Ocean Machine – Biomech
(Progressive Metal)
Label: InsideOut
Format: (LP)
Release: 1998 | 2003
Betrachtet man die Malerei aus kunstgeschichtlicher Perspektive, fällt auf, das eine Art zu malen, ein Trend oder eine Bewegung, immer von einer Gegenbewegung abgelöst wurde, die das genaue Gegenteil der vorherigen Schule war, in Stil, Wahrnehmung, Einsatz von Farben, etc. Als Beispiel diene der zarte, glorifizierende Impressionismus, auf welchen der harte, emotionelle Expressionismus folgte.
Dieses Phänomen vollzieht sich bei DEVIN TOWNSEND von Album zu Album: Auf den ultraheftigen STRAPPING YOUNG LAD folgte ein gleichsam relaxtes wie bombastisches Projekt, das meist sanft im Gehörgang dahinplätschert, aber dabei permanent zu faszinieren weiß. Mysteriöse Synthie-Sounds, eine verfremdete Stimme, unglaublich klare Gitarren und stampfende Doublebasses eröffnen „Seventh Wave“. Die Drums gehen in normale Rhythmen über und der Song nimmt regelrecht Fahrt auf. Man meint vor etwas unfassbar großem zu stehen und wagt nicht, sich zu rühren. Irgendwann bemerkt man, dass es mal wieder Zeit wäre Luft zu holen – man versinkt. Zugegeben dieser Effekt stellt sich erst nach mehrmaligem Hören ein, wenn man alle Nuancen, Klänge registriert hat und sich deswegen ganz auf diesen Sound konzentrieren kann. Die Produktion von Townsend ist nahezu perfekt: Die Gitarren sind einfach exzellent, einnehmend, unglaublich rein, frei von jeglicher Distorsion oder Rückkoppelung. Die Drums schmettern wuchtig und sind von hypnotischem Groove. Der Bass wurde exakt so abgemischt, dass er nicht störend im Vordergrund wummert, sondern den Gesamtsound erst wirklich fett macht. Am prägnantesten jedoch sind die Synthies: Originell, songdienlich eingesetzt und eine futuristische Atmosphäre generierend. Mit „Life“ folgt ein durch und durch lebensbejahender, sommerlicher Track, dessen Refrain mit einem entzückendem Riff gekoppelt ist, was der Nummer einen enorm hohen Wiedererkennungswert beschert.
Mit „Sister“ und „3 A.M.“ folgen Soundcollagen, die in „Voices In The Fan“ münden, einem Song von entspannter Leichtigkeit, welche, wie bei „Night“ und „Hide Nowhere“, in ständigem Kontrast zu Devins eigenwilligem, aber meisterlichem Gesang steht. „Voices…“ endet mit einer einfach nur schönen Kirchenchorpassage. Nach der gemäßigten Nummer „Greetings“ knallt der härteste Song der OCEAN MACHINE (welch Titel!) durch das Trommelfell: „Regulator“. Zu sehr, sehr friedlichen Klängen gibt uns dann „Funeral“ Gelegenheit zu einer Verschnaufpause. Falls jemals der Weltfrieden verkündet werden sollte…hier wäre der ideale Soundtrack dafür. Das zweigeteilte „Bastard“ läutet die Endphase der Scheibe ein: Ein elegisches Riff, das das gesamte Epos durchzieht, ernüchterter Gesang, geniale Soli und ein Songaufbau der eine resignierte Stimmung in eine hoffnungsvolle wandelt – in über zehn Minuten. „The Death Of Music“ basiert auf lediglich einem Drumbeat zu dem sich dutzende Samples und unauffälige, sich zurückhaltende Gitarren gesellen. Doch permanent nimmt der Song an Intensivität zu, Devins Gesang wird emotionaler, majestätische Syntheziser setzten ein.
Plötzlich aber flacht alles ab. Nurmehr der Drumbeat ist zu hören. Der Song scheint von vorne zu beginnen. Behutsam pegeln sich die Synthies wieder ein, bis nur noch Townsend zu hören ist, der bald darauf verstummt. Der altbekannte Drumbeat meldet sich zurück. Ein Sample mit Devin ist zu hören. Drumbeat wird leiser. Ende. „Thing Beyond Thing“ wiegt einen danach in den Schlaf. Ein zum Heulen schönes Liebeslied. Kurz nachdem auch „Thing…“ geendet hat…aber hört selbst (nur nicht zu laut!).
Tracklist „Ocean Machine – Biomech“:
1. Seventh Wave
2. Life
3. Night
4. Hide Nowhere
5. Sister
6. 3 A.m.
7. Voices In The Fan
8. Greetings
9. Regulator
10. Funeral
11. Bastard 1 / Not One Of My Better Days 2 / Girl From Blue City
12. The Death Of Music
13. Thing Beyond Thing
Gesamtspielzeit: 74:00
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