteren) „Purgatory“ oder der (ebenfalls älteren) Brechergranate „Blazon Stone“ einige unerwartete Highlights herauskristalisiert haben. Besonders „Unation“ entwickelt echte Hymnenqualitäten, was ich mir beim ersten Durchlauf der letzten Studio-Langrille der Hamburger noch nicht gedacht hätte. Aber auch eine Menge anderer älterer Songs offenbaren ungeahnte Qualitäten, während man über Klassiker wie „Prisoners Of Our Time“, „Bad To The Bone“ oder „Under Jolly Roger“ wohl nicht lange diskutieren muss.

Der Sound ist jedenfalls wirklich erste Sahne und bringt die Wucht der einzelnen Songs gut zur Geltung, besonders die zweite Gitarre, für die sich Bernd Aufermann (ex-ANGEL DUST) zur Verfügung gestellt hat, tut den Songs sehr gut. Natürlich werden jetzt einige Oberaffen wieder etwas von Nachbearbeitung faseln, nur damit es wenigstens ETWAS zu kritisieren gibt, aber wenn es stört, dass man auf Live-Veröffentlichungen auch MUSIK anstatt nur Gerausche zu hören kriegt, der gehe auf www.ebay.de und suche nach Bootleg-Veröffentlichungen – schweineteuer und klingt wie „The Brotherhood“ auf nem Tape in ner rennenden Waschmaschine. Ich finde den Sound jedenfalls absolut top, und obwohl er schön poliert worden ist, versprüht das Ganze noch immer die Spielfreude der Band sowie Live-Atmosphäre.

Einzig und allein das absolut lieblos gestaltete Booklet (passend zum Titel *gähn*) macht diese Doppel-CD etwas schlechter, ein paar Fotos mehr hätten sicher nicht geschadet und auch kein allzu großes Loch ins Budget gerissen – Pflichtkauf ist „Live 2002“ allerdings trotzdem nur für jene, die einfach nicht den kompletten Backkatalog im Regal stehen haben wollen (oder bereits haben), ein Livealbum ist einfach nur eine mehr oder weniger gute Best-Of. Man kann Livealben generell als überflüssig bezeichnen, man kann aufgrund der letzten Scheibe sauer auf RUNNING WILD sein, man kann sogar Rock’n’Rolfs Verkleidungstick dämlich finden – Tatsache jedoch ist, dass „The Brotherhood“ live um einiges besser rüber kommt, als auf der regulären Studioveröffentlichung und somit haben RUNNING WILD hiermit mehr als eindeutig bewiesen, dass selbst nach 20 Jahren noch lange nicht Schluss mit lustig ist – und genau DAS macht diese CD trotz alledem zu etwas besonderen für mich. Punkt.

 


Tracklist „Live“:
1. March Of The Final Battle
2. Welcome To Hell
3. Bad To The Bone
4. Lead Of Gold
5. Riding The Storm
6. When Time Runs Out
7. The Brotherhood
8. Soulless
9. Blazon Stone
10. Crossfire
11. Metalmachine Solo
12. Kiss Of Death
13. Uaschitschun
14. Unation
15. Victory
16. Prisoners Of Our Time
17. Purgatory
18. Soulstrippers
19. Under Jolly Roger
Gesamtspielzeit: 130:00


www.running-wild.net

 

RUNNING WILD - Rapid Foray
RUNNING WILD – Live
LineUp:
Share on: